Rigoberto Uran

Nur neun Siege konnte das Team 2022 einfahren. Seit man 2008 in die WorldTour aufstieg, gab es in Sachen Saisonsiege nur ein Jahr mit weniger Erfolgen. Es war keine Super-Saison für das amerikanische Team, aber auch keine katastrophale. Denn mit einem Etappensieg bei der Tour de France durch Magnus Cort wurde eines der großen Ziele erreicht. Dazu konnte Rigoberto Uran bei der Vuelta eine Etappe gewinnen und am Ende in den Top10 landen. Auch Neilson Powless gelang eine ordentliche Saison und sein 12. Gesamtplatz bei der Tour war ein echtes Ausrufezeichen. Zu den Top-Teams gehörte EF Education-EasyPost aber auch 2022 nicht.

Bei den Klassikern lief es nicht so richtig, was vor allem daran lag, dass die Kapitäne nicht in der Verfassung waren, ganz vorn mitzufahren. Doch damit war das Team von Jonathan Vaughters in dieser Saison mit vielen Krankheistfällen im Frühjahr, nicht allein. Ex-Rondesieger Alberto Bettiol war nach vielen gesundheitlichen Problemen in den vergangenen zwei Jahren gut in die Saison gestartet, lag dann mit Corona flach und kam nicht rechtzeitig in entsprechende Form. Bei Jonas Rutsch lief es ähnlich. Bei Michael Valgren lief es auch nicht perfekt, ihm gelang bei den Frühjahsklassikern kein Top10-Platz. In den Ardennen konnte man mit Powless und Ruben Guerreiro immerhin Top10-Ergebnisse einfahren.

Doch es war nicht nur die Klassikerfraktion, die der Weltspitze nur bedingt folgen konnten. Seit Hugh Carthy 2020 auf dem Podium der Vuelta stand, waren die Hoffnungen auf weitere Top5-Plätze groß. Doch nach Rang acht beim Giro 2021 war es in diesem Jahr am Ende der Italien-Rundfahrt Gesamtrang neun. Bei der Vuelta wurde Carthy 25. – dort war wie erwähnt Uran der Leader, der Gesamtneunter wurde. Auch Uran hatte keine brillante Saison, lieferte aber vor allem im Schlussdrittel der Saison gute Rennen und Ergebnisse. Das betrifft sehr ähnlich auch Esteban Chaves. Insgesamt lief es beim Team EF Education-EasyPost im Herbst sehr ordentlich. Bei den italienischen Rennen holte man einige gute Platzierungen und fuhr so auch Punkte ein. Die ganze Saison betrachtet, konnte man in diesem Jahr nicht konstant reichlich UCI-Punkte einsammeln, aber das Minimalziel, in der Dreijahreswertung unter den Top 18 Mannschaften zu sein und die WorldTour-Lizenz abzusichern, gelang. So wird man einen Haken an die Saison machen und nach vorn schauen.

Veränderung

Mit Ruben Guerreiro verlässt einer der konstantesten Fahrer des Teams im Jahr 2022 die Mannschaft. Der Portugiese ist mit seiner Fahrweise nicht überall beliebt, vor allem bergauf hat er jedoch beeindruckende Qualität. Er wechselt zum Team Movistar. Michael Valgren war bei der Route d’Occitanie schwer gestürzt und versucht nun wieder in Schwung zu kommen. Er gehört 2023 zunächst zur Devo-Mannschaft, ob er überhaupt wieder zu alter Stärke findet, bleibt abzuwarten.

Der 37-jährige Sebastian Langeveld hat seine Karriere beendet und wird dem Team im Frühjahr 2023 sicher fehlen. Sebastian Langeveld ist ein kluger Rennfahrer, oft der verlängerte Arm von Sportdirektor Andreas Klier bei den Pflasterrennen. Langeveld wird dem Team als Sportlicher Leiter erhalten bleiben, doch der Rennfahrer Langeveld wird sicher vermisst werden.

Neu ins Team kommen sehr starke Fahrer. Ex-Girosieger Richard Carapaz kommt von Ineos und wird der klare GC-Leader sein. Die Top-Jahre von Rigoberto Uran scheinen vorbei, bei Hugh Carthy wartet man auf die Bestätigung des Vuelta-Podiums und auch Esteban Chaves scheint kein Fahrer mehr zu sein, der bei Grand Tours aufs Podium fährt. So ist die Verpflichtung von Carapaz ein sehr guter Transfer. Mit dem 36-jährigen Andrey Amador holt man dazu einen soliden Helfer für die Grand Tours.

Der inzwischen 26-jährige Stefan de Bod hat im Jahr 2022 bei kleineren Rennen gezeigt, welch Potenzial er noch immer besitzt und wird beim neuen Team daran anknüpfen wollen. Eine echte Verstärkung für das Team dürfte auch Mikkel Frølich Honoré sein. Der 25-jährige Däne ist ein vielseitiger Fahrer und besitzt reichlich Talent.

Ob es im Jahr 2023 einen Schritt in die richtige Richtung gibt, wird sicher an den etablierten Kräften, vor allem aber auch an den Neuzugängen hängen. Mit Carapaz hat man einen Top-Fahrer für die Grand Tours verpflichtet, der wohl vor allem bei der Tour de France liefern soll. Kommt die Klassikerfraktion gut durch das Frühjahr, sind auch dort deutlich bessere Resultate drin, als zuletzt.

Man hat ein ausgewogenes und erfahrenes Team, müsste aber einen deutlichen Leistungssprung hinlegen und eine fast perfekte Saison abliefern, will man zu den Top-Teams in der WorldTour aufschließen.


Die Saisonbilanzen der anderen Mannschaften sind hier gesammelt.