Das olympische Straßenrennen beendete Maximilian Schachmann nach einem starken Auftritt als Zehnter. Im Zeitfahren reichte es dann nur zu Rang 15. „Das Zeitfahren war nix. Ich habe mich durchgequält, aber mehr war einfach nicht drin. Das war das schlimmste TT was ich je gefahren bin„, sagte Schachmann kurz nach der Landung in Europa am Donnerstag.

„Ich habe das Straßenrennen vielleicht einfach noch in den Beinen gehabt. Es waren ja noch mehr Fahrer, die beim Straßenrennen top waren, dann aber im Zeitfahren deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Ich hatte schon vor dem Zeitfahren nicht das beste Gefühl, bin dann aber voll motiviert und einfach nach Plan voll los“, erklärt Schachmann. Er wollte vor allem bergauf aufs Tempo drücken und dann in den leichteren Passagen versuchen, sich etwas Kraft zu sparen.

„Man hat ja ein Gefühl, was die Beine angeht. Du guckst dann auf den Wattmesser – manchmal denkst du dann, cool, das ist viel. Am Mittwoch habe ich gedacht: Oh shit, ist das wenig. Die erste Runde ging noch, die zweite bin ich dann gefühlt nur gekraucht“. Den Mittwoch am Fuji International Speedway wird Schachmann in keiner guten Erinnerung behalten.

Auch wegen der rassistischen Entgleisung des Sportdirektors Patrick Moster. „Ich wurde ja in Japan direkt mehrfach von Medienvertretern dazu gefragt und habe meine Position immer klar gemacht. Ich war geschockt, als ich von den Rufen gehört habe und sage offen, Rassismus hat nirgends etwas zu suchen. Solch ein Vorfall, dann bei Olympia, wo es ja besonders um das Miteinander und den olympischen Gedanken geht, macht betroffen“, so Schachmann.

Ein super Straßenrennen

Beim Straßenrennen am Samstag zuvor lief es hingegen super. Schachmann kämpfte lange um eine Medaille mit. „Das war echt ein knüppelhartes Rennen. Die Strecke, die klimatischen Bedingungen, die Fahrweise – aber ich war lange dabei“, sagt Schachmann, der nach dem Ausfall von Simon Geschke durch dessen Corona-Infektion und die nahezu schlaflose Nacht von Emanuel Buchmann vor dem Rennen (er musste mehrere Corona-Tests machen, wurde mitten in der Nacht abgeholt) nur zwei Helfer dabei hatte.

Aber Schachmann ist mit seinem Rennen zufrieden und will den 10. Rang nicht als schlechtes Ergebnis werten. „Ich war im Finale dabei, habe versucht meine Karten optimal zu spielen. Als ich mit Wout van Aert eine Lücke gerissen hatte, fuhr leider Tadej Pogacar das Loch zu. Später bin ich mitgegangen, wo ich konnte – am Ende war ich leer und hatte Krampfansätze. In solchen Finales, wo die ganze Zeit Gespringe ist, braucht man auch etwas Glück. Aber man hat es ja auch bei Wout gesehen – wenn der angreift, gehen alle mit. So ist das im Radrennen. Richard Carapaz hat den richtigen Moment erwischt und ist super stark gefahren – er hat sich die Goldmedaille absolut verdient. Der stärkste Fahrer im Rennen war aber vielleicht doch Wout van Aert“, sagt Schachmann.

Schachmann hatte einen ähnlichen Rennplan wie van Aert. Den letzten langen Berg ist er sein Tempo gefahren, wollte am Gipfel einfach den Rückstand klein halten, aber nicht bei Attacken überziehen. „Das hat sehr gut geklappt. Ich war überrascht, dass es oben wirklich nur ein paar Meter waren und ich ohne Probleme schnell aufschließen konnte. Wout hat mich da fast noch mehr überrascht – der ist wirklich brutal stark da hochgefahren.“

Nach dem Anstieg begannen in der Spitzengruppe die Attacken. Immer wieder setzten sich Fahrer ab, wurden dann aber wieder eingeholt. „Ich habe schon auch auf Wout und Pogi (Tadej Pogacar) geschaut, aber auch auf meine Chance gelauert. Bei Wout weiß ich vom Amstel, dass man ihm im Flachen keine 10 Meter Loch geben darf, sonst kommt man da nicht mehr hin. Als ich meine Attacke setzte, bin ich richtig tiefgegangen. Aber so muss man es auch probieren – ganz oder gar nicht, denn da sind die besten Fahrer der Welt und es geht um Olympia-Gold. Leider hat uns Pogi da nicht weggelassen. Mit dem Straßenrennen bin ich wirklich zufrieden, auch wenn ich natürlich gern eine Medaille gewonnen hätte“, so Schachmann.

Unter den Corona-Maßnahmen litt auch die Stimmung bei den Olympischen Spielen. Schachmann ist 27 Jahre alt und wird vermutlich noch eine weitere Chance bekommen, auf die Jagd nach einer Olympia-Medaille zu gehen. „Das wäre schön. Und dann hoffentlich auch ohne Corona.“