Der Stärkste trägt Rosa
Egan Bernal war im Finale der 9. Etappe eindeutig der Stärkste. Er griff auf dem Schotter an, zog davon und holte sich den Sieg. So trägt er ab Montag das Rosa Trikot. Voll verdient. Im Sieger-Interview rollten ihm die Tränen die Wange hinab und ihm fehlten die Worte. Was ihm dieser Sieg und das Rosa Trikot bedeuten mag, nach den Rückschlägen 2020, kann man nur erahnen.
Geplant hatte das Team vor der Etappe nicht damit, doch so wie sich das Rennen entwickelte, bekam Bernal die Chance zur Attacke auf den Etappensieg. Gehe sorgsam mit deinen Kräften um, aber nutze die Chancen, wenn sie sich bieten – ist eine alte Klassementfahrer-Weisheit. Das Team Ineos-Grenadiers musste während der Etappe nich übermäßig viel Kraft investieren, aber Bernal nimmt Remco Evenepoel und Dan Martin am Ende inklusive Bonifikation 20 Sekunden ab.
Bleibt Bernal so stark, wie er aktuell ist, wird ihm das Trikot nur sehr schwer abzujagen sein. Im Moment ist das Maglia Rosa dort, wo es hingehört – auf den Schultern des Stärksten im Peloton.
Vollgas-Start
Wieder wollten viele Fahrer in die Gruppe und erneut uferte der Ausreißer-Kampf komplett aus. Durch den langen Kampf um die Gruppe des Tages wurde die Chance für die Ausreißer am Ende auch mit zunichte gemacht. Denn das Feld gönnte der Fluchtgruppe nur einen kleinen Vorsprung und nach 70 Kilometern Großkampf um die Gruppe war der Weg bis ins Ziel nicht mehr all zu weit, was dem Feld entgegen kam.
Faszinierend und höchst unterhaltsam sind diese ersten Rennstunden auf solchen Etappen. Da das Rennen nun in voller Länge übertragen wird, können sie Zuschauern diesen harten Kampf um die Gruppe mitverfolgen. Für die Zuschauer toll, aber da haben sicher einige Fahrer richtig Körner gelassen.
Geoffrey Bouchard – das Bergtrikot tröstet
Erst auf dem letzten Kilometer flogen die Klassementfahrer an Geoffrey Bouchard und Koen Bouwman vorbei. Bouchard hatte sich recht früh aus der Ausreißergruppe abgesetzt und verbissen an der Spitze gekämpft. Bei ihm und Bouwman schwanden nach der kräftezehrenden Flucht die Kräfte und sie konnten nicht dagegenhalten. Im Ziel saß Bouchard enttäuscht und erschöpft am Boden, hatte er seinen ersten Profi-Sieg lange so nah vor Augen.
Doch ab Montag ist er in Blau unterwegs, denn er sammelte während der Flucht ausreichend Bergpunkte und liegt nun die dieser Sonderwertung vorn. Vor zwei Jahren war er auf der 16. Etappe der Vuelta in der Fluchtgruppe des Tages und hatte das Bergtrikot übernommen. Er gab es bis zum Ziel in Madrid nicht mehr ab. Mal schauen, was beim Giro passiert.
Attila Valter – Ende des Traums
Nach drei Tagen in Rosa muss Attila Valter das Rosa Trikot wieder abgeben. Er bekam es durch einen harten Kampf und musste es nun wenig überraschend an Bernal abgeben. Aber erneut versuchte Valter bis zum letzten Kilometer alles, um das Trikot zu behalten. Es war die nächste starke Leistung des 22-jährigen Ungarn, der immer noch auf Rang fünf der Gesamtwertung liegt. Zum Abschied küsste er das Rosa Trikot im ziel.
Der Rosa-Traum musste irgendwann enden, aber so beherzt und stark wie er hier auftritt, wird er schon bald wieder bei einem Rennen Akzente setzen.
Buchmann solide, Evenepoel & Ciccone stark
Der Trend der bisherigen Etappen in Sachen Gesamtwertung setzte sich fort. Bernal ist der stärkste Fahrer im Feld, aber Giulio Ciccone und Remco Evenepoel (Foto oben) überzeugen bislang ebenfalls. Auch Alexandr Vlasov zeigte ein starkes Rennen.
Insgesamt bleiben die Abstände in der Gesamtwertung sehr gering. Ganz sicher dürfte es nach dem Geschmack der Veranstalter sein, dass die Top-Favoriten mit nur wenigen Sekunden Abstand in den ersten Ruhetag gehen.
Auch Emanuel Buchmann bleibt in der Gesamtwertung vorn dabei. Als aktuell 15. sind es bis zu den Top5 nur 63 Sekunden.
Die Gesamtwertung der GC-Favoriten:
1 | Egan Bernal | INEOS Grenadiers | ||
2 | Remco Evenepoel | Deceuninck – Quick Step | +0:15 | |
3 | Aleksandr Vlasov | Astana – Premier Tech | +0:21 | |
6 | Hugh Carthy | EF Education – Nippo | +0:44 | |
8 | Dan Martin | Israel Start-Up Nation | +0:51 | |
9 | Simon Yates | BikeExchange | +0:55 | |
10 | Davide Formolo | UAE | +1:01 | |
12 | Marc Soler | Movistar | +1:20 | |
13 | Romain Bardet | DSM | +1:20 | |
15 | Emanuel Buchmann | Bora-hansgrohe | +1:46 | |
16 | Vincenzo Nibali | Trek – Segafredo | +2:12 | |
22 | Jai Hindley | DSM | +4:27 | |
23 | João Almeida | Deceuninck-Quick Step | +4:55 | |
29 | George Bennett | Jumbo-Visma | +10:33 | |
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