Home Kolumne Kolumne | Liane Lippert: „Ein unglaublich tolles Gefühl“

Kolumne | Liane Lippert: „Ein unglaublich tolles Gefühl“

Liane Lippert

Seit meinem letzten Eintrag habe ich einige turbulente Wochen erlebt und nun stehen schon die Ardennen-Rennen an. Meine Saison bleibt eine Achterbahnfahrt, aber im Moment geht es aufwärts und ich will das möglichst lange genießen. Vor allem der dritte Platz beim Amstel Gold Race hat mir sehr gut getan. Ich habe viel Feedback bekommen und mich wirklich sehr über die Reaktionen gefreut. Dieser Podiums-Platz kam jetzt genau zur richtigen Zeit. Ich war bei den Rennen zuvor auch in sehr guter Form, aber das konnte man in den Ergebnissen so nicht ablesen. Bei Strade Bianche, Trofeo Binda, Gent-Wevelgem und auch Dwars door Vlaanderen war ich richtig gut drauf, sicher sogar stärker, als jetzt beim Amstel oder dem Pfeil von Brabant. Aber diese Rennen mit den vielen kurzen Anstiegen liegen mir so gut, dass ich kleine Form-Defizite ausgleichen kann.


Die Flandern-Rundfahrt wegen Covid zu verpassen war extrem hart. Ich bin ein Mensch, der ein sehr gutes Körpergefühl hat. Auch wenn die Tests zunächst negativ waren, spürte ich, dass irgendwas ist. Wir im Team sind sehr vorsichtig und versuchen Ansteckungen bestmöglich zu vermeiden. Auch in meinem Fall war die Vorsicht gut, denn dann bestätigte auch ein Test, was ich schon vermutet hatte. Die Ronde musste ich dann am TV anschauen. Aber schwerer, als das Rennen zu verpassen, fiel es mir, mit der Ungewissheit umzugehen. Ich konnte niemanden sehen, nicht trainieren und wusste nicht, wie gut ich danach sein werde, auch wenn es mich nicht schwer erwischt hatte. Dann direkt auf dem Podium beim Amstel zu stehen, war einfach ein unglaublich tolles Gefühl. Beim Pfeil von Brabant dann gleich das nächste Top-Resultat einzufahren, gibt mir auch Selbstvertrauen.

Liane Lippert, Siegerin Marta Cavalli und Demi Vollering – Podium beim Amstel Gold Race

Ganz sicher hat es eine Rolle gespielt, dass ich sehr locker in die Rennen gegangen bin. Ich habe mir keinen Druck gemacht, wollte clever fahren, nicht unnötig investieren. Gerade beim Pfeil von Brabant hat das sehr gut geklappt und wir sind auch als Team exzellent gefahren. Das hilft mir sicher auch für die Ardennen. Ich konnte direkt wieder bei den Allerbesten mitfahren, auch wenn ich mehr gelitten habe, als vielleicht bei der Trofeo.

Für Fleche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich hoffe ich nun, dass die Form noch ansteigt. Sollte ich beim Fleche zurück auf meinem alten Level sein, werde ich bei uns im Team Plan A sein. Für Lüttich werden wir uns sicher mehrere Optionen offenhalten. Insgesamt merkt man es in den Rennen schon, dass einige mit Erkrankungen zu kämpfen hatten. Die Leistungs-Spitze scheint aktuell insgesamt etwas breiter zu sein, es sind mehr Fahrerinnen auf einem Level. Und natürlich merkt man es bei Rennen wie dem Amstel auch, wenn Top-Fahrerinnen wie Cecilie Uttrup Ludwig fehlen (Anmerk. sie musste wegen Covid das Amstel absagen).

Wir haben für Lüttich gerade mit Floortje (Mackaij) und Juliette (Labous) zusätzliche Optionen, die wir nutzen wollen. Doch mein Blick ist jetzt erst einmal voll auf Mittwoch gerichtet, denn der Fleche ist eines meiner großen Ziele in diesem Frühjahr und nach den beiden Podestplätzen bin ich noch mehr motiviert. Apropos Podium – nach dem Amstel gab es reichlich Feedback zu meinem (Bier)Durst nach dem Rennen. Da mein Geschmackssinn nach Covid noch etwas eingeschränkt war, musste ich einfach einen größeren Schluck nehmen 😉

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