Tour Down Under

Australien ruft – die Saison beginnt. Darauf konnten sich Radprofis und Fans etliche Jahre lang verlassen, bis die Corona-Pandemie das globale Rennprogramm kräftig durcheinanderwirbelte. Im neuen Jahr reisen die Teams wieder gen Süden. Vom 17. bis 22. Januar 2023 wird bei der Tour Down Under der Nachfolger von Richie Porte gesucht, der die letzte Austragung der Rundfahrt 2020 gewann. Der abwechslungsreiche Kurs bietet Sprintern, Allroundern und Bergfahrern Gelegenheiten, um mit Erfolgserlebnissen in die Saison zu starten. Parallel zum Männer-Rennen findet 2023 wieder eine Tour Down Under der Frauen statt. Die Veranstaltung vom 15. bis 17. Januar ist dabei erstmals Teil der UCI World Tour. 

Die Strecke

Die Tour Down Under beinhaltet in diesem Jahr einen Prolog und fünf Etappen. Das Rennen startet am 17. Januar in Adelaide und endet am 22. Januar mit der Bergankunft am Mount Loft – der Anstieg ist erstmals dabei. Dafür lässt die Rundfahrt den Willunga Hill aus. Wenige Tage vor dem Start wurde das traditionelle Kriterium in Adelaide – die Schwalbe Classics – ausgetragen. Top-Sprinter Caleb Ewan holte sich erneut den Sieg. Das Kriterium gehört aber nicht zur Wertung der Rundfahrt und ist auch kein offizielles UCI-Rennen. Somit gab es auch keine UCI-Punkte zu holen. 


Mit einer Neuerung geht die Tour Down Under am Dienstag, 17. Januar, los: Ein 5,5 km langer Prolog in Adelaide ersetzt die Sprintauftaktetappe früherer Jahre. Rohan Dennis (Jumbo-Visma) dürfte es wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. 

Bei der ersten Etappe am 18. Januar mit Start und Ziel in Tanunda sind nach fast 150 Kilometern die Sprinterbeine gefragt. Wer es lockerer angehen lässt, kann sich an Eindrücken von Australiens berühmtem Weinanbaugebiet laben, durch das die Etappe führt.

Die zweite Etappe von Brighton nach Victor Harbor ist mit 154,8 km die längste der Rundfahrt und mit den Anstiegen im Schlussteil anspruchsvoller als die Vortagsetappe. Die dritte Etappe von Norwood nach Campbelltown über 116,8 km wartet mit einigen knackigen Anstiegen und einer anspruchsvollen Abfahrt vor dem Finale auf – wer ein Auge auf die Gesamtwertung geworfen hat, sollte angesichts von insgesamt mehr als 2.400 Höhenmetern vorne mit dabei sein.

Rund 133 Kilometern stehen auf der vierten Etappe am 21. Januar 2023 auf dem Programm – mit Start in Port Willunga und Finale in Willunga. Da der Willunga Hill in diesem Jahr ausgelassen wird, dürften bei dieser Etappe am Ende wieder die Sprinter die Nase vorn haben.

Die Entscheidung über den Gesamtsieg der Tour Down Under fällt auf der abschließenden fünften Etappe, die über 112,5 km von Unley zum Mount Lofty führt. Vor dem Schlussanstieg geht es viermal auf einer 25 Kilometer langen Schlaufe durch die Adelaide Hills – insgesamt sind an dem Tag über 3.100 Höhenmeter zu absolvieren. „Der Anstieg scheint wirklich herausfordernd zu sein“, meint Simon Yates (Jayco AlUla) zum neuen Finale am Mount Lofty nach dem Blick auf das Streckenprofil.  

Heimspiel für Hindley & Co

Dass die heimische Rennprominenz wie Michael Matthews (Jayco AlUla), Ben O’Connor (AG2R Citroën) oder auch Giro-Sieger Jai Hindley (Bora-hansgrohe), der jüngst zu Australiens Radsportler des Jahres 2022 gekürt wurde, an der Rundfahrt teilnimmt, steigert die Laune von Renndirektor Stuart O’Grady. „Der Kurs dürfte Jai entgegenkommen, insbesondere die drei kniffligen Anstiege der Adelaide Hills auf der dritten Etappe“, prognostiziert der einstige Weltklasse-Fahrer.

Bei Hindley ist die Vorfreude auf das Heimspiel jedenfalls enorm. „Die Tour Down Under war immer schon ein fantastisches Rennen“, erklärte er. „Wenn man die meiste Zeit der Saison über in Europa verbringt, ist es schön, nach Hause zu kommen und vor den australischen Fans zu fahren.“

Namhafte Konkurrenz

Das Fahrerfeld kann sich sehen lassen. Neben Hindley, Matthews und O’Connor sind mit Jay Vine (UAE), Maximilian Schachmann (Bora-hansgrohe), Michael Storer (Groupama – FDJ), Geraint Thomas (INEOS Grenadiers), George Bennett (UAE Emirates), Pello Bilbao (Bahrain Victorious), Mattia Cattaneo (Soudal – QuickStep) und Ethan Hayter (INEOS Grenadiers) einige starke Fahrer am Start.
Namhaft ist auch die Reihe der sprintstarken Akteure, die sich nicht zuletzt für die Frühjahrsklassiker warmfahren. Neben Caleb Ewan und Michael Matthews sind auch Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck), Hugo Hofstetter (Arkéa Samsic), Bryan Coquard (Cofidis), Gerben Thijssen (Intermarché-CircusWanty) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Start.

Die Startliste bei Firstcycling.

Die Etappen

Prolog | 17.1. | Adelaide – Adelaide | 5,5 km

Profil des Prolog der Tour Down Under 2023


Etappe 1 | 18.1. | Tanunda – Tanunda | 149,9 km


Etappe 2 | 19.1. | Brighton – Victor Harbor | 154 km


Etappe 3 | 20.1. | Norwood – Campbelltown | 116 km


Etappe 4 | 21.1. | Port Willunga – Willunga Township | 133 km


Etappe 5 | 22.1. | Unley – Mount Lofty | 112 km

Auf der Jagd nach UCI-Punkten

Interessant zu beobachten wird sein, inwieweit die vieldiskutierte UCI-Punktereglung das Renngeschehen in Australien beeinflusst. Die Dreijahreswertung hat bekanntlich dazu geführt, dass Israel-Premier Tech ab der neuen Saison nur noch als ProTeam unterwegs ist. Um die Rückkehr in die erste Liga des internationalen Radsports zu schaffen, braucht das Team Punkte. Entsprechend ambitioniert liest sich das Aufgebot für die Tour Down Under. Mit Darly Impey hat man den Sieger der Rundfahrt von 2018 und 2019 am Start. Dazu der erfahrene Lokalmatador Simon Clarke.

Das belgische Lotto-Dstny-Team, das ebenfalls aus der World Tour abgestiegen ist, ist nicht nach Australien gereist. Ihr Top-Sprinter Caleb Ewan wird gemeinsam mit Teamkollege Jarrad Drizners im Trikot der australischen Nationalmannschaft.

Die Geschichte  

Seit ihrer Premiere 1999 ist die mehrtägige Rundfahrt im Süden Australiens fester Bestandteil des UCI-Kalenders. 2008 wurde die Tour Down Under das erste Rennen außerhalb Europas, das den World-Tour-Status erhielt. Seit 2016 gibt es neben dem Männer-Rennen auch ein Frauen-Rennen, das 2023 erstmals zu World-Tour-Kategorie gehört. Für Schlagzeilen sorgte die Tour Down Under 2018, weil es als erstes Radsportevent überhaupt Männern und Frauen dasselbe Preisgeld anbot. Das Männer-Rennen wurde letztmals 2020 ausgetragen – damals siegte Richie Porte. Aufgrund der Corona-Pandemie fiel die Tour Down Under in den Jahren 2021 und 2022 aus.

Offizielle Website: tourdownunder.com

Die letzten 5 Sieger:
2020 | Richie Porte
2019 | Daryl Impey
2018 | Daryl Impey
2017 | Richie Porte
2016 | Simon Gerrans