Profil der 15. Etappe des Giro 2022

Nach dem Bora-Feuerwerk vom Samstag steht nun vor dem letzten Ruhetag die nächste schwere Etappe an. Es geht in die Alpen, ins Aostatal. Die erste Hälfte der Etappe ist flach, im zweiten Teil warten dann drei Anstiege. Ganz sicher werden die Fahrer die Anstrengungen der vergangenen Tage spüre. Dazu spielt die Hitze sicher eine Rolle. Kein Fahrer geht frisch in diese Etappe.

Fast 4000 Höhenmeter hat das Teilstück und die ersten beiden Anstiege sind lang und schwer. Ineos Grenadiers hat das Rosa Trikot und die breiten Straßen dieser Etappe werden ihnen besser liegen, als die schmalen und kurvenreichen Sträßchen am Samstag. Sie werden das Rennen kontrollieren und dabei das Hauptaugenmerk auf die Verteidigung der Gesamtführung legen. Das eröffnet kletterstarken Ausreißern die Chance auf den Etappensieg. Doch das flache Terrain zu Beginn macht es gerade leichten Bergfahrern schwer, in die Gruppe zu gelangen.

Gut möglich, dass man mehrere Rennen in einem sieht. Der Kampf um Rosa, der Kampf um den Etappensieg und auch in Sachen Bergwertung ist dieses Teilstück von Bedeutung.

Auch wenn Ineos Grenadiers das Rennen kontrollieren will und das Terrain im Finale nicht extrem steil ist, kann es auch in der Gesamtwertung Überraschungen geben. Hitze, die harten Etappen der vergangenen Tage und nun diese recht langen, durchaus steilen Anstiege in der zweite Etappenhälfte – wer hier eine Schwäche hat, kann sehr viel Zeit verlieren. Nicht unterschätzen sollte man die letzte Abfahrt des Tages. Einige Fahrer haben zuletzt bergab Schwierigkeiten gehabt, vielleicht versucht ein Team, das zu nutzen.

Die Strecke

Die Etappe ist zweigeteilt. Die ersten rund 90 Kilometer sind flach und es geht ins Aostatal. Dann geht es den ersten Anstieg hinauf.

Mit mehr als 12 Kilometern Länge und im Schnitt rund sieben Prozent ist es ein durchaus anspruchsvoller Anstieg. Im Mittelteil hat es steile Rampen, was es nicht einfacher macht. Im oberen Teil wird es flacher und es folgt eine lange Abfahrt zurück ins Tal.

Auch der zweite Anstieg ist lang und steil. Fast 14 Kilometer geht es bergauf. Schon im unteren Teil ist es steil, wo ein Team vielleicht mit einem hohen Tempo die Konkurrenz testen könnte. Hat ein Fahrer einen schlechten Tag und fällt hier zurück, kann er schnell viel Zeit verlieren. Es folgt anschließend eine schnelle Abfahrt, die im oberen Teil einige enge Kurven hat.

Die Schlusssteigung beginnt 22 Kilometer vor dem Ziel. Im unteren Teil hat es durchaus steilere Passagen, die letzten acht Kilometer geht es dann aber nur noch mit rund 3% im Schnitt bergan. Das klingt nicht viel, doch nach zwei anstrengenden Wochen können dennoch Lücken aufreißen, wenn der Tank einfach leer ist.

Das Finale der 15. Etappe des Giro 2022

Die Favoriten

Starke Kletterer haben durchaus die Chance mit einer Fluchtgruppe durchzukommen. Der flache Beginn macht es den reinen Kletterern schwerer, in die Gruppe des Tages zu gelangen, aber vielleicht bekommen sie Hilfe eines Teamkollegen. Je größer das Interesse, in der Fluchtgruppe dabei zu sein, desto größer ist meist auch der Kampf zu Beginn. Je länger es dauert, ehe die Gruppe des Tages steht, desto geringer die Chance durchzukommen, weil der Vorsprung auf das Feld bis zum ersten langen Anstieg nicht riesig ausgebaut werden kann.

Starke Fahrer, die in der Gesamtwertung ausreichend Rückstand haben, gibt es im Giro-Peloton einige. Sam Oomen, Lennard Kämna, Joe Dombrowski, Diego Ulissi, Simon Yates, Lorenzo Fortunato, Bauke Mollema, Hugh Carthy, Giulio Ciccone, Ivan Sosa, Davide Formolo, Richie Porte, Jonathan Caicedo, James Knox, Wout Poels, Merhawi Kudus ….

Sollte sich Carapaz gut fühlen, wird er vielleicht sein Team einspannen und versuchen, den Vorsprung auszubauen. Das würde die Chancen für Ausreißer eindämmen. Doch die Teamkollegen des neuen Mannes in Rosa wirkten am Samstag nicht überstark. Vielleicht schicken sie sogar lieber einen Fahrer mit in die Gruppe.

***** –
**** Simon Yates
*** Richard Carapaz, Jai Hindley, Joao Almeida
** Joe Dombrowski, Ivan Sosa, Davide Formolo, Vincenzo Nibali, Bauke Mollema
* Diego Ulissi, Wout Poels, Mikel Landa, Sam Oomen, Wilco Kelderman

Start: 12:15 Uhr
Ziel: ~17:10 Uhr