Zu viel Drama schadet

Wieder überschatteten Stürze das Finale. Erst erwischte es Primoz Roglic und David Gaudu, dann Jack Haig & weitere Fahrer und am Ende auch noch Caleb Ewan und Peter Sagan. Diese dritte Etappe hat vermutlich weitreichende Folgen für den weiteren Verlauf der Tour. Primoz Roglic hat sich glücklicherweise nichts gebrochen, wird aber schmerzvolle Tage vor sich haben, mit all den Abschürfungen am Körper. Zudem büßte er fast eine Minute auf die anderen Favoriten um Pogacar, Uran und Gaudu ein. Auf Mas, Fuglsang, Kelderman und Carapaz sogar noch mehr. Der Kampf der besten Fahrer um den Toursieg wird nicht nur am Berg, oder im Zeitfahren entschieden – unnötige Stürze beeinflussen den Kampf um Gelb enorm.

Aber es ist nicht nur der sportliche Einfluss, der die Lust am Zuschauen nimmt. Die Bilder, wie Jack Haig regungslos am Boden liegt, lassen das Radrennen in den Hintergrund treten. Ja, diese Stürze gehören zum Radsport dazu, wie es Thomas de Gendt nach dem Rennen sagte. Der Stress im Finale ist enorm, der Druck bei der Tour eben besonders groß. Es wird vereinzelt mehr Risiko genommen, als es gut ist, oder man bei anderen Rennen nehmen würde. Angeblich soll allein die Tour 80% des Gegenwertes für das Engagement der Sponsoren bieten. Immer wieder hört man von Fahrern, dass es bei den großen Rennen gefährlicher geworden ist, weil auch im Peloton immer rauer agiert wird. Der vorprogrammierte Stress im Feld, dazu ein Parcours wie der im Finale der dritten Etappe – es sind Stürze fast vorprogrammiert.

Die Kritik der Fahrer an der Streckenführung kann man nachvollziehen, auch wenn die Stürze von Roglic und Ewan wohl nicht direkt mit der Streckenführung zusammenhingen. Es gab mehrere enge Kurven und die Straße war an einigen Stellen recht schmal. Alle Teams wussten das natürlich vor dem Rennen. Doch warum bei der Tour eben nicht so einfach eine Position hergeschenkt wird, wurde oben ja beleuchtet. Nun der Organisation einfach zu unterstellen, sie suchten das Spektakel und die Stürze seien ein willkommener Teil, greift auch zu kurz. Eine Streckenplanung ist keine leichte Aufgabe und man ist von Etappenorten abhängig. Dazu sei der Podcast zur Streckenplanung der Deutschland-Tour empfohlen, in dem Fabian Wegmann die Probleme sehr gut beleuchtet – hier.

Am Ende sollten alle beteiligten Parteien sich sehr darum bemühen, die Rennen sicherer zu machen. Wegen der Sportler, aber auch wegen der Fans. Denn wenn das Publikum vor lauter Stürzen den Spaß am sportlichen Wettkampf verliert, wendet es sich vielleicht ab. So sieht es auch Groupama-FDJ-Teamboss Marc Madiot. „Wir können so nicht weitermachen. Heute werden Kinder, Väter, Mütter zuschauen und sie werden nicht wollen, dass ihre Kinder diesen Sport machen. Wir müssen das ändern, weil wir das nicht so weitermachen können“, so Madiot in einem Interview nach dem Rennen. „Es ist nicht die Schuld des Streckenveranstalters, sondern die von allen: die Organisatoren, die Teams, die Fahrer, die internationalen Verbände“. Auch hier wird man wohl große Schritte in die richtige Richtung machen können, wenn alle beteiligten Parteien zusammenarbeiten. Doch fehlende Kooperation ist auch eines der Probleme des Radsports.

Alpecin-Fenix hat einen Lauf

Das Leadout und der Sprint von Tim Merlier waren stark. Er holt sich verdient den Sieg. Doch am Ende war die Konkurrenz überschaubar. Dafür kann Merlier nichts, das sollte die Freude über den Tagessieg nicht schmälern. Gelb mit Van der Poel, die Mega-Geschichte dieser Tour – dazu nun 2 von 3 Etappen gewonnen – wow!

Schelling hat das Bergtrikot bis Etappe 7 (fast) sicher

Sie haben es ihm leicht gemacht, aber er hat es dankend angenommen. Ide Schelling machte einen Ausflug mit der Ausreißergruppe und hat sich einen Bergpunkt geholt und so das Trikot zurückerobert. Sollte Mathieu van der Poel wenig Interesse an der Bergwertung am Donnerstag zeigen, wird Schelling das Gepunktete Trikot bis mindestens zur siebten Etappe tragen! Stark!

Die Video-Zusammenfassung der Etappe