
1 | Wout van Aert gewinnt Mailand-Sanremo
Seine Saison 2021 war wieder sehr gut, ich habe zudem den Eindruck, er weiß mit dem Team ganz genau, was jetzt im Winter und im Frühjahr zu tun ist. Die Cross-WM lässt er weg, will sich optimal auf die Straßensaison vorbereiten. Auch wenn die Mannschaft das Trainingslager im Januar wegen eines Corona-Falls abbrechen musste, stört das die Vorbereitung nicht übermäßig. Sie hatten direkt einen Ausweichplan in der Tasche. Professionell, strukturiert, zielgerichtet – wenn bei Jumbo-Visma alle ohne größere Krankheitsfälle durchkommen, geht das erste Monument 2022 an die niederländische Equipe.
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- Ich lag daneben, wenn auch nicht komplett. Matej Mohoric ließ den Sattel runter, zauberte sich den Poggio hinab, sodass niemand hinschauen wollte, und gewinnt verdient das Monument. Beeindruckend! Van Aert war saustark, aber das reichte eben nicht – ich lag mit dieser These falsch.
2 | Quick-Step Alpha Vinyl dominieren die weiteren Klassiker im Frühjahr
Das erste Monument geht an Jumbo-Visma, den Rest des Frühjahrs krallt sich das Wolfpack. Die Klassiker sind natürlich immer das Ziel der Top-Klassiker-Jäger. Drei von den acht großen Rennen (Strade Bianche, E3, Gent-Wevelgem, Fleche Wallone, Ronde, Amstel, LBL, Paris-Roubaix) räumt die belgische Klassiker-Equipe ab. Dabei spielen Remco Evenepoel und Julian Alaphilippe die Hauptrolle. Ich traue vor allem diesen beiden Ausnahmeerscheinungen sehr viel zu, im Frühjahr 2022.
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- Nun, es war ganz sicher nicht das Frühjahr von QuickStep. Fabio Jakobsen gewann zwar Kuurne-Brüssel-Kuurne, aber sonst gelang dem Team wenig. Das mag vor allem an den vielen Krankheitsfällen gelegen haben, doch damit hatten auch andere Teams zu kämpfen. Der Sieg von Remco Evenepoel am Ende der Klassiker in Lüttich rettet die Frühjahsbilanz des Teams – meine These jedoch nicht.
3 | Mathieu van der Poel mit schwerem Saisoneinstand & Happy End
Seine gesundheitlichen Beschwerden, fortwährende Änderungen seines Rennprogramms, die Begleiterscheinungen einer mehr als holprigen Saisonvorbereitung werden MVDP bis Mitte des Jahres 2022 beschäftigen. Top-Ergebnisse im ersten Saisondrittel sind so nicht zu erwarten. Seine große Stunde kommt im Spätsommer – bei der WM in Australien. Dort steuert eine größere Gruppe dem Ziel entgegen. Idealerweise besetzt mit Pogacar, Roglic, WvA und MvdP. Und dann schlägt die große Stunde von Mathieu van der Poel. Er gewinnt und macht die Oranje in Down Under great again.
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- Auch diese mutige These war falsch – denn es war genau andersrum. Van der Poel startete gut – Podium in San Remo, Siege in Waregem und bei der Ronde! Beim Giro gewann er zum Auftakt und holte Rose – doch in der zweiten Saisonhälfte lief es nicht wie gewünscht. Erst bei der Tour, dann das Debakel bei der WM. These verfehlt – andersrum hätte es gepasst. Kein Punkt für mich!
4 | Lisa Brennauer fährt bei Paris-Roubaix auf das Podium
Ich wünsche ihr den ganz großen Coup. Nach dem überzeugenden Auftritt 2021 haben die Mannschaften gelernt, das Rennen zu lesen und besser einzuschätzen. Es wird nicht so viele Überraschungen in den Top Ten geben. Also zählt allein das Gesamtpaket Performance und da ist Lisa ganz vorne mit dabei.
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- Hätte, wäre, … These falsch. Lisa war leider wegen einer Covid-Infektion bei Paris-Roubaix gar nicht am Start. Schade für Lisa, die nach Rang vier bei der Premiere des Rennens 2021 sicher gern ein zweites Mal gestartet wäre. Das Rennen der Frauen war dennoch sehr unterhaltsam und wirklich spannend. Aus Lisas Roubaix-Podium im Abschiedsjahr wurde nichts – so ist auch diese These falsch.
5 | Bora-hansgrohe bei Giro & Tour auf dem Podest
Ich hab so das Gefühl, alles oder nichts bei Bora-hansgrohe. Entweder gelingt fast alles oder es gelingt eben nichts. Ich nehme die positive Variante, weil Veränderungen, die in der Mannschaft stattgefunden haben, immer gut sind. Beim Giro wird Wilco Kelderman eine herausragende Rolle spielen, ich glaube sogar, er kann selbst auf dem Podium landen. Oder er hilft seinen beiden Teamkollegen Emanuel Buchmann und Jai Hindley damit das Podium für die Equipe steht.
Mit diesem Rückenwind ist dann auch bei der Tour de France alles möglich. Alexandr Vlasov wird hier viel Freude bereiten, sofern er die hektischen Etappen in der ersten Woche gut meistert. Ich glaube an die akribische Arbeitsweise von Rolf Aldag und Torsten Schmitt, mit beiden war ich in Jugend- und Amateurzeiten verbunden, ihre Lebenserfahrung mit dem Radsport wird jetzt bei Bora-hansgrohe die Ernte einfahren.
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- Treffer! Jai Hindley stand nicht nur auf dem Podium des Giro, er trug dabei das Rosa Trikot und stemmte den opulenten Pokal in die Luft. Bei der Tour de France verpasste Alexandr Vlasov zwar mit Rang fünf das Podium, rechnen wir aber hier zusammen, ergeben (Rang) 1 beim Giro + (Rang) 5 bei der Tour zusammen 6. Sechs durch zwei ist 3! Für die mutige These etwas schön gerechnet, aber für das Team Bora-hansgrohe sind Rang fünf bei der Tour und der Sieg beim Giro in Summe sicher mehr wert, als hätte man zwei Mal Rang drei gewonnen.