Rad-WM 2021: Strecke, Karte, Anstiege, Favoriten – Vorschau auf das Rennen der Männer

Das Rennen der Männer bildet den Abschluss der Straßen-WM in Belgien. Ein interessanter Parcours und ganz sicher eine tolle Stimmung sorgen für das letzte Highlight.

WM 2021

Rund 270 Kilometer lang, knifflig und durchaus schwer – typisch WM eben. Der Parcours in Belgien hat es in sich. Nach dem Start in Antwerpen geht es nach Leuven. Die Stadtrunde dort ist knifflig, mit vielen engen Kurven und kurzen Anstiegen. Auch der „Flandrien Circuit“ etwas südlich ist anspruchsvoll und hat Kopfsteinpflaster-Passagen

Rennen ohne Funk und mit Nationalmannschaften haben meist einen besonderen Charakter. Einige Nationen stellen eine sehr starke Mannschaft, andere Teams müssen clever agieren, weil sie keine extrem starke Mannschaft haben. Taktische Raffinesse, ein gutes Gefühl für den Moment und die physische Stärke sind ausschlaggebend. Auf dem kniffligen Parcours ist der Verlauf nur schwer vorherzusehen. Die belgischen Fans werden ganz sicher eine tolle Kulisse bieten und ein großes Radsportfest feiern. Die Stimmung an der Strecke wird, wie schon bei den Wettbewerben der vergangenen Tage, erneut beeindruckend sein und bei einigen Fahrern für Gänsehaut-Momente sorgen. 



Die Strecke

 
WM 2021: Parcours der Männer

Das Rennen ist exakt 268,3 Kilometer lang und hat rund 2500 Höhenmeter. Der Startschuss fällt in Antwerpen, denn geht es nach Leuven. Dort werden 1,5 Runden auf dem Ziel-Circuit absolviert. Anschließend geht es gen Süden und eine Runde über den „Flandrien Circuit“ und wieder zurück nach Leuven. Dort stehen dann 4 Runden auf dem Stadt-Kurs an, ehe es wieder zum „Flandrien Circuit“ geht und dort eine weitere Runde gedreht wird. Zurück in Leuven werden dann noch einmal 2,5 Runden auf dem Stadt-Circuit gefahren.

Rad-WM 2021: Zielrunde in Leuven

Die Runde in Leuven hat einige enge Stellen und mehrere knifflige Anstiege. Vor allem der vorletzte Anstieg (Wijnpers) mit der engen Kurve an der Einfahrt hat es in sich. Hier ist die Position sicher von großer Bedeutung und kann es sehr hektisch werden.

Rad-WM 2021: Flandrien Circuit

Der Flandrien Circuit beginnt und endet mit dem Smysberg. Doch vor allem die Pflasterabschnitte sind nicht zu unterschätzen. 

 

Die Favoriten

Der große Favorit auf den WM-Titel ist der Belgier Wout van Aert. Vor heimischer Kulisse ist er sicher besonders motiviert. Er wird ein starkes Team an seiner Seite haben und ist auf diesem Parcours, auch wegen seiner Tempohärte und Endschnelligkeit, nicht umsonst in der Favoritenrolle. Doch das belgische Team wird versuchen müssen, das Rennen schwer zu machen, um Van Aert die beste Chance auf den Sieg zu geben. Dabei muss man aber auch die Konkurrenz im Auge behalten. Denn kampflos wird der Rest sich nicht geschlagen geben – eher im Gegenteil. Die Konkurrenz wird versuchen, aus der Favoritenrolle Van Aerts Kapital zu schlagen. Die Belgier in die Defensive bringen, sie zum Nachfahren zu zwingen und so die Kräfte zu verschleißen. Doch Belgien muss sich das Spiel nicht aufzwingen lassen – sie haben eine ganze Reihe von potenziellen Siegern, die man nur schwer als „B-Lösung“ bezeichnen kann. Lampaert, Stuyven, Evenpoel – diese drei besitzen die Klasse, hier ganz vorn zu landen. Das macht das belgische Team taktisch flexibel.

Auch die Dänen haben eine starke Mannschaft, ebenso die Italiener und die Franzosen. Die Devise von vielen Teams wird sein, in den Gruppen vertreten zu sein. Auf diesem Kurs will man sicher vermeiden, in die Defensive zu geraten. Denn formiert sich eine starke Gruppe und man ist nicht dabei, ist der Kampf um die Medaillen schnell abgehakt.

Eine WM wird immer auch über die Substanz entschieden. Nur wenige Fahrer können nach 250 Kilometern noch Angriffe mitgehen. Natürlich wird es auch eine Art Ausscheidungsfahren und die Kapitäne müssen lange versuchen, die Körner so gut es geht zu sparen. Doch auf diesem Parcours, wo man an einigen Stellen besser vorn platziert ist, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, ist es nicht leicht, Kräfte zu sparen. Hier ist eine gute Mannschaft gefragt.

Das deutsche Team

Die deutsche Mannschaft hat nur sechs Startplätze und schickt neben Kapitän Nils Politt auch Pascal Ackermann ins Rennen. Der endschnelle Ackermann ist die Option für einen Sprint einer größeren Gruppe. Wie stark der 27-Jährige nach einem solch langen Rennen noch sprinten kann, wird sich zeigen, sollte es tatsächlich zum „Massensprint“ kommen. Dieses Rennszenario ist nicht ausgeschlossen, jedoch bei diesem Kurs wohl eher nicht zu erwarten. Ackermann wird sicher versuchen, so viele Kräfte wie möglich zu schonen. 

Neben Ackermann und Politt sind mit Georg Zimmermann, John Degenkolb und Maximilian Schachmann wohl drei offensive Optionen im BDR-Kader. Die Rolle des Roadcaptain und Aufpasser für Politt dürfte Nikias Arndt bekommen. 

Mit nur sechs Fahrern (und zwei Kapitänen) wird man das Rennen nicht kontrollieren können, sondern lieber offensiv agieren. Zimmermann ist ohnehin ein Mann für eine (frühe) Gruppe und Maximilian Schachmann könnte versuchen, im frühen Finale in einer Gruppe dabei zu sein, wenn die „Favoriten der zweiten Reihe“ in die Offensive gehen. Schachmann dürfte sich in einer Gruppe vielleicht sogar wohler fühlen als im Feld, wenn es auf dem Circuit zu heftigen Positionskämpfen kommt. Ähnlich wie Schachmann wäre auch Degenkolb ein Fahrer, der in Gruppen dabei sein kann. Vielleicht sogar mit der Option, Politt noch zur Seite zu stehen, sollte der mit einer Gruppe von hinten aufschließen können.

Politt war bei der Deutschland Tour in exzellenter Verfassung und ist für das Terrain in Belgien einer der Top-Fahrer. Auch für ihn wäre ein schweres Rennen von Vorteil und wie er bereits gezeigt hat, ist auch ihm eine längere Attacke im Finale zuzutrauen. Für das deutsche Team ist Politt sicher die beste Option, im Kampf um eine Medaille. 

Wenige Top-Favoriten, eine breite „zweite Reihe“

Neben Wout van Aert, Julian Alaphilippe, Sonny Colbrelli, Nils Politt und Kasper Asgreen gibt es eine ganze Reihe von sehr starken Fahrern. Matej Mohoric beispielsweise, oder die Belgier Remco Evenepoel und Yves Lampaert. Bei Mathieu Van der Poel muss man abwarten, wie gut die Form nach seinem Sturz bei Olympia bereits wieder ist. Tom Pidcock ist ein Fahrer, mit dem zu rechnen sein kann. Auch die Italiener Matteo Trentin und Diego Ulissi sollte man nicht unterschätzen. Das italienische Team hat viele endschnelle Männer und wäre in Gruppen sicher stets gefährlich. Der Spanier Alex Aranburu ist auch endschnell und durchaus bergfest. Bei ihm muss man schauen, wie gut er die große Distanz wegsteckt. Peter Sagan sollte man nie unterschätzen und Ben Swift könnte ein Außenseiter Tipp sein.
Michael Matthews, Magnus Cort, Stefan Küng, Joao Almeida, Mads Pedersen, Marc Hirschi … es sind einige weitere Fahrer dabei, denen hier einiges zuzutrauen ist!

***** Wout van Aert
**** Sonny Colbrelli, Julian Alaphilippe
*** Remco Evenepoel, Mathieu van der Poel, Tom Pidcock, Matej Mohorič 
** Peter Sagan, Kasper Asgreen, Nils Politt, Marc Hirschi, Matteo Trentin, Magnus Cort, Mads Pedersen
* J. Almeida, M. Kwiatkowski, M. Valgren, F. Sénéchal, F. Gaviria, B. Cosnefroy, M. Matthews, E. Hayter, 

Startliste bei PCS

Start: 10:25 Uhr
Ziel: ~17:00 Uhr