Julian Alaphilippe

Julian Alaphilippe hat seinen WM-Titel verteidigt. Der Franzose siegte nach 268 Kilometern von Antwerpen nach Leuven als Solist und holte erneut das Regenbogentrikot. Silber gewann der Niederländer Dylan van Baarle. Bronze ging an den Dänen Michael Valgren. Bester Deutscher war Nils Politt auf Rang 16.

So lief das Rennen

Es dauerte einige Kilometer, ehe die frühe Gruppe des Rennens stand. Acht Fahrer setzten sich ab: José Tito Hernández (Kolumbien), Joel Levi Burbano (Ecuador), Pavel Kochetkov (Russland), Rory Townsend (Irland), Oskar Nisu (Estland), Kim Magnusson (Schweden), Jambaljamts Sainbayar (Mongolei). Auch der Österreicher Patrick Gamper setzte nach und gehörte zur Gruppe. „Als ich sah, dass die Gruppe geht, bin ich nachgesprungen“, so Gamper nach dem Rennen. Ihr Vorsprung wuchs schnell an und im Feld kontrollierten die Dänen und die Belgier. 

Bereits 180 Kilometer vor dem Ziel wurde aus dem Feld angegriffen und Magnus Cort, Remco Evenepoel und Benoit Cosnefroy setzten sich ab. „Wenn man sich das Team anguckt, dann ist das keine Überraschung. Wir hatten mehrere Szenarien vor dem Rennen besprochen und dies war eine derer, die wir erwartet hatten“, sagte der deutsche RoadCaptain Nikias Arndt nach dem Rennen über die frühen Attacken der Belgier. 

Die Konkurrenz reagierte und es gab einige Fahrer, die nachsetzten wollten. Schließlich formierte sich eine größere Gruppe mit Declercq, Evenepoel, Cosnefroy, Démare, Roglic, Tratnik, Asgreen, Cort, Haas, Bissegger, McNulty, Hoelgaard, Swift, Eenkhoorn und Erviti. Im Feld gab es mehrere Stürze. Den Italiener Davide Ballerini erwischte es hart, auch Maximilian Schachmann wurde etwas später aufgehalten und konnte nicht mehr aufschließen.

Das italienische Team machte im Feld das Tempo und setzte konsequent nach. Zurück auf dem Stadtkurs in Leuven lag das Feld nur noch wenige Sekunden zurück und 133 Kilometer vor Ziel war der Anschluss an die Gruppe um Evenepoel wieder hergestellt. Auch die frühe Ausreißergruppe um Patrick Gamper wurde eingeholt. „Schade, dass sie uns so früh eingeholt haben“, so der Österreicher.

Sturz von Degenkolb

Weiter wurde hart gefahren und mehrfach attackiert. Das deutsche Team versuchte bei den Attacken mitzugehen. John Degenkolb kam bei hoher Geschwindigkeit zu Fall und so war die deutsche Mannschaft 110 Kilometer vor dem Ziel noch mit Georg Zimmermann, Nikias Arndt und Nils Politt vertreten. 

„Es hat mich bei hoher Geschwindigkeit sehr hart runtergehauen. Es war ein sehr unangenehmer Sturz, ich bin auch auf den Kopf gefallen und mein Helm ist gebrochen“, so Degenkolb. „Mir war anfangs auch schwindelig, das muss ich die nächsten Tage noch beobachten. Ich bin mega enttäuscht, dass mein WM-Rennen so zu Ende gegangen ist. Am Kurs herrschte eine atemberaubende Atmosphäre, Gänsehaut feeling pur“, so Degenkolb.

Politt greift an 

Immer wieder wurde attackiert und 90 Kilometer vor dem Ziel war es Nils Politt, der mit einem Angriff eine größere Gruppe initiierte. „Nachdem die Belgier das Rennen auf der Runde in Leuven schwerer gemacht hatten, dachte ich, es wäre eine Gute Idee mit einer Gruppe voraus zu fahren. Leider lief die Gruppe dann nicht so richtig und viele haben sich angeschaut“, so Politt.

Politt: „Ich weiß nicht was los war“

An der Moskesstraat, rund 70 Kilometer vor dem Ziel, forcierte Michal Kwiatkowski im Feld das Tempo und einige Fahrer bekamen Probleme. An der Spitze musste Nils Politt seine Begleiter ziehen lassen. „Ich weiß nicht, was heute los war, an den Kopfsteinpflaster-Anstiegen habe ich heute irgendwie nicht den Druck aufs Pedal bekommen“, so Politt nach dem Rennen. „Das ist natürlich schade, denn Remco (Evenepoel) bleibt vorn und macht dort noch Arbeit, dann hätte ich vielleicht noch dabei sein können“. Madouas, Evenepoel, Van Baarle, Bagioli und Powless hingegen behaupteten sich an der Spitze. Im Feld kontrollierte das Team der Belgier. 

Attacke Alaphilippe

Rund 57 Kilometer vor dem Ziel forcierte im Bekestraat-Anstieg Julian Alaphilippe das Tempo und es formierte sich eine kleine Gruppe um Alaphilippe, Wout van Aert, Jasper Stuyven, Sonny Colbrelli. 53 Kilometer vor dem Ziel schlossen sie zur Spitze auf. In der Gruppe waren: Alaphilippe, Madouas, Sénéchal, Evenepoel, Stuyven, Van Aert, Mohoric, Colbrelli, Bagioli, Nizzolo, Pidcock, Van Baarle, Van der Poel, Hoelgaard, Powless, Stybar und Valgren.

Am nächsten Anstieg attackierte Alaphilippe und nur Colbrelli konnte folgen. Doch Jasper Stuyven machte dahinter das Tempo und führte die Gruppe wieder ran.

17 Fahrer machen den Titel unter sich aus

Auf die zwei Schlussrunden in Leuven gingen 17 Fahrer an der Spitze. Belgien hatte Evenepoel, Van Aert und Stuyven dabei. Die Italiener und Franzosen jeweils auch drei Fahrer: Alaphilippe, Sénéchal, Madouas (Frankreich), Colbrelli, Nizzolo und Bagioli (Italien). Dazu die beiden Niederländern Van der Poel und Van Baarle, der Däne Valgren, der Tscheche Stybar, Mohoric (Slowenien), Powless (USA), der Brite Pidcock und der Norweger 
Hoelgaard.

Evenepoel machte lange das Tempo an der Spitze, war dann 25 Kilometer vor dem Ziel mit den Kräften am Ende. Alaphilippe attackierte mehrfach und setzte sich schließlich ab. Er ging mit einem Vorsprung von 10 Sekunden auf die letzte Runde, konnte einen knappen Vorsprung lange behaupten und ihn sogar noch deutlich ausbauen, als seine ersten Verfolger Powless, Stuyven, Van Baarle und Valgren erkannten, dass es für sie nur noch um die Plätze geht. 

Politt mit positivem Fazit, große Begeisterung über die tolle Kulisse

Politt landete am Ende auf Rang 16 und zog dennoch ein positives Fazit: „Allgemein kann ich ein positives Fazit ziehen, mit dem Platz in den Top20 und vor solch einer Kulisse zu fahren ist etwas ganz besonderes“, so Politt. Auch Nikias Arndt genoss die tolle Stimmung in Belgien. „Das war ein Festival! Als wir das erste Mal auf die Runde in Leuven kamen, war das einfach mega – Gänsehautfeeling. Das war schön mal wieder so gefeiert zu werden. Hammer“. „Das war das coolste, was ich bisher als Radfahrer erleben durfte„, sagte Georg Zimmermann nach dem Rennen über die Stimmung an der Strecke.  

Zimmermann: „Ich hab einen Fehler gemacht“

„Ich hab einen Fehler gemacht – ich dachte zwischendrin, dass wir eine Runde weniger in Leuven fahren und dachte, ich könne mal durchschnaufen. Doch als wir dann zum Abzweig kamen und nicht raus zum Flandrien Circuit fahren, sondern wieder auf die Runde gingen, war ich einfach zu weit hinten und ging als Letzter auf die Leuven-Runde. Da habe ich dann richtig viel Kraft liegen lassen“, so Zimmermann. Danach ist auch die Gruppe mit Nils losgefahren und ich habe zu Niki (Nikias Arndt) gesagt, dass er es jetzt in Anspruch nehmen soll, wenn er noch etwas von mir haben möchte, da ich auf der Flandrien-Runde dann nicht mehr zu viel zu gebrauchen sein werde“, so Zimmermann.