Karte des Omloop Het Nieuwsblad 2022

Mit dem „Opening Weekend“ beginnt die Klassikersaison 2022: Samstag Omloop Het Nieuwsblad, Sonntag dann Kuurne-Brüssel-Kuurne. So ganz genau weiß man vor den ersten Klassikern nicht, wie die „Früh-Form“ der Spezialisten für die flämischen Rennen ist. Die Motivation hingegen ist enorm, so viel scheint sicher. Ein guter Start in die Klassikersaison bringt Selbstvertrauen und für die Teams auch ein wenig Ruhe. Denn läuft es für eines der Top-Klassikerteams zum Auftakt nicht rund, steigt der Druck für die nächsten Rennen.

Das Wetter kann Ende Februar eine große Rolle spielen. Mal gibt es heftigen Wind, mal klirrende Kälte und mal macht heftiger Regen die Pflasterabschnitte zu Schlitterbahnen. In diesem Jahr soll es am Samstag kühl sein, aber trocken bleiben.

Viele Jahre hieß das Rennen „Omloop Het Volk“, erst als die Zeitung „Het Volk“ von der „Het Nieuwsblad“ übernommen wurde, wurde auch das Rennen umbenannt. Es ist ein sehr traditionsreiches und durchaus schweres Rennen, das seit 2017 im Finale auf großen Teilen des alten Ronde-Parcours ausgetragen wird. Nach einem Jahr ohne Zuschauer sind nun wieder Fans am Straßenrand erlaubt, und auch wenn es keine VIP-Zelte und einige Auflagen gibt, darf man mit einem Radsportfest rechnen.

Die Strecke

Früher endete das Rennen in Gent, seit 2017 ist das Finale ähnlich dem der früheren Flandern-Rundfahrt. Dann geht es über die Mauer von Geraardsbergen und den Bosberg nach Ninove. Insgesamt ist die Strecke 2022 sehr ähnlich dem des vergangenen Jahres – erneut rund 200 Kilometer lang und es geht über 13 Hellinge und 9 Pflaster-Passagen.

Ein wenig geändert werden musste der Parcours aufgrund von Straßenarbeiten. So geht es in diesem Jahr nach dem Wolvenberg nicht zum Molenberg, sondern über Marlboroughstraat und Biesestraat zum Leberg. Bei früheren Austragungen war der Molenberg meist eine der Schlüsselstellen, so darf man gespannt sein, wie das Rennen in diesem Jahr ablaufen wird.

Nach dem Start in Gent geht es gen Süden, in Richtung der flämischen Ardennen. Nach rund 40 Kilometern ist das erste Pflasterstück erreicht. Dann geht es zum ersten Mal über das „Haaghoek-Leberg-Doppel“. Drei Mal wird diese Kombination vom langgezogenen Pflastertück mit Senke und dem 1000m langen Helling insgesamt gefahren.

Nach der ersten Passage geht es gen Westen nach Oudenaarde und dann in einer größeren Schleife wieder zurück. Diesmal über Kattenberg und Holleweg zu Haaghoek und Leberg. Anschließend geht es mit Pflasterabschnitten und Hellingen Schlag auf Schlag.

Hostellerie, Valkenberg, Wolvenberg, dann eben wie angesprochen nicht über den Molenberg, sondern Marlboroughstraat und Biesestraat erneut zum Haaghoek-Leberg-Doppel. Dort geht das Rennen rund 50 Kilometer vor dem Ziel so langsam in die entscheidende Phase. Man bewegt sich auf dem Parcours des alten Ronde-Finales über Berendries und Vossenhol in Richtung Geraardsbergen. Dort geht es dann über die legendäre Kappelmuur. Ganz sicher wird es hier zum Schlagabtausch der Favoriten kommen. Auf dem Weg zum Zielort Ninove muss dann als letzter Anstieg noch der Bosberg bewältigt werden.

Die letzten Kilometer des Rennens sind meist spannend und von Taktik geprägt. Hat sich eine kleine Gruppe gelöst, beginnen die Spielchen. Attacke, wer setzt nach? Wer setzt den Konter? Welches Team kann eine zahlenmäßige Übermacht nutzen? Kann eine Verfolgergruppe mit endschnellen Männern wieder aufschließen?

Das Ziel wurde vor wenigen Jahren aus dem Vorort Meerbeke ins Zentrum von Ninove verlegt. Ist der Ort erreicht, geht es zwei Kilometer vor dem Ziel links weg und dann über eine Brücke. In der Anfahrt zum Ziel folgen drei Kurven auf dem letzten Kilometer. Hier ist vor allem die Positionierung vor den letzten beiden Kurven besonders wichtig, sollte es zum Sprint einer größeren Gruppe kommen.

Die Favoriten

Die Form der Top-Klassikerspezialisten ist vor den ersten Pflasterrennen immer nur schwer einzuschätzen. In diesem Jahr ist es aber noch deutlich schwerer. Denn zum einem haben viele Fahrer und Teams mit Covid-Erkrankungen zu kämpfen, zum anderen spielt der veränderte Rennplan im Frühjahr eine Rolle. Weil Paris-Roubaix wegen der französischen Präsidentschaftswahlen den Platz im Rennkalender mit dem Amstel Gold Race tauscht, wird die Klassikersaison nun um eine Woche verlängert. Das hat zur Folge, dass einige Klassikerspezialisten ihren Aufbau angepasst haben. Wout van Aert, John Degenkolb oder auch Jasper Stuyven sind in diesem Jahr noch keine Rennen gefahren. Aus dem Höhentrainingslager geht es direkt zum Opening Weekend. Man muss abwarten, wie gut sie drauf sein werden.

Bei Kasper Asgreen ist es ähnlich gelagert wie bei vielen anderen Fahrern – der Däne hatte vor wenigen Wochen eine Coronainfektion. Er sei glimpflich davongekommen, habe nur wenige Trainingstage verloren, sagte er bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Dennoch habe sich das auf seinen Fitnesszustand ausgewirkt. Sein QuickStep-AlphaVinyl-Team ist, wie immer, in der Favoritenrolle. Mit Florian Senechal, Zdenek Stybar, Yves Lampaert und Asgreen hat man für verschiedene Szenarien Top-Fahrer. Kommt es wie 2021 zum Sprint, wäre wohl Senechal der Mann fürs Finale, weil Titelverteidiger Ballerini nicht dabei ist.

Wout van Aert ist mit seiner Endschnelligkeit auch einer der absoluten Top-Favoriten. Doch formiert sich eine Gruppe um Van Aert, wird es wohl nicht viele Fahrer geben, die gern mit ihm auf die Zielgerade gehen wollen. Das Team AG2R-Citroen beispielsweise will es wohl grundsätzlich lieber nicht auf einen Sprint ankommen lassen. Sie haben mit Stan Dewulf, Greg van Avermaet und Oli Naesen superstarke Fahrer dabei, die lieber mit einer kleinen Gruppe oder im Solo zum Ziel fahren wollen.

Auch Lotto-Soudal und Trek-Segafredo haben taktisch wohl ähnliche Ansätze. Tim Wellens ist schon in guter Form und hat in diesem Jahr bereits Rennen gewonnen. Bei Trek sind neben Stuyven Markus Hoelgaard, Edward Theuns, Toms Skujiņš und Alex Kirsch dabei – ein in der Breite extrem starkes Team. Auch Bahrain Victorious darf man stark einschätzen: mit Sonny Colbrelli, Matej Mohoric und Heinrich Haussler.

Bora-hansgrohe schickt neben Nils Politt auch Lukas Pöstlberger, Marco Haller, Jonas Koch, Ide Schelling, Patrick Gamper und den endschnellen Jordi Meeus ins Rennen. Sicher nicht das Team, was das Rennen bestimmen muss, aber offensiv und mutig agieren kann. Das gilt auch für DSM mit Eekhoff und Kragh Andersen. Auch EF-EasyPost hat eine starke Mannschaft um Michael Valgren und Jens Keukeleire am Start. TotalEnergies schickt neben Sagan auch Oss, Turgis und Boasson Hagen ins Rennen. Das Uno-X Team mit den starken Norwegern ist immer für eine Überraschung gut.

Fahrern wie Sep Vanmarcke, Matteo Trentin oder Stefan Küng sollte man zudem auch immer auf dem Zettel haben. Längst kein Geheimtipp mehr ist Alex Aranburu, der bei einem Sprint aus einer größeren Gruppe ganz weit vorn landen kann! Auch er hat in diesem Jahr noch kein Rennen bestritten.

Geht man davon aus, dass Van Aert in sehr guter Form in seine Saison starten wird, ist er wohl der Top-Favorit. Allerdings weiß die Konkurrenz um seine Qualitäten, sodass man ihn wie angesprochen gern vor dem Finale abhängen würde. Das Team Jumbo-Visma hat aber nicht nur Van Aert im Rennen. Mit Neuzugang Tiesj Benoot oder auch Mike Teunissen hat man mehrere Optionen, die man taktisch gut einsetzen könnte. Auch, um nicht die Last des Rennens tragen zu müssen. Denn setzen sich einige Fahrer ab, wird man gern Van Aert und seinem Team die Verantwortung übertragen, die Lücke zu schließen. Schickt man selbst einen Fahrer mit, kann man die anderen zur Arbeit zwingen. Das typische Spiel, bei den Klassikern.

Will man grundsätzlich einen Sprint verhindern, muss man wohl früh in die Offensive gehen, das Rennen schwer machen und an der Muur die Chance für die (vor)entscheidende Attacke suchen. Läuft es am Ende wieder zusammen und kommt zum Sprint, ist bei dem kniffligen Finale die Vorarbeit extrem wichtig. Ohne Helfer wird das hier sehr, sehr schwer.

***** Wout van Aert
**** Tim Wellens, Florian Sénéchal
*** Stan Dewulf, Yves Lampaert, Sonny Colbrelli
** Tom Pidcock, Matej Mohorič, Alexey Lutsenko, Jasper Stuyven, Sep Vanmarcke, Alex Aranburu
* Anthony Turgis, Zdeněk Štybar, Sören Kragh-Andersen, Alexander Kristoff, Jhonatan Narváez, Matteo Trentin, Connor Swift, Stefan Küng, Edvald Boasson Hagen,

Start: 11 Uhr
Ziel: ~16:15 Uhr

Startliste bei Firstcycling

Sean Kelly vor Theo de Rooy an der Mauer von Geraardsbergen - Omloop Het Volk 1982

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Sean KELLY (Irland / Team SEM - France) vor Theo DE ROOY (Niederlande / Team Capri Sonne) an der Mauer von Geraardsbergen - Omloop Het Volk 1982


Die Frauen tragen ihr Rennen auch am Samstag aus. Sie starten um 13:25 Uhr, sind dann gegen 17:15 Uhr in Ninove. Sie sind damit nach den Männern unterwegs, was sich bei einigen Rennen in der Vergangenheit in Sachen TV-Quoten als positiv herausgestellt hat.

Die Frauen müssen insgesamt 10 Hellinge und 5 Kopfsteinpflasterabschnitte bewältigen und legen bis zum Ziel 128 Kilometer zurück. Start und Ziel sind die gleichen wie bei den Männern, unterwegs wurden einige Änderungen an der Strecke vorgenommen. Neu ist, dass die Frauen auf den letzten 55 km ab Wolvenberg die gleiche Strecke wie die Männer fahren. So wird der Parcours wohl etwas anspruchsvoller als in der Vergangenheit.

Alle Infos zum Frauenrennen gibt es hier