Profil Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022

Lüttich-Bastogne-Lüttich ist das schwerste Eintagesrennen im World-Tour-Kalender. Bereits im Jahr 1892 gab es die Premiere der „La Doyenne“ (die Älteste) und sie ist bis heute eines der prestigeträchtigsten Rennen. Rund 4500 Höhenmeter müssen die Profis bewältigen und für den Sieg kommen nur gute Kletterer mit ordentlich Punch in Frage.

Vor drei Jahren wurde die Strecke verändert und nach 27 Jahren das Ziel aus dem Vorort Ans ins Zentrum von Lüttich verlegt. Am Charakter des Rennens hat sich dabei aber wenig verändert. Als Schlüsselstelle hat sich immer mehr die Côte de la Roche-aux-Faucons herausgestellt. Am letzten giftigen Anstieg könnte auch in diesem Jahr eine Vorentscheidung fallen.

Die Strecke

Das Rennen wird in Lüttich gestartet und führt dann gen Süden nach Bastogne. Anschließend geht es nordwärts zurück nach Lüttich. Auf dem Rückweg warten die vielen anspruchsvollen Anstiege.

Bereits mehr als 85 Kilometer vor dem Ziel wird das Finale des Rennens eingeläutet. Das berühmte Berg-Trio Côte de Wanne, Côte de Stockeu und Côte de la Haut Levée ist erneut im Programm und könnte für die erste Selektion sorgen. Denn durch das flache Finale wollen die kletterstarken Fahrer die endschnellen Männer sicher früh ans Limit führen. Nicht im Parcours ist der Anstieg Côte des Forges, der zuletzt die vorletzte „Côte“ des Rennens war. Die Vorentscheidung dürfte spätestens an der steilen Côte de la Roche-aux-Faucons (1,3 km à 11 %) fallen. Kann sich ein kleines Grüppchen absetzen? Oder zieht sogar ein Fahrer allein davon? Beides ist möglich.

Nach der Steigung geht es in eine kurze Abfahrt und dann in eine Gegenwelle. Anschließend bergab nach Lüttich.

Die Anstiege

Km 74,3 – Côte de La Roche-en-Ardenne | 2,8km 6,2%

Km 184,6 – Côte de la Haute-Levée | 2,2kmà7,5%

Km 121,7 – Côte de Saint-Roch | 1km 11,2%

Km 165,5 – Côte de Mont-le-Soie | 1,7km 7,9%

Km 173,8 – Côte de Wanne | 3,6km 5,1%

Km 180,4 – Côte de Stockeu (stèle Eddy Merckx) | 1km 12,5%

Km 198,8 – Col du Rosier | 4,4km 5,9%

Km 212,2 – Côte de Desnié |1,6km 8,1%

Km 225,3 – Côte de La Redoute | 2km 8,9%

Km 241,4 – Côte de la Roche-aux-Faucons | 1,3km 11%

Die Favoriten

Ein Blick in die Ergebnisliste der vergangenen Jahre zeigt, welch Fahrertypen hier die Favoriten sind – es sind die bergfesten Jungs mit reichlich Punch. Fast viereinhalbtausend Höhenmeter und durchaus steile Anstiege von mehr als einem Kilometer Länge – hier sind Kletterqualitäten gefragt. Da es am Ende in Lüttich zum Sprint einer kleinen Gruppe kommen kann, ist ein gewisses Maß an Endschnelligkeit durchaus von Vorteil. Tadej Pogacar, Julian Alaphilippe, Marc Hirschi, Michal Kwiatkowski … Fahrer dieser Kategorie sind hier die Favoriten. Auch Maximilian Schachmann in Top-Form wäre ein Kandidat für das Podium, doch der Deutsche Meister wurde durch mehrere Infektionen zurückgeworfen und verpasste nahezu das komplette Frühjahr.

Matej Mohoric darf man auch zu den Favoriten zählen, wenn er die Form halten konnte. Der Sanremo-Sieger fährt seit Beginn der Saison extrem stark, es wäre kein Wunder, würde ihm irgendwann die Luft ausgehen. Vor einer Woche bei Paris-Roubaix war davon aber noch nichts zu sehen.

Gespannt darf man auf Wout van Aert sein. Der Belgier verpasste die Flandern-Rundfahrt wegen Covid und stieg erst bei Roubaix wieder ein – mit Rang zwei! Van Aert ist deutlich schwerer als beispielsweise Pogacar oder Hirschi. Doch Van Aert hat einen brutalen Motor und kommt in Bestform auch die Anstiege ganz gut hinauf. Hier stellt sich vor allem die Frage, ob die Konkurrenz nicht vielleicht schon ab rund 60 Kilometer vor dem Ziel die Anstiege mit enormem Tempo hinaufballert, um Van Aert weh zu tun. Denn auch wenn Van Aert die nötigen Watt aufbringen kann, um auch bei Ardennen-Anstiegen bei den Besten zu bleiben, dürfte aber er dann ordentlich Kohlenhydrate verbrauchen. Bei einem Rennen über fast 260 Kilometer kann das am Ende von großer Bedeutung sein. Bleibt das Rennen zunächst moderat schnell und wird erst an der letzten Steigung (Côte de la Roche-aux-Faucons) die Entscheidung gesucht, ist es Van Aert sogar zuzutrauen, dass er folgen kann. Dann wäre auch er einer der Favoriten, denn endschnell ist er.

Das Team Ineos Grenadiers ist in der Breite extrem stark. Hier darf man wohl auch fest mit Daniel Felipe Martinez rechnen. Der Kolumbianer zeigt bislang eine herausragende Saison, ist bergfest, explosiv und scheut sicher keine Attacke.

UPDATE: Tadej Pogacar wird nach einem Notfall in der Familie nicht am Start stehen!

Das UAE-Team ist mit Hirschi und Pogacar exzellent aufgestellt, hat zudem mit Ulissi, Soler, Bennett und Co. in der Breite eine sehr starke Mannschaft, um das Rennen in die Hand zu nehmen und schwer zu machen. Das würde Pogacar ganz sicher helfen, um in der letzten Steigung eine Vorentscheidung zu erzwingen. Nun dürfte Hirschi in die Leaderrolle des Teams rutschen

Bei QuickStep-AlphaVinyl hat man neben Alaphilippe auch Remco Evenepoel im Aufgebot. Das belgische Wunderkind ist extrem stark, aber nicht so explosiv wie etwa Alaphilippe. Gut möglich, dass man Evenepoel früh in die Offensive schickt.

Auch Fahrer wie Benoît Cosnefroy, Aleksandr Vlasov, Jakob Fuglsang, Tim Wellens, Guillaume Martin, Michael Woods zählen sicher auch zum erweiterten Favoritenkreis. Für einen Fahrer wie Sören Kragh Andersen ist das Rennen wohl etwas zu schwer.

*****
**** Julian Alaphilippe, Wout van Aert, Daniel Felipe Martinez
*** Dylan Teuns, Aleksandr Vlasov, Benoît Cosnefroy, Romain Bardet
** Marc Hirschi, Alejandro Valverde, Remco Evenepoel
* Michael Woods, Sören Kragh Andersen, Matej Mohoric, Tiesj Benoot, Tom Pidcock, Michael Matthews

Start: 10:15 Uhr
Ziel: ~17 Uhr

Die vorläufige Startliste bei Firstcycling


1979

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Sieger Dietrich - Didi Thurau 1979