WM-Strecke 2022

Das Rennen der Männer bildet den Abschluss der Straßen-WM 2022 in Australien. Es geht über satte 266,9 Kilometer und dabei müssen fast 4000 Höhenmeter bewältigt werden. Nach dem Start in Helensburgh geht es gen Süden, dann zunächst über den Mount Keira, bevor anschließend 12 Runden auf dem Wollongong City Circuit gefahren werden. Jede Runde muss dann der Anstieg zum Mount Pleasant gemeistert werden. „Diese Wiederholung des Anstiegs wird am Ende ausschlaggebend sein“, sagt Nationalfahrer Nico Denz. Die Steigung ist nicht extrem lang, aber durchaus steil. Mit der Länge des Rennens wird es am Ende wohl richtig schwer.

Die Rennen mit Nationalmannschaften haben meist einen besonderen Charakter. Einige Nationen stellen eine sehr starke Mannschaft, andere Teams müssen clever agieren, weil sie keine extrem starke Mannschaft haben. Taktische Raffinesse, ein gutes Gefühl für den Moment und die physische Stärke sind ausschlaggebend.

Die Strecke

Zu Beginn geht es entlang der Küste gen Süden. „Es geht ein wenig auf und ab, ist nie ganz flach, aber das ist nicht wild. Es geht nach knapp 28 Kilometern das erste Mal durch das Ziel und dann den langen Anstieg hinauf“, sagt Nico Denz. „Unten ist es schon steil, oben flacht es ab. Das ist hier nicht der schwerste Berg hier in der Gegend, aber man sollte ihn auch nicht unterschätzen“, so Denz.

Nach dem Anstieg folgt eine Abfahrt und es geht von Süden nach Wollongong. Nach rund 62 Kilometer ist dann der Stadtkurs erreicht und das Feld biegt etwas hinter der Ziellinie auf den City Circuit ein, der dann 12x absolviert wird.

Der Anstieg auf der Runde ist zweigeteilt. Zunächst geht es die Dumfries Avenue rund 700 Meter mit ~6,5% hinauf. Dann folgt eine kurze Abfahrt und es geht dann mehr als einen Kilometer mit 7,7% im Schnitt bergan zum Mount Pleasant. Vom Gipfel sind es noch 7,6 Kilometer bis ins Ziel.

Der Anstieg ist schon ein Brett. Erst geht es über die Welle, dann wird es nach der Kurve richtig steil“, so Denz. Rund 16% ist der Beginn des zweiten Teils des Anstiegs steil. „In der Abfahrt, auch mit den Kurven – da wird es das Feld schon langziehen“, erwartet Denz. „Insgesamt ist die Runde aber nicht sehr technisch. Es gibt zwar einige Kurven, aber die Straße ist meist sehr breit“. Vorn im Feld fahren, schätzt er dennoch als wichtig ein.



Profil des City Circuits

Die Favoriten

Der Parcours ist anspruchsvoll, aber nicht so schwer, dass nur reine Kletterer eine Chance auf den Sieg haben. Es sind die bergfesten Klassikerspezialisten, die Ardennen-Fahrer und die absoluten Top-Stars, die hier zu den Favoriten zählen. Wout van Aert, Remco Evenepoel, Tadej Pogačar, Mathieu van der Poel – Fahrer dieses Schlags sind die Top-Favoriten. Ob auch ein endschneller Mann wie Michael Matthews am Ende ganz vorn landen kann, dürfte vom Rennverlauf abhängen.

Es sind durchaus einige Szenarien möglich. Findet sich bereits mehrere Runden vor Schluss eine große Gruppe zusammen, in der die meisten starken Nationen vertreten sind, kann diese durchkommen. Es kann aber auch sein, dass man sich lange neutralisiert, es ein Ausscheidungsfahren gibt und erst auf der vorletzten, oder gar letzten Runde die entscheidende Attacke lanciert wird. Oder wird zwar am letzten Anstieg attackiert, es kommt aber doch zu einem Sprint eines stark dezimierten Feldes? Nicht unmöglich, wenn auch nicht das wahrscheinlichste Szenario.

Nicht viele Teams haben mehrere potenzielle Sieger in den eigenen Reihen. Die Belgier sind mit dem endschnellen Wout van Aert und dem tempofesten Remco Evenepoel top aufgestellt. Allerdings bleibt abzuwarten, ob es dem Team tatsächlich gelingt, harmonisch die Karten optimal zu spielen. Mit Jasper Stuyven, Quinten Hermans, Yves Lampaert, Nathan Van Hooydonck, Pieter Serry und Stan Dewulf dürfte die Belgische Equipe wohl die stärkste Nation sein.

Kein extrem starkes Team hat Tadej Pogačar. Doch der Slowene ist in bestechender Form und kommt mit reichlich Selbstvertrauen zur WM. In Kanada hat er Van Aert im Sprint eindrucksvoll besiegt. Auf einem sehr ähnlichen Kurs!

Auch das niederländische Team ist eher nicht so stark einzuschätzen, wie die Mannschaft der Belgier, aber mit Mathieu van der Poel hat man einen absoluten Top-Fahrer dabei. Die Vorbereitung von MvdP war nicht perfekt, er scheint aber in guter Form. Dazu sind mit Bauke Mollema, Pascal Eenkhoorn und Taco van der Hoorn Fahrer dabei, die früh in die Offensive gehen können. Vielleicht wäre es ein taktisches Mittel, um die Konkurrenz früh unter Druck zu setzen.

Das französische Team um Titelverteidiger Julian Alaphilippe ist ebenfalls sehr stark. Vor allem in der Breite ist man exzellent besetzt. Benoît Cosnefroy, Pavel Sivakov, Romain Bardet, aber auch Valentin Madouas und Christophe Laporte sind auf diesem Kurs stark einzuschätzen.

Nicht zu unterschätzen ist auch das italienische Team. Der endschnelle Matteo Trentin, aber vor allem Kapitän Alberto Bettiol stehen im Focus. Es war allerdings Andrea Bagioli, der zuletzt einen exzellenten Eindruck machte und den man nicht unterschätzen sollte.

Die deutsche Mannschaft ist nicht in der Favoritenrollen. Georg Zimmermann und Jannik Steimle sind auf dieser Strecke in der Lage, ein sehr gutes Rennen abzuliefern, die Medaillen-Favoriten sind aber andere Teams. Mit Nico Denz, Nikias Arndt, Jonas Koch, Miguel Heidemann, Steimle und Zimmermann wird man versuchen, ein gutes Rennen zu zeigen.

***** Tadej Pogačar
**** Wout van Aert
*** Remco Evenepoel, Mathieu van der Poel
** Benoît Cosnefroy, Biniam Girmay, Andrea Bagioli, Dylan van Baarle
* Julian Alaphilippe, Ethan Hayter, Alex Kristoff, Christophe Laporte, Alberto Bettiol, Mauro Schmid

Start: 10:15 Uhr (Deutschland -8h = 2:15 Uhr)
Ziel: ~17 Uhr (Deutschland = 9 Uhr)