Die perfekte Attacke
Matej Mohoric ist ein sehr starker Fahrer, hat bereits eine Etappe bei dieser Tour gewonnen und war aus der Fluchtgruppe einer der Favoriten. Aber wie er diesen Sieg eingefahren hat, war exzellent.
Nils Politt setzte 26 Kilometer vor dem Ziel eine Monster-Attacke. Er führte nahezu alle anderen Fahrer in der Spitzengruppe ans Limit, kam aber nicht weg. Da nutzte Mohoric die Gunst der Stunde und attackierte drüber. Alle guckten sich an und keiner konnte, oder wollte die Lücke schließen. Politt versuchte nachzusetzen, doch er wollte die Arbeit nicht allein machen und brach 20-30 Meter hinter Mohoric ab. So ging das Loch auf und Mohoric zog davon. Das war clever und stark!
Ein bemerkenswertes Siegerinterview
Matej Mohoric sprach im Siegerinterview über die Durchsuchung bei seinem Team vor wenigen Tagen. Mohoric sprach reflektiert und klar. Er hob hervor, dass er die Untersuchung auch positiv sieht, denn mit solchen Aktionen wird kontrolliert und Betrug verhindert. Er sprach aber auch an, dass es kein schönes Erlebnis ist, wenn persönlich Sachen, private Nachrichten und Familien-Fotos durchsucht werden.
Er hat damit genau das Spannungsverhältnis offengelegt, in dem Sportler und die Kontrollinstitutionen sind. Der Radsport hat sich eben selbst durch die schlimme Vergangenheit in die Lage gebracht, dass solche Maßnahmen dringend nötig sind. Dass Mohoric, dessen Team betroffen ist, nicht nur darüber meckert, ist bemerkenswert. Ihm ist dabei eben auch klar, dass eine Untersuchung, bei der nichts regelwidriges festgestellt wird, sich am Ende auch positiv auf das Ansehen seines Teams auswirken kann. Dass im Radsport immer Zweifel bleiben und viele Zuschauer skeptisch sind, hat sich der Radsport selbst zuzuschreiben.
Israel Start-Up Nation wieder ohne Erfolgserlebnis
Es läuft einfach nicht, beim Team Israel Start-Up Nation. Der fünfte Platz von Dan Martin auf der 18. Etappe war das beste Resultat bei dieser Tour. Glücklos, manchmal aber auch auch ohne die nötige Cleverness und Konsequenz bleibt man hinter den Zielen zurück. Auch auf dieser 19. Etappe. Man verpasste die zweite Gruppe, was der sportlichen Leistung sicher übel aufstieß und versuchte dann nachzusetzen, gegen die >15-Mann-Gruppe. Ein aussichtsloses Unterfangen. Nun bleiben nur noch ein Zeitfahren und dann der Schlusstag in Paris um die Tour-Bilanz halbwegs zu retten. Zumindest am Sonntag ruhen die Hoffnungen auf dem heutigen Geburtstagskind André Greipel und seine Anfahrer. Sie dürften nun ordentlich Druck spüren.
Zimmermann und Rutsch belohnen sich mit starkem Auftritt
Max Walscheid und Nils Politt waren auch in der Gruppe des Tages und zeigten ein gutes Rennen. An dieser Stelle soll aber die Leistung der beiden Tour-Debütenten Jonas Rutsch und Georg Zimmermann gewürdigt werden. Denn beide haben es während der drei Wochen mehrfach versucht, in die Gruppen zu gehen. Beide fuhren stark, machten ihren Job und dennoch gelang es nicht wie gewünscht.
Auf dieser 19. Etappen haben sie sich selbst belohnt! Sie waren in den Gruppen dabei – Rutsch sogar in der ersten kurz nach dem Start. Rutsch probierte es im Finale mit der Brechstange und auch Zimmermann kämpfte verbissen. Sie haben mehr als ein Ausrufezeichen gesetzt und werden zwar extrem müde sein, aber eine große Portion an Motivation für die nächsten Rennen mitnehmen.