Nico Denz

Als die Strecke des Giro d’Italia im vergangenen November vorgestellt wurde, herrschte Aufregung im Hause Denz. Denn die 7. Etappe der 105. Italien-Rundfahrt führt keine zwei Kilometer entfernt vom Haus der Großeltern vorbei. „Wir haben telefoniert und direkt darüber gesprochen“, erzählt Denz. Doch nach dem Teamtreffen einige Wochen später stand die Planung für die Saison 2022 fest und Denz war nicht für den Giro vorgesehen. „Meine Oma war natürlich schon enttäuscht, sie hatte sich so sehr gewünscht, mich dort als Profi vorbeifahren zu sehen“, erzählt Denz. Auch er selbst wollte ihr diesen Wunsch natürlich gern erfüllen, doch in die sportliche Planung passte der Giro nicht.

„Natürlich hat die sportliche Ausrichtung des Teams stets Priorität, aber insgeheim hatte ich schon gehofft, beim Giro dabei zu sein. Denn es ist so, dass meine Familie mich auf dem Weg zum Profi immer unterstützt hat. Ich habe meiner Familie extrem viel zu verdanken und ich weiß, wie stolz meine Großeltern sind, wenn sie mich auf dem Rad im Fernsehen sehen. Dann hier mit dem für die Italiener wichtigsten Radrennen quasi direkt vor der Haustür vorbeizufahren, ist einfach großartig“, so Denz.

Nico Denz (rechts) im Jahr 2007

Profi-Träume

Für Nico Denz ist es aber nicht nur die Verbindung zu seiner Oma, die diese Etappe ganz besonders macht. „Das ist meine siebte Grand Tour, bin zum fünften Mal beim Giro dabei und war ja auch schon Etappenzweiter, aber es ist doch ein ganz spezielles Gefühl, wenn ich an diese Etappe denke. Ich habe mich in den vergangenen Tagen ein paar Mal erinnert, an die Oma-Besuche“, erzählt Denz.

„Wir fahren auf der Etappe genau den Berg hinauf, den ich schon als Steppke erklommen habe. Oben am Grande di Viggiano haben wir Picknick gemacht, genau dort, wo wir vorbeifahren werden. Es ist der Berg, an dem ich Rennen gespielt habe. Ich wollte Profi sein, einer der Helden des Giro d’Italia. So wie Damiano Cunego oder Ivan Basso wollten wir die Berge hochfliegen, damals, mit 12-13 Jahren. All diese Erinnerungen kommen zurück, wenn ich jetzt darüber spreche. Und umso mehr freue ich mich, dass ich nun doch beim Giro dabei bin. Es ist fast so, als würde sich ein Kreis schließen, hier an dem Berg, wo ich als kleiner Junge davon träumte, einmal beim Giro mitzufahren, fahre ich nun tatsächlich im Giro-Peloton mit“.

Nur eine Sache hatte er sich damals anders vorgestellt. „Als wir hier Giro spielten war ich natürlich nicht der Wasserträger für die Kapitäne, sondern selbst der Star, der um das Rosa Trikot kämpft“, sagt Denz und lacht. „Wenn wir am Freitag hochfahren und die Kletter ziehen das Tempo an, werde ich ganz sicher nicht ins Träumen geraten. Aber meine Ortskenntnis kann vielleicht unseren Kapitänen helfen„.