Knapp drei Minuten nach seinem Teamkollegen Fabio Jakobsen rollte Jannik Steimle ausgelaugt in Kuurne über die Ziellinie. „Ich habe mich mega gefreut, als ich gehört hab, dass Fabio gewonnen hat“, sagte Steimle im Ziel, der als Helfer seinen Beitrag zum Erfolg geleistet hatte. „Wir haben den ganzen Tag das Rennen kontrolliert, einen Fahrer nach dem anderen geopfert. Nachdem es gestern nicht so gut lief, hatten wir heute natürlich etwas Druck. Da tut es einfach gut, wenn sich die harte Arbeit fürs Team auszahlt“, so Steimle.
Beim Omloop Het Nieuwsblad konnte seine QuickStep-AlphaVinyl-Equipe keinen Podestplatz einfahren – für das dominierende Klassikerteam der vergangenen Jahre ist das eine Niederlage. „Für uns ist jedes der belgischen Rennen wie eine Weltmeisterschaft, deswegen war für uns schon ein wenig Druck zu spüren. Aber jeder weiß was wir können und auch wir wissen auch, was wir können. Natürlich kann es nicht jedes Mal aufgehen, aber dennoch ist der Druck da. Wir haben heute zurückgeschlagen und jedem gezeigt, wenn es mal einen Tag nicht so läuft, dann muss man am nächsten umso mehr mit uns rechnen“, so Steimle.
Reaktion gezeigt, mit klarem Leader
Beim Omlopp Het Nieuwsblad kam das Team nicht so richtig in die Rolle der dominierenden Mannschaft. Das lag an der starken Konkurrenz, aber auch an der eigenen Stärke. Kasper Asgreen war nach Covid-Infektion nicht bei 100%, Julian Alaphilippe und Titelverteidiger Davide Ballerini nicht am Start, Yves Lampaert nicht so stark wie gewohnt. Schwerer als die magere Ausbeute mit Rang neun durch Florian Senechal wog die geringe Präsenz im Rennen. Teamboss Patrick Lefevere, bekannt für seine schroffen aber klaren Ansagen, fand klare Worte. Man war nicht das prägende Team, sondern in der ungeliebten defensiven Rolle.
Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne wollte man eine Reaktion zeigen und das gelang. „Es war heute ein wenig einfacher für uns, weil wir einen klaren Leader hatten. Aber man kann nie vorhersehen, wie das Rennen läuft, so war es für jeden für uns offen“, so Steimle. Man hatte vor dem Rennen mit einem Sprint gerechnet und dafür war Jakobsen ins Team gerückt. Auch Steimle war beim Omloop nicht dabei, rückte für den zweiten Teil des Opening Weekend ins Aufgebot. „Fabio hat uns im Rennen früh spüren lassen, dass er gute Beine hat. Wir haben uns dann voll für ihn reingeworfen. Wir waren immer in Position, vorn dabei, auch wenn hart um die Positionen gekämpft wurde. Wenn man Fabio stets bei sich sieht, dann motiviert es einen natürlich noch mehr, alles zu geben. Man weiß, dass der Leader gute Beine hat, das gibt einen Schub“.
In die erste Reihe rücken
Für Steimle geht es bei den belgischen Rennen bereits am Dienstag mit Le Samyn weiter. „Ich hoffe, dass ich Schritt für Schritt den Weg in die erste Reihe gehen kann“, sagt Steimle, der mit seinem starken Rennen in Kuurne weitere Argumente in eigener Sache lieferte. Bei keinem anderen Team ist der Weg in die erste Reihe der Klassiker-Fraktion so schwer wie bei QuickStep. Nur mit Top-Leistungen kann man sich für die ganz großen Rennen empfehlen. Für Steimle geht es nach Le Samyn dann am Wochenende beim GP Monseré weiter. „Mal schauen, was die nächsten Rennen so bringen“, sagt Steimle. Jakobsens Sieg in Kuurne hat den Druck für die nächsten belgischen Rennen genommen. Zumindest ein klein wenig.