Betrachtet man nur die Anzahl der Siege, so war die Saison 2022 nicht besser als die zuvor. Damals gelangen sogar 23 Siege – drei mehr als in diesem Jahr. Doch im Radsport ist es nicht nur die Zahl der Siege, die aussagekräftig ist, über die Leistung einer Mannschaft. Es geht um die Qualität der Erfolge und die Leistung während der Rennen. So waren es in diesem Jahr sechs Siege auf WorldTour-Level, dreimal so viele wie 2021! Davon allein drei Etappensiege beim Giro d’Italia. Alle drei fuhr Sprinter Arnaud Demare ein, einer der Leistungsträger im Team. Demare hatte 2021 eine schwierige Saison, verbesserte sich nun aber deutlich, was die Bilanz des Team maßgeblich beeinflusst. Dass er neben den drei Etappensiegen auch das Ciclamino des Giro gewann, war ein wichtiger Erfolg.

Für die anderen Erfolge auf WorldTour-Level sorgten zwei weitere Top-Fahrer des Teams – Thibaut Pinot (Etappensieg bei der Tour de Suisse) und David Gaudu (Etappensieg bei der Dauphine). Pinot gewann noch eine Etappe bei der Tour of the Alps, konnte in diesem Jahr nach einer schwierigen Zeit endlich wieder Siege bejubeln. Zuvor hatte er 2019 seinen letzten Erfolg gefeiert.

Demare und Pinot fanden teilweise wieder ihren Tritt, dazu machte neben David Gaudu auch Stefan Küng einen Schritt nach vorn. Gaudu landete bei der Tour am Ende auf Gesamtrang vier – sehr respektabel. Küng lieferte vor allem im Frühjahr exzellente Rennen ab – landete bei den großen Frühjahsklassikern fünf Mal in den Top8 – stand bei Paris-Roubaix und beim E3-Prijs auf dem Podium. Auch bei Valentin Madouas ging es einen Schritt in die richtige Richtung. Podium bei der Flandern-Rundfahrt spricht für sich, aber nicht nur bei den Eintagesrennen zeigte er gute Leistungen. Die Kapitäne lieferten – das ist bei jedem Team von Bedeutung.

Goldene Zukunft (?)

Abgesehen von Attila Valter (geht zu Jumbo-Vimsa) verlassen vor allem ältere Fahrer das Team – Reichenbach, Guarnieri, Roux, Duchesne, Ludvigsson, Sinkeldam … alle jenseits der 30. Neu ins Team kommen sieben Nachwuchsfahrer aus dem eigenen Devo-Team! Lorenzo Germani, Romain Grégoire, Lenny Martinez, Enzo Paleni, Laurence Pithie, Reuben Thompson und Sam Watson. Zudem hatte Paul Penhoët den Sprung aus der Nachwuchsmannschaft zu den Profis bereits im August vollzogen. So sieht erfolgreiche Nachwuchsförderung aus.

Die Nachwuchsfahrer die aufsteigen, haben eine extreme Qualität. Lenny Martinez – Sieger Valle d’Aosta – Mont Blanc und Podium beim U23-Giro, Samuel Watson – Sieger U23-Gent-Wevelgem und mehrfacher Etappensieger, Romain Grégoire – Sieger U23-Lüttich-Bastogne-Lüttich, U23-Giro-Etappensieger. „Nächstes Jahr werden wir wohl Rekorde in Bezug auf das Durchschnittsalter brechen. Wir waren an einem Scheideweg für das Team, wir hatten eine Chance vor uns, die wir nutzen mussten“, so Teamchef Marc Madiot.

Junge Fahrer verpflichten ist die eine Sache, sie in die Weltspitz zu führen eine ganz andere. Man darf gespannt sein, wie schnell es dem Team gelingt diese hochtalentierten Fahrer zu integrieren. Besonderen Druck dürften die „jungen Wilden“ zunächst sicher nicht spüren, denn die arrivierten Top-Fahrer um Küng, Gaudu, Pinot und Demare bleiben im Team und sind vor allem gefordert. Küng hatte mit einem Wechsel geliebäugelt, bleibt nun aber an Bord.

Liefern die Kapitäne auch 2023 ab und gelingt es sehr schnell, die jungen Talente zu integrieren, kann es auch im kommenden Jahr einen weiteren Schritt in die richtige Richtung geben. Die Strecke der Tour de France dürfte Kletterer David Gaudu sicher sehr gefallen – für den Sprung aufs Podium ist noch ein kleiner Entwicklungsschritt nötig, vielleicht wird dieser geschafft.


Die Saisonbilanzen der anderen Mannschaften sind hier gesammelt.