Biniam Girmay

Das Team Intermarché-Wanty-Gobert kann auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken. Wobei „sehr erfolgreich“ eine zurückhaltende Formulierung ist. Die Mannschaft hat eine schier unfassbare Entwicklung hingelegt, der wir uns an anderer Stelle bereits ausführlich gewidmet haben. Hier soll deshalb auf den Text „Das Team der Stunde: Der unglaubliche Aufstieg von Intermarché – Wanty Gobert“ aus dem Juni hingewiesen werden, der Hintergründe und Entwicklung detailliert beleuchtet.

Die Mannschaft hat jedoch nicht nur in der ersten Saisonhälfte starke Leistungen gezeigt, sondern auch im Sommer einige Erfolge gefeiert, wenn auch nicht in dem Maße, wie im Frühjahr. Etappensiege bei Deutschland Tour, Vuelta und Polen-Rundfahrt, zudem noch Erfolge bei Eintagesrennen und sehr gute Resultate bei den italienischen Herbstklassikern.

Intermarché-Wanty-Gobert hat während der Saison 2022 so stark gepunktet, dass man sich um den Abstieg aus der WorldTour keine Sorgen machen musste. Im Gegenteil – im WorldRanking der Teams für das Jahr 2022 steht man auf Rang fünf – vor Mannschaften wie QuickStep-AlphaVinyl.

Was bringt die Zukunft?

Nach dem sensationellen Jahr 2022 stellt sich die Frage, ob die Entwicklung der Mannschaft so weitergehen kann. Erneut gibt es reichlich Wechsel beim Fahrerpersonal. Zwölf Profis verlassen das Team, ähnlich viele werden neu hinzukommen. Es sind einige der Leistungsträger, die das Team verlassen. Alexander Kristoff, Jan Hirt, Andrea Pasqualon – allesamt sehr erfahrene Männer, aber wohl bereits im Herbst ihrer Karriere. Schmerzlich wird der Verlust von Quinten Hermans sein, der einen Leistungssprung machte und in Lüttich auf Rang zwei landete. Doch es gelingt erneut, starke Fahrer ins Team zu holen. Routinier Rui Costa, dazu Mike Teunissen und Lilian Calmejane. Mit Rune Herregodts, Arne Marit, Madis Mihkels, Laurenz Rex, Tom Paquot und Dries De Pooter hat man zudem junge Fahrer verpflichtet.

Die wichtigste Personalie mit Blick auf die Zukunft des Teams dürfte aber weiterhin Biniam Girmay sein. Der Vertrag des 22-Jährigen läuft bis Ende 2026. Nachdem Girmay bereits 2021 sein Talent unter Beweis stellt, gelang ihm in diesem Jahr der Durchbruch in die internationale Spitze. Sieg bei Gent-Wevelgem, Etappensieg beim Giro, dazu reichlich starke Auftritte und viele gute Ergebnissen. Mit ihm hat man einen absoluten Top-Fahrer, um den man bei vielen Eintagesrennen eine sehr gute Mannschaft formieren kann und dann die Chance auf weiter bedeutende Siege hat.

Nach der Super-Saison 2022 ist der Druck für das folgende Jahr natürlich groß. Doch man hat die Lizenz für die WorldTour gesichert und geht sicher mit reichlich Rückenwind aus der Saison. Rang fünf im WorldRanking 2022 ist sicher auch dem Fokus auf das fleißige Punktesammeln zu verdanken – landet man im kommenden Jahr im Mittelfeld des Rankings und kann bei wichtigen Rennen erfolgreich sein, wird auch das Jahr 2023 als Erfolg gelten.

Man darf gespannt sein, wie der Mannschaft es gelingt, sich auf einem sehr hohen Niveau zu stabilisieren. Zudem wird Girmay künftig noch häufiger als Favorit in die großen Rennen gehen und von der Konkurrenz sicher stärker im Blick behalten. Das dürfte die Rennen für ihn vielleicht etwas schwerer machen. Das Potenzial, sich dennoch reichlich in Szene zu setzen, hat er definitiv. Mit Mike Teunissen nun einen zusätzlichen starken Fahrer an seiner Seite. Girmay wird für sein Team enorm wichtig sein, mal schauen, wie er mit dem Druck umgehen kann.


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