Paul Voß (Foto: Stefan Haehnel)

Ich sitze im Flieger nach Los Angeles. Für mich beginnt mit dieser Reise ein weiterer Abschnitt als Gravelprofi. Ja, ich würde mich tatsächlich Profi nennen – ich verdiene mein Geld mit Radfahren und Ergebnisse sind relevant für mich. Gravelprofi ist eine neue Gattung in der Radsportwelt. Ich finde die Entwicklung, die dieser Sport nimmt, sehr gut. Er gibt Leuten wie mir, die gerne eigene Ideen umsetzen und selbstbestimmt ihrer professionellen Leidenschaft nachgehen wollen, die Möglichkeit unabhängig von Teamstrukturen zu arbeiten.

Die UCI veranstaltet nun die UCI Gravel World Series und es wird die erste offizielle Gravel Weltmeisterschaft geben, wo sowohl Profis als auch ambitionierte Sportlerinnen zusammen in einem Rennen teilnehmen – für mich die richtige Entwicklung, die unser Sport machen sollte, um zugänglicher für Jedermann/Jedefrau zu werden.



Drei Rennen in den USA

Ich reise gerade in die USA um an meinen ersten drei Gravelrennen in diesem Jahr teilzunehmen. Zur Vorbereitung habe ich einige Straßenrennen in Süddeutschland bestritten. Ich habe gemerkt, wie die Spritzigkeit immer weniger wird und der „Dieselmotor“ immer größer. Also alles so, wie es mein Trainer Raphael Jung geplant hat.

Ob all die Vorbereitungen am Ende Früchte tragen werden, wird sich am kommenden Samstag (30.04.) beim Belgian Waffle Ride in San Diego rausstellen. Ich hoffe, dass ich aus dem letzten Jahr gelernt habe und mir meine Kräfte besser einteile. Allerdings bin ich ein impulsiver Rennfahrertyp und reagiere gerne spontan auf Situationen. Nur ist das bei einem mehr als sechs Stunden langen Rennen nicht von Vorteil.

Am Belgian Waffle Ride San Diego nehme ich zum zweiten Mal teil und ich mag die Strecke sehr. Es ist eigentlich ein Straßenrennen mit Gravelabschnitten, daher werde ich auch mit meinem Straßenrad, dem Orbea Orca und 32mm Schwalbe Pro One, fahren. Allerdings wurde der Kurs etwas geändert und ich habe schon von einigen gehört, dass sie mit dem Gravelrad an den Start gehen und nicht wie ich mit dem Straßenrad. Man muss wissen, dass der Kurs erst kurz vor dem Start bekanntgegeben wird und dies für Europäer*innen schon ein Nachteil ist, weil man jetzt nicht unzählige verschiedene Reifen mitnehmen kann. Also zumindest konnte ich es nicht.

Ich habe natürlich auch mein Gravelrad, das Orbea Terra, mit dabei. Ich fliege also mit zwei Rädern, was schon eine Herausforderung ist. Allgemein ist die Logistik hinter so einer Reise schon aufwendig. Es ist der Preis, den man als Privatier zahlen muss, was ich allerdings sehr gerne mache.

Generalprobe für Unbound

Das Terra benötige ich für zwei weitere Rennen in Texas. Sowohl das Redbull Rio Grande am 7. Mai 2022, als auch Gravel Locos am 14. Mai 2022 sind komplett neue Rennen für mich. Ich war noch nie in Texas und freue mich daher, auch abseits der Rennen die Region ein bisschen zu erkunden.

Gerade Gravel Locos wird eine gute Generalprobe für Unbound sein, da es dort sehr wahrscheinlich auch heiß wird und die Distanz ist mit circa 250 km nur rund 60 Kilometer kürzer als bei Unbound drei Wochen später. Dazu sind viele Topfahrer am Start und so kann man schon mal schauen, wo man steht und was noch zu tun ist.

Für mich beginnt hier die nächste Reise als Gravelprofi und ich werde auch nach den drei Rennen berichten, wie es gelaufen ist, ob ich wieder schmerzhafte Lernerfahrungen gemacht habe und wie es danach weitergeht.

Bis bald
Paul.