TDF 2023 Karte

Mit der Präsentation der Tourstrecke im Herbst beginnt eine lange Phase von Überlegungen und Spekulationen. Wem liegt die Strecke? Wie wird das Rennen ablaufen? Was sind die Schlüsseletappen? Welche Taktik muss man wählen? Fans und Medien versuchen vorauszusehen, was im Juli des kommenden Jahres passieren wird. Es ist die erste Phase der sich steigernden Vorfreude auf das wichtigste Rennen der Saison.

Auch für die Teams ist die Präsentation der Tourstrecke ein Eckpunkt für die Planungen. Schließlich ist die Tour von enormer Bedeutung und man versucht den Kader mit der größtmöglichen Chance auf Erfolg nach Frankreich zu schicken. Es wird die Strecke analysiert, dann mit den Ergebnissen der Giro-Parcours-Analyse abgeglichen und schließlich gemeinsam mit den Sportlern ein Plan für das Jahr gemacht.

Für die Teams hängt die Beurteilung des Tour-Parcours vor allem von den Fähigkeiten der eigenen Fahrer und der Ziele ab. Wie gut ist mein GC-Kapitän im Zeitfahren? Wie viele Chancen wird mein Sprintzug haben? Lange Berge, kurze Berge, wie viele Kilometer in großer Höhe? Leistungsdaten, zu erwartende Leistungszeiträume, Energieverbräuche, Konkurrenz …. die Analyse bei den Teams ist von Daten geprägt.

Für Medien und Fans gelten andere Gesetze. Wie viel Popcorn muss man bereitstellen? Wie oft ist Gänsehaut garantiert? Darf man sich auf epische Rennen und großartige Bilder freuen? Bietet die Strecke die Chance auf Traum-Quoten und geniale Geschichten? Man kann sich differenziert mit der Strecke auseinandersetzen, doch solange nicht alle Details der Strecke bekannt sind, läuft es vor allem für Fans auf die Frage hinaus: Ist die Strecke der Tour 2023 genial, oder daneben? Wir liefern Argumente für beide Seiten, entscheiden muss man sich am Ende selbst.

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Die Strecke der Tour de France 2023 ist genial, weil …

  • Mega-Start – keine Flachetappe, kein Prolog – es geht mit einer schweren Etappe durch das Baskenland los. Das Peloton bekommt direkt einen Stresstest, die Kapitäne müssen hellwach sein und die Fans werden den Grand Depart zu einem Spektakel machen – inklusive Jaizkibel im Finale der 2. Etappe. Rambazamba-Start in die Tour – großartig!
  • Schnell in die Pyrenäen – keine langweilige Sprinter-Auftaktwoche! Ruckzuck ist man in den Pyrenäen. Tourmalet an Tag sechs der Tour. Mega! Kein Versteckspiel der GC-Jungs, Karten auf den Tisch in Woche eins!
  • Puy de Dôme – eine Legende kehrt zurück. Nun, wir alle kennen das Foto von „Poupou“ und Jacques Anquetil, Schulter an Schulter am Puy de Dôme. Solche Geschichten gehören nicht nur zur Tour de France, sie machen sie ein Stück weit aus. Historie, Heldengeschichten, epische Schlachten an legendären Anstiegen – ganz sicher wird diese Etappe für extrem viel Aufmerksamkeit sorgen und einige Fans zum Schwelgen bringen.
  • Reichlich Sprints – Cav sieht acht potenzielle Sprintchancen, eine ganze Menge, für eine so berglastige Tour. Ganze acht Sprints werden es vermutlich nicht, aber die endschnellen Männer bekommen ihre Chancen – die Sprintfans kommen auf ihre Kosten. So werden sicher viele der Top-Sprinter am Start stehen, was der Tour nicht nur sportlich gut tut.
  • Reichlich Alpen – in der zweiten Hälfte der Tour können sich die Kletterer in den Alpen austoben. Am Ende der zweiten Woche geht es samstags über den Joux Plane nach Morzine, am Sonntag dann Bergankunft in Saint-Gervais Mont-Blanc. Nach dem Ruhetag steht das Zeitfahren an und dann geht es zur Königsetappe über Col de la Loze nach Courchevel. Fünf GC-Tage, nur unterbrochen vom Ruhetag – eine Popcorn-Garantie!
  • Epische Königsetappe – die 17. Etappe dieser Tour dürfte wohl die Königsetappe sein: mehr als 5000 Höhenmeter, vier Anstiege. Der letzte Berg des Tages ist der Col de la Loze. Ein ewig langes Ding, bei dem die letzten fünf Kilometer die schwierigsten sind. Alle Fahrer müssen ans Limit, eine kleine Schwäche kann große Auswirkungen haben. Dieser Tag wird von großer Bedeutung sein und vielleicht ist es der entscheidende Tag im Kampf um die Gesamtwertung der Tour.
  • Wenig Transfers – mit der Tour de France rollt ein riesiger Tross durch das Land. Seit rund 15 Jahren wird zunehmend auf die ökologische Seite dieses Spektakels geachtet, Müll-Zonen, E-Autos, reichlich Maßnahmen zur Verringerung von CO2-Emissionen … . Schon allein aus diesem Grund ist es begrüßenswert, dass diese Tour wenig Transfers zwischen den Etappen hat.
  • Vogesen-Finale – Nach der letzten Alpenetappe sind es noch drei Tage bis zur Schlussetappe in Paris. Die Entscheidung im Kampf um Gelb fällt aber vermutlich erst am vorletzten Tag! Denn die 20. Etappe führt durch die Vogesen – ein heftiger Ritt! Fünf Berge, nur 133 Kilometer Länge – eine extrem gefährliche Etappe, die man nicht unterschätzen sollte. Gerät der Mann in Gelb in eine Krise, ist möglicherweise angeschlagen, kann es dramatisch werden. Dieses Teilstück hat „Quäl dich du Sau“-Potenzial! Vor allem das Finale hat es in sich – die Frauen sind es bei der Tour de France Femmes 2022 gefahren. Dann geht es von Münster aus hinauf zum Petit Ballon, dann hinab nach Sondernach und den ekligen Platzerwasel hinauf und zum Ziel in Le Markstein. Ein heftiges Finale, nach drei Wochen Tour. Es werden sicher erneut sehr viele deutsche Fans an der Strecke stehen und die Stimmung wird sicher exzellent sein – das perfekte Finale für eine Tour de France.

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