Ich habe länger nichts von mir hören lassen, bin nun aber nach Tour, Pause und Urlaub zurück auf dem Schotter. Nach Unbound Anfang Juni habe ich erstmal die Tour de France für ONE und sportschau.de kommentiert, hing ein bisschen auf der Eurobike rum und habe bei Basajaun teilgenommen. Einem Bikepacking Event, was ich aber leider auf Grund von Knieschmerzen aufgeben musste. 

Nach Basajaun ging es für mich erstmal in den Urlaub. Ich habe das erste Mal bewusst zwei Wochen Urlaub ohne Rad gemacht. Für den Kopf war es wichtig, aber wenn man nach zwei Wochen mal wieder auf das Rad steigt, dann fühlt sich das doch alles erstmal sehr fremd an


Nach meinem Wiedereinstieg hatte ich jetzt zwei Wochen Zeit, um einigermaßen fit zu werden für mein erstes Rennen der UCI Gravel World Series in Italien. Aufgrund der kurzen Vorbereitungsphase habe ich mir keine großen Hoffnungen auf ein Topresultat gemacht, es ging vielmehr darum, wieder in den Rennrhythmus zu kommen und sich für die Gravel WM am 09.10.2022 in Vicenza zu qualifizieren. 

Für mich war auch interessant herauszufinden, wie diese Rennserie organisiert ist und wie man sie mit den Rennen in den USA vergleichen kann. Vorweg: Es sind verschiedene Herangehensweisen und ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist, den die UCI eingeschlagen hat. 

Zum Rennen ins Piemonte bin ich alleine angereist, weil ich den Aufwand gering halten wollte. Normalerweise kommt man bei Distanzen um die 120km auch ohne Unterstützung aus hinsichtlich Verpflegung an der Strecke, aber hier war es anders. 

Mir ist am Start schon aufgefallen, wieviele Teams BetreuerInnen dabei hatten und es war sogar die italienische Nationalmannschaft am Start und hier würde ich sogar wetten, dass das Verhältnis AthletInnen zu Betreuer 1:1 war. 

Bei den Rennen der UCI Gravel World Series startet man in Altersklassen – ich bin AK 35-39. Das Regelwerk orientiert sich an der Gran Fondo Serie, welche für AmateursportlerInnen ausgelegt ist. Und hier ist auch schon das erste größere Problem, was sich die UCI geschaffen hat. UCI-Gravelrennen sind zugänglich für alle Lizenzklassen und auch ohne Lizenz kann man starten. In der Regel startet man in den Blöcken, die den Altersklassen zugeordnet sind und hier in Italien dann sogar mit zeitlichen Abständen. Das heißt, dass ich mit meiner Altersklasse rund 45 Sekunden nach der AK 19-34 starte, in der aber eigentlich alle TopfahrerInnen vertreten sind. Das ist ein Problem, da ich ja nicht zu diesen Rennen anreise um in der AK zu gewinnen, ich will mich den Besten messen können. Mit einem zeitlichen Rückstand in das Rennen zu starten ist ein relevanter Nachteil.

Es gibt keine Elite-Kategorie, in der dann zum Bespiel ProfisportlerInnen der WorldTour, ProTour, ContinentalTour oder eben GravelfahrerInnen wie ich, die ihren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen, aber keiner UCI Kategorie zugeordnet sind, zusammen starten. Bei den meisten UCI World Series Rennen wurde immer ein Gesamtsieger des Rennen gekürt und das Ergebnis ist dann auch das, was für Sponsoren relevant ist. 

Das Rennen

Aber nun zu meinem Rennen. Wie schon erwähnt, bin ich mit 45 Sekunden Rückstand ins Rennen gegangen. Ich dachte anfangs, dass das nicht ein großes Problem sein wird, aber leider habe ich mich da getäuscht. Die Altersklasse vor uns ist direkt Vollgas gefahren und so musste ich in der ersten halben Stunde schon mal richtig tief gehen, um nach vorne aufschließen zu können. Ich habe mich aber trotz des harten Starts gut gefühlt und war so eigentlich zuversichtlich, dass ich vielleicht doch länger mitfahren kann als erwartet.

Die Strecke hatte einen hohen Gravelanteil. Allerdings waren es zum Teil schon grobe Stücke mit Klinkersteinen und tiefen Kiespassagen. Landschaftlich war es aber ein mega Kurs. Es gab viele kurze steile Anstiege, die eigentlich immer Vollgas oder eben mit richtig Zug auf der Kette gefahren wurden. Die Fahrweise ähnelte eher einem Vo2Max Training als einem Radrennen. Nach jedem Anstieg haben wir es ruhig angehen lassen, was aber auch nötig war. Neben diesen „Intervallen“ hat mir nach und nach die steigenden Temperaturen zugesetzt. Da ich keine Unterstützung am Streckenrand hatte, musste ich mich mit drei Trinkflachen begnügen (zwei am Rad und eine in der Trikottasche), was zunehmend zum Problem wurde – 3:45 h mit nur drei Flaschen ist dann doch sehr optimistisch gewesen.

Wie schon erwähnt sind wir berghoch immer voll gefahren und dann wieder ruhig, was mich komplett fertig gemacht hat. Mir haben komplett die Spitzen gefehlt, sodass ich irgendwann den hohen Wattzahlen Tribut zollen musste. Bei Kilometer 80 von 120 war es dann vorbei bei mir und ich musste die Gruppe gehen lassen. Bis dahin habe ich mich eigentlich gut gefühlt, aber diese hohen Intensitäten gehen gerade noch nicht bei mir. Von da an bin ich dann mit einer kleinen Gruppe Richtung Ziel gefahren, wo ich allerdings auch nur Passagier war, da ich zunehmend gemerkt habe, dass ich wohl einen Hitzestich bekomme. Im Ziel angekommen war ich dann doch überrascht, dass es für den 7. Platz im gesamten Rennen und den 3.Platz in meiner Altersklasse gereicht hat. Daher muss ich sagen, dass ich mit dem Ausgang zufrieden bin, allerdings weiß ich auch, dass da noch einiges geht. 


Nach dem Rennen habe ich dann auch gemerkt, dass ich wohl die letzte Rennstunde mit einem Hitzschlag unterwegs war. Mich hat es noch richtig aus dem Leben geholt. Ich lag nach meiner Rückkehr ins Hotel stundenlang einfach nur rum mit Kopfschmerzen und Übelkeit, womit sich dann auch meine Vermutung des Hitzschlags bestätigt haben dürfte.

Zusammenfassend war es ein erfolgreiches Wochenende. Ich konnte mich für die WM qualifizieren und einigermaßen am Renngeschehen teilnehmen, was für zwei Wochen Training ok ist

Zum Rennformat UCI Gravel World Series muss ich sagen, dass es da noch Ausbaupotenzial gibt und die momentane Unterteilung und Regelung nicht wirklich fair ist für die SportlerInnen, die den Sport als Leistungssport betreiben. Wenn man es als Sportart so platzieren will wie die Gran Fondo Serie der UCI, dann muss man FahrerInnen mit Profilizenz exkludieren, was aber auch zur Folge hätte, dass diese nicht bei der WM starten dürfen. 

Im übrigen wird es bei der WM eine Elite-Kategorie geben, in der alle mit Profilizenz starten werden, zumindest ist so der Plan, ob dazu auch Continental FahrerInnen gehören weiß ich nicht. Fahrer wie ich können sich entscheiden, ob ich in meiner Altersklasse starten möchte oder in der Elite-Kategorie (Nominierung hierfür geht über den nationalen Verband) – voraussichtlich werde ich in der Elite starten, wenn der BDR mich dafür nominiert.

Bis dahin ist aber noch ein bisschen Zeit. Ich werde am 08.09. bei Big Bash in Tschechien am Start sein und danach entweder beim UCI Gravel World Series Rennen in den Niederland oder Spanien. 

Bis bald,

Paul.