Profil der 16. Etappe der Tour de France 2022 (©A.S.O.)

Nach dem letzten Ruhetag dieser 109. Tour de France geht es in die Pyrenäen. Es stehen drei schwere Bergetappen an, die im Kampf um Gelb von großer Bedeutung sein werden – die erste ist noch die leichteste. Aber es wird erneut ein heißer und anstrengender Tag. Etwas mehr als 3100 Höhenmeter hat das Teilstück nach Foix. Über Port de Lers und Mur de Péguère ist es ein typischer Pyrenäen-Auftakt. Die ersten rund 110 Kilometer sind nur leicht wellig, die Schwierigkeiten warten im Finale der Etappe. So haben Ausreißer gute Chancen durchzukommen.

Doch man darf einen harten Kampf um die Gruppe erwarten, denn für viele Fahrer im Feld ist dies eine der wenigen verbliebenen Chancen auf einen Etappensieg. Zudem hat das Peloton am Ruhetag Kräfte getankt, die nun investiert werden können. Je mehr Fahrer in die Gruppe wollen, desto härter wird der Kampf zu Beginn.

Im Kampf um Gelb ist es eine gefährlich Etappe, sollte man nach dem Ruhetag nicht direkt den richtigen Tritt finden. Für einen Großangriff auf Vingegaard ist das Terrain jedoch nicht ideal. Doch der lange Weg ins Ziel nach der letzten Bergwertung bietet abgehängten Fahrern durchaus die Chance, wieder Boden gut zu machen – wenn sie Helfer an ihrer Seite haben. Fährt man allein, kann man schnell Zeit gegen eine Gruppe verlieren.

Die Strecke

Das Rennen startet in Carcassonne und der Beginn ist nicht sehr anspruchsvoll. Doch nach rund 15 Kilometern geht es die erste Steigung hinauf. Die Côte de Saint-Hilaire ist nur rund 1,5 Kilometer lang, aber vielleicht kann sich hier bereits die Gruppe des Tages formieren. Der zweite Anstieg des Tages ist nach rund 30 Kilometern erreicht. Zum Gipfel Col de l’Espinas geht es fünf Kilometer bergan. Spätestens hier dürfte sich die Fluchtgruppe des Tages formieren.

Der Port de Lers ist ein durchaus schwerer Anstieg. Für mehr als 11 Kilometer geht es mit 7% bergan. Im unteren Teil nach einer steilen Passage flacher, aber die letzten rund 5 Kilometer durchweg steil, ehe es die letzten Meter zur Bergwertung flacher wird. Die Straße ist schmal und hat einige Serpentinen – das gilt auch für die Abfahrt, in der die Fahrer aufmerksam sein müssen.

Die letzte fünf der rund 16 Kilometer langen Abfahrt sind nahezu flach. Von Le Port nach Massat geht es fast eben durch ein Tal. Doch dann geht es rechts weg in die „Mauer“!

Die ersten rund sechs Kilometer sind noch moderat, doch dann geht es links weg und es wird heftig! Die letzten dreieinhalb Kilometer haben im Schnitt fast 12%! Es gibt Passagen mit rund 18% Steigung! Es geht eine schmale Straße ohne enge Serpentinen hinauf.

Vom Gipfel sind es noch rund 27 Kilometer bis ins Ziel. Die eigentliche Abfahrt ist rund 17 Kilometer lang und wird gegen Ende flacher. Doch es ist nicht sofort nach der Bergwertung eine steile Abfahrt, sondern die ersten Kilometer ist das Gefälle gering. Das macht es für Angreifer im Aufstieg nicht leichter. Dann wird die Abfahrt etwas steiler und es gibt auch einige Kurven, der letzte Teil der Etappe ist ein ganz leicht abschüssiges Stück ins Ziel nach Foix.

Bergwertungen
Kat 4 | km 13,7 – Côte de Saint-Hilaire 1,5 km à 6,6 %
Kat 3 | km 36,6 – Col de l’Espinas 5,3 km à 5 %
Kat 1 | km 125,1 – Port de Lers 11,4 km à 7 %
Kat 1 | km 151,3 – Mur de Péguère 9,3 km à 7,9 %

Zwischensprint
KM 67,8 – LAVELANET

Die Favoriten

Es sind bergfeste Fahrer, die hier zu den Favoriten zählen. Tom Pidcock liegt dieses Terrain, mit steilen Rampen und schnellen Abfahrten. Bauke Mollema, Dylan Teuns, Carlos Verona oder auch Alexey Lutsenko sind ebenfalls Fahrer, die bei solcher Etappe eine gute Chance auf den Etappensieg haben. Bei Bora-hansgrohe hat man gleich fünf* vier Fahrer, die auf solchem Terrain erfolgreich sein könnten. Lennard Kämna*, Maximilian Schachmann, Patrick Konrad, Felix Großschartner und Aleksandr Vlasov. Vlasov hat nach seinem Sturz zu viel Rückstand in der Gesamtwertung und will sich nun auf Etappenergebnisse konzentrieren. Für den exzellenten Kletterer sind die beiden anderen Pyrenäen-Etappen vielleicht aber noch bessere Gelegenheiten. Maximilian Schachmann hat nach einem starken Beginn durch den schweren Sturz nicht mehr zu Höchstform gefunden. Vielleicht konnte er sich am Ruhetag erholen.
Bei Lennard Kämna scheint sich so langsam auch der Akku zu leeren. Er hat eine lange Saison in den Beinen und bereits den Giro d’Italia absolviert. * Update: Er hat das Rennen laut Team wegen einer Erkältung verlassen.
Patrick Konrad und Felix Großschartner hatten auch ihre Probleme, könnten aber einen neuen Anlauf für die Gruppe des Tages nehmen.

Für Thibaut Pinot ist das Terrain der kommenden Tage wohl etwas erfolgsversprechender, aber Valentin Madouas oder Michael Storer könnte dieser Tag sehr liegen. Bob Jungels, Daniel Martínez, Pierre Latour, Alberto Bettiol, Rigoberto Uran, Michael Woods … – die Liste der Fahrer mit guten Chancen aus einer Fluchtgruppe ist auch nach 15 Renntagen recht lang.

***** –
**** Tom Pidcock, Dylan Teuns, Alberto Bettiol
*** Bob Jungels, Alexey Lutsenko, Michael Woods, Daniel Martínez
** Michael Storer, Valentin Madouas, Thibaut Pinot, Pierre Latour, Felix Großschartner
* Konrad, Schachmann, Uran, Pogacar, Vingegaard

Start: 12:30 Uhr
Ziel: ~ 17:50 Uhr