Starke Truppe – Kämna, Buchmann, Aleotti

Hinter dem Team Bora-hansgrohe liegt ein erfolgreiches Jahr mit dem Girosieg als großes Highlight. Vor der Saison 2022 hatte man das Team umgebaut, die sportliche Leitung ausgewechselt und aus der deutschen Mannschaft eine GC-Equipe geformt. Direkt die erste Grand Tour wurde mit Neuzugang Jai Hindley gewonnen – der erste Sieg bei einer Landesrundfahrt für Bora-hansgrohe – ein Meilenstein in der Teamhistorie. An die Erfolge aus 2022 soll nun angeknüpft werden. Teamchef Ralph Denk spricht mit Blick auf 2023 von großen Erwartungen, man will wieder bei den Grand Tours angreifen. „Hochkommen ist recht einfach, aber oben zu bleiben, ist eine Herausforderung“, sagte Denk am Dienstag im Zoom-Call mit Medienvertretern. Beim Giro will man versuchen den Titel zu verteidigen, aber nicht mit Jai Hindley, sondern Aleksandr Vlasov. Hindley soll dann im Juli bei der Tour de France angreifen.

Die Grand Tours sind erneut das Hauptziel, doch man will direkt erfolgreich ins Jahr starten. „Wir wollen schnell Erfolge einfahren“, sagte Denk im Team-Podcast. Gleich in den ersten Monaten des Jahres soll es nach Möglichkeit die ersten Siege geben, so das formulierte Ziel des Teamchefs. Sie sollen Druck nehmen und für Euphorie sorgen. Im vergangenen Jahr war es Aleksander Vlasov, der mit seinen Erfolgen bei der Valencia-Rundfahrt Anfang Februar für die ersten Erfolge sorgte. Denk hätte nichts dagegen, würde der Knoten sogar noch etwas früher platzen.

Klassiker

Die Pflaster-Klassiker haben für das deutsche Team nach dem Abgang von Peter Sagan an Bedeutung verloren, dennoch will man auch dort erfolgreich sein. Nils Politt wird erneut in die Kapitänsrolle schlüpfen, doch gegen die extreme Konkurrenz wird es wohl schwer, Top-Platzierungen einzufahren. Man wolle bei den Klassikern offensiv agieren, erklärte Sportdirektor Rolf Aldag. Mit Politt, aber auch Marco Haller, Jordi Meeus, Sam Bennett und Maximilian Schachmann. Bennett kann bei den flachen Rennen angreifen, für Schachmann könnte die Flandern-Rundfahrt eine Option sein. Auch Neuzugang Bob Jungels ist einer der Leader für die flämischen Rennen. Vor allem die Ronde hat Jungels im Blick. Für Paris-Roubaix ist Politt der Kapitän. „Roubaix ist das Rennen, das mir von den Klassikern am meisten liegt, mein Fokus ist 100% auf Roubaix gelegt“, so Politt.

Für die Ardennen ist man personell sehr gut aufgestellt. Maximilian Schachmann, Sergio Higuita, Bob Jungels, Aleksandr Vlasov, Patrick Konrad … alles starke Fahrer für anspruchsvolles Klassiker-Terrain. Wie genau der Plan für die Ardennen aussieht, muss man abwarten. Sportdirektor Aldag betonte, dass man genau schauen muss, wie man die Fahrer mit Blick auf die Saisonhöhepunkte einsetzt. So ist für die Ardennen-Klassiker wohl eher weniger mit Giro-Kapitän Vlasov zu rechnen. Sollte auch Jungels beim Giro starten, wird er die Ardennen-Rennen eher nicht bestreiten.

Giro mit Vlasov & Kämna

Den großen Angriff in Sachen Gesamtwertung plant man erneut für den Giro d’Italia. Kapitän wird Aleksandr Vlasov sein. Der Parcours, vor allem auch mit den drei Zeitfahren, passt gut zum Tourfünften von 2022. So sieht es auch Sportdirektor Aldag. Vermutlich wird man sich beim Giro dann tatsächlich erneut auf den Kampf in der Gesamtwertung konzentrieren. Eine „gemischte Zielstellung“ mit GC + Sprinter wird es dann aber bei der Tour geben.

Für den Giro d’Italia ist auch Lennard Kämna geplant, der dort auch ein Auge auf die Gesamtwertung haben soll. „Ich sehe mich da klar als Co-Leader, jemand der sich im Schatten des Kapitäns ausprobieren kann“, sagte Kämna. Sportdirektor Aldag sprach von einem Entwicklungsprozess bei Kämna, betonte ebenfalls, dass Kämna „keine reine Helferfunktion“ habe. Er soll zu Beginn möglichst keine Zeit verlieren, dann wolle man „schauen, wie weit es gehen kann“, so Aldag. Wie es nach dem Giro für Kämna weitergeht, wolle man abwarten, die Gesamtbelastung im Auge behalten. Das Thema Gesundheit sei auch bei Kämna „ein Thema, weshalb man nicht zu weit planen sollte“, so Aldag.

Tour de France

Zur Tour de France wird man mit einem gemischten Team antreten. Die Sprintfraktion um Sam Bennett, vermutlich mit Anfahrer Danny van Poppel, soll um Etappensiege kämpfen. Der Leader in Sachen GC wird Jai Hindley sein. Auch für Emanuel Buchmann ist ein Start bei der Tour de France geplant. „Ich will mich optimal vorbereiten und in Top-Form bei der Tour am Start stehen“, so Buchmann. „Wenn ich wirklich in Top-Form am Start stehe, dann hoffe ich vorn mitfahren zu können“, sagte Buchmann, der seit der Corona-Erkrankung im Sommer 2021 immer wieder krank war und nicht sein volles Leistungsvermögen ausschöpfen konnte. Möglich sei auch eine Rolle als Helfer für Hindley. „Für Jai zu arbeiten, hätte ich kein Problem. Wenn er aufs Podium fahren kann, dann bin ich glücklich“, so Buchmann.

Buchmann hofft zu alter Stärke zu finden, er hat eine längere Pause eingelegt und hofft, wieder voll angreifen zu können. Sein Rennprogramm in Vorbereitung auf die Tour wird ähnlich zu dem von 2019 sein. Auch 2023 sind Baskenland-Rundfahrt, Tour de Romandie und Dauphine geplant.

Wie der Kader für die Vuelta aussehen kann, muss man abwarten. Sam Bennett könnte Tour und auch Vuelta fahren. In Sachen Gesamtwertung wäre Sergio Higuita wieder eine Option. Der Kolumbianer hatte bereits angedeutet, dass sein Rennkalender für das neue Jahr dem von 2022 sehr ähnlich werden wird. Allerdings wolle er noch abwarten, wie die Strecke denn genau aussieht. Der Parcours der Spanien-Rundfahrt wird erst im Januar veröffentlicht.