Endlich ging der Plan perfekt auf
Immer wieder hatte es Bora-hansgrohe in den vergangenen Rennen, beispielsweise bei der Tour 2020, probiert, die Sprinter an den Anstiegen abzuhängen, um dann mit Peter Sagan den Sieg einzufahren. Mal hatte Sagan Pech, mal waren andere besser – aber irgendwie klappte es nicht.
Aber heute lief es einfach perfekt! Matteo Fabbro, Maciej Bodnar, Giovanni Aleotti, Daniel Oss, Felix Großschartner – selbst GC-Mann Emanuel Buchmann beteiligte sich zeitweise an der Führungsarbeit. Natürlich hatte auch Cesare Benedetti seinen Beitrag geleistet. Ihnen wird der Champagner vor dem Ruhetag ganz sicher schmecken. Es war ein beeindruckender Kampf des Teams, der nicht ohne Risiko war. Aber diesmal klappte es endlich und sie fuhren den verdienten Lohn ein. Natürlich profitierte man auch davon, dass viele Fahrer nach den harten ersten neun Tagen etwas müde waren. Aber das gehört dazu.
Dieser Erfolg war für das Team enorm wichtig. Sie sind als Einheit aufgetreten, haben abgeliefert und gewonnen. Unwichtig, wo Sagan im kommenden Jahr fährt. Nebensächlich, dass man im Frühjahr nicht so erfolgreich war, wie gehofft. Sie haben es auch sich selbst gezeigt, dass sie es können. Für eine Mannschaft, die im vergangenen Jahr oft Pech hatte, eine ganz wichtige Erfahrung.
Sie haben immer hohe Ziele, scheuen sich nicht, sie zu formulieren. Mit diesem Erfolg wird das Selbstbewusstsein sicher gewachsen sein. Und so wie sich Emanuel Buchmann heute für Sagan ins Zeug gelegt hat, wird das Sagan für Buchmann tun. Oder für Großschartner, oder für Fabbro. Radsport ist eine Mannschaftssportart – diese 10. Etappe ist ein wunderbares Beispiel dafür.
Drei Sack Körner für drei Sekunden
Wie sich Remco Evenepoel und Egan Bernal am Zwischensprint um die Bonussekunden stritten, war ein spektakuläres Schauspiel. Drei Sekunden gab es zu holen, zu wenig für einen Trikot-Wechsel. Aber Evenepoel wollte unbedingt ein klein wenig Boden gut machen. Ineos Grenadiers spielte das Spiel mit und hielt voll dagegen. Am Ende holte der explosivere Jhonatan Narváez für seinen Kapitän Bernal die drei Sekunden, sodass für Evenepoel nur ein Sekündchen Zeitgewinn zu Buche steht.
Irre, mit welchem Aufwand um Sekunden gesprintet wird, blättert man im Roadbook ein wenig nach vorn und schaut auf die noch anstehenden Bergetappen.
Aber es ging ganz sicher vielmehr um ein Signal, als die Sekunden. „Junge, ich werde um jede Sekunde mit allen Mitteln kämpfen“. Gegen: „Ich halte voll dagegen, immer.“ Der Zuschauer freut sich schon auf die nächsten Etappen.
Peter im Ciclamino, Bora-Sieg Nr. 2
Mit dem Etappensieg holte Peter Sagan auch das Maglia Ciclamino. Die meisten Sprinter gingen leer aus, so machte Sagan richtig Boden gut. Viele Sprintetappen gibt es nicht mehr, so wird es bei den Zwischensprints wohl hart zur Sache gehen. So wie sich dieser Giro aktuell gestaltet, wird vielleicht am Ende Davide Cimolai der härteste Gegner im Kampf um die Sprintwertung sein. So wie man Sagan kennt, wird es jetzt extrem schwer, ihm das Trikot noch einmal abzujagen.