Das große Ziel der israelischen Mannschaft war der Klassenerhalt. Man wollte im Dreijahresranking der UCI in den Top18 landen, so die WorldTour-Lizenz sichern. Doch das gelang nicht. Arkea-Samsic, Cofidis und am Ende auch Lotto-Soudal zogen in diesem Jahr im Ranking am Team Israel-PremierTech vorbei, so droht nun der Abstieg. Nach dem Aus vom Team Katusha-Alpecin hatte man die WorldTour-Lizenz und Teile des Teams übernommen. Der finanzkräftige Unternehmer Sylvan Adams kämpfte zuletzt noch lautstark darum, den Abstieg irgendwie abzuwenden, doch bezogen auf die sportliche Leistung wäre dieser in jedem Fall berechtigt.
Der Mannschaft gelangen im Jahr 2022 immerhin 15 Siege! Darunter gleich zwei bei der Tour de France. Ausgerechnet durch Simon Clarke und Hugo Houle – zwei Neuzugänge. Auch die anderen beiden Erfolge auf WorldTour-Level steuerten Routiniers bei – Patrick Bevin (Tour de Romandie) und Daryl Impey (Tour de Suisse). Zwei Touretappensiege haben nicht viele Mannschaften vorzuweisen, und man kann festhalten, dass der Auftritt des Teams Israel-Premier Tech bei der Frankreich-Rundfahrt sehr ordentlich war. Beim größten Rennen des Jahres gelang wohl der beste Auftritt der Saison. Sogar Chris Froome sorgte mit Rang drei in l’Alpe d’Huez für eine positive Überraschung. Doch Insgesamt betrachtet war es für das Team kein sehr erfolgreiches Jahr. Da man es zudem verpasste, sich eine WildCard für die Tour de France 2023 zu sichern, wird man auch teamintern nicht zufrieden sein.
Michael Woods gewann zwar die La Route d’Occitanie-La Dépêche du Midi und landete in den Ardennen in den Top10, war aber deutlich weniger konstant mit seinen Leistungen, wie etwa im Jahr zuvor. Jakob Fuglsang stand bei der Tour de Suisse auf dem Podium und hatte einige weitere gute Rennen, dem inzwischen 37-Jährigen gelang insgesamt aber keine exzellente Saison.
Krists Neilands und Sep Vanmarcke konnten ebenfalls nur selten überzeugen und Ben Hermans fiel längere Zeit aus. Sprinter Giacomo Nizzolo gelang nur ein Saisonsieg, das Zusammenspiel mit den Anfahrern gelang viel zu selten. Aus dem erhofften Entwicklungsschritt von Rick Zabel in den Kreis der allerbesten Anfahrer der Welt wurde nichts.
Viel zu selten war das Team Israel-Premier Tech eines der renngestaltenden Teams. Ohne die tollen Erfolge während der Tour de France würde die Saisonbilanz noch deutlich schlechter ausfallen, auch wenn der Abstieg allein schon ein herber Schlag ist.
Bessere Zukunft?
Teamboss Sylvan Adams ist durchaus dafür bekannt, seiner Meinung lautstark Gehör zu verschaffen. Man holte während der Saison Dylan Teuns, der aber auch nicht die nötigen Zähler beisteuern konnte und verpasste es das sportliche Kriterium für die World Tour zu erfüllen. Adams drohte mit einer Klage, schien fest entschlossen mit allen Mitteln gegen den Abstieg kämpfen zu wollen. Ob er mit seinem Auftreten dem Team langfristig hilft, bleibt abzuwarten.
Zumindest was die Transferpolitik betrifft kann man den eingeschlagenen Weg als Neuaufbau mit nachhaltiger Ausrichtung interpretieren. Denn nachdem man jahrelang reihenweise alternde Stars mit üppigem Gehalt holte, wurden nun ausschließlich jüngere Fahrer verpflichtet. Dazu verlassen 10 ältere Fahrer das Team. Unter den Neuzugängen sind mit Marco Frigo, Mason Hollyman und Matthew Riccitello durchaus hoffnungsvolle Talente. Das Ziel des Team dürfte es sein, sich sportlich zu verbessern und sich von einem zweitklassigen Team zum potenziellen WorldTour-Mitglied zu entwickeln.
Man kann hoffen, dass der Teameigner den möglicherweise längeren Weg zurück ins Radsport-Oberhaus mitgeht. Der sportliche Abstieg scheint für Sylvan Adams ein herber Schlag gewesen zu sein, den er nicht so leicht verdauen konnte. Dennoch sieht es aktuell nicht so aus, als würde er sein Engagement vorzeitig runterfahren, oder gar nach Alternativen schauen. Man darf gespannt sein, ob dem Team 2023 ein Sprung nach vorn gelingt. Bleibt dieser tatsächlich aus, könnten die Probleme noch größer werden.
Die Saisonbilanzen der anderen Mannschaften sind hier gesammelt.