Miguel Angel Lopez

Kein Saisonsieg auf WorldTour-Level, insgesamt nur fünf Erfolge – zieht man die zwei Titel bei den kasachischen Meisterschaften ab, bleiben sogar nur drei Saisonsiege. Das ist eine sehr magere Ausbeute. Hinter dem Team Astana liegt eine schwierige Zeit. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Zahlungsschwierigkeiten und interne Probleme. So startete das Team schon mit schlechten Vorzeichen in das Jahr 2022. Premier Tech kam im Jahr zuvor als Sponsor und man schien man auf dem Weg zu neuer Stabilität, doch Ende der Saison 2021 war die Partnerschaft schon wieder beendet. Teammanager Alexandr Vinokourov verließ im Frühsommer 2021 das Team, kam aber später wieder zurück und leitet die Geschicke. Richtig rund lief es beim kasachischen Team schon einige Zeit nicht.

Auch wenn es 2022 nur wenige Siege gab, hat das Team durchaus einige gute Ergebnisse vorzuweisen. Rückkehrer Miguel Angel Lopez stand bei der Ruta del Sol und der Burgos-Rundfahrt auf dem Podium, wurde bei der Vuelta Gesamtvierter. Vincenzo Nibali beendete auf seiner Abschiedstour den Giro d’Italia als Gesamtvierter und fuhr einige Male offensiv und stark. David de la Cruz zeigte zu Saisonbeginn ansprechende Leistungen, Samuele Battistella deutete sein Potenzial ebenfalls einige Male an. Doch es fehlte insgesamt einfach sehr oft ein Stück zur Weltspitze. Top-Fahrer Alexey Lutsenko startete zwar mit einem Sieg beim neuen Rennen Clásica Jaén Paraiso Interior in die Saison, konnte aber insgesamt nicht an die Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Joe Dombrowski, Gianni Moscon, Valerio Conti und Sebastián Henao hatten aus unterschiedlichen Gründen ein katastrophales Jahr. Man wird die Saison schnell abhaken wollen und darauf hoffen, dass es in der kommenden Saison besser läuft.

Perspektive?

Nach einem großen Sprung vorwärts sieht es nicht aus. Zehn Fahrer verlassen das Team, nicht alle Plätze werden aufgefüllt. Luis Leon Sanchez, inzwischen 39 Jahre alt, kehrt zurück. Dazu kommt Martin Laas vom Team Bora-hansgrohe. Sprint-Talent Gleb Syritsa rückt in die WorldTour-Equipe, dazu wird der junge Kasache Igor Chzhan Profi. Weitere Verstärkungen sind bislang nicht bekannt.

Die Mannschaft Astana muss für 2023 darauf hoffen, dass die Kapitäne ihre Potenzial nutzen. Lopez und Lutsenko müssen liefern, sonst wird es schwer, auf Top-Niveau zu bestehen. Doch abgesehen von den sportlichen Problemen scheint das Team weiter mit strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen zu haben. Immer wieder gibt es Wirbel um das Team. Mal geht es um Ermittlungen gegen die Betreibergesellschaft wegen Untreue und Geldwäsche, dann machen wieder Gerüchte um ausbleibende Gehälter die Runde. Wie es um die kasachischen Geldgeber hinter dem Radsportprojekt bestellt ist, ist schwer einzuschätzen. Die Unruhen zu Beginn des Jahres im Land Kasachstan sollen der Grund für die Schwierigkeiten mit den Gehaltszahlungen gewesen sein. Immer wieder machten sogar Gerüchte um das Ende des Teams die Runde in der Radsportwelt, doch die Lizenz wurde von der UCI erneut erteilt und es dautet aktuell wenig darauf hin, dass man sich akute Sorgen um das Team machen muss.

Nach schwierigen Jahren will die kasachische Mannschaft 2023 sicher an alte Erfolge anknüpfen. Eine wichtige Voraussetzung dafür scheint zu sein, dass man wieder in ruhiges Fahrwasser gelangt und sich wieder mehr auf das Sportliche konzentrieren kann. Starke Fahrer hat das Team weiterhin, auch wenn man Nibali vermissen wird.


Die Saisonbilanzen der anderen Mannschaften sind hier gesammelt.