5 Thesen für die Saison 2023 – Tom Bachmann

Wir sammeln die Thesen einiger Radsportexperten für die Saison 2023 ein – hier die von Sportjournalist Tom Bachmann.

1 | Roglic gewinnt den Giro

Der Traum vom Tour-Sieg wird für Primoz Roglic wohl einer bleiben. Das heißt allerdings nicht, dass es nichts mehr zu gewinnen gibt. Das wird Roglic beim Giro zeigen, wenn er Remco Evenepoel das Vuelta-Giro-Double vermasselt. Nüchtern betrachtet, hätte Roglic bereits die Vuelta gewonnen, hätte es ihn nicht – wie auch immer – vom Rad geholt. Der Rückstand zum späteren Sieger Evenepoel schrumpfte bis dahin schließlich immer weiter und der Slowene machte den deutlich besseren Eindruck. In diesem Jahr wird Roglic das bessere Ende für sich haben – wenn er auf dem Rad bleibt.

2 | Premiere für Van Aert: Erstes Kopfsteinpflaster-Monument

Flandern oder Roubaix oder beides. Völlig egal, Woutje ist einfach mal dran. Mit dem Omloop, dem E3 Prijs und Gent-Wevelgem hat der belgische Alleskönner bereits die zweite Pflaster-Reihe gewonnen, nur der ganz große Abschuss gelang ihm bisher nicht. Wird sich 2023 ganz sicher ändern, man schaue sich nur seine aktuelle Form bei den Crossrennen an. Zudem scheint Dauerrivale Mathieu van der Poel langfristig mit seinen Rückenproblemen zu kämpfen zu haben. Fährt Tadej Pogacar (in Flandern) mit, so schlägt er ihn spätestens im Sprint – wie alle anderen Konkurrenten auch.

3 | Vollering knackt van Vleuten

Ich lehne mich mal soweit ich kann aus dem Fenster: Die zweite Auflage der Tour de France Femmes gewinnt Demi Vollering und entthront damit Annemiek van Vleuten. Natürlich spricht nicht viel dafür, wenn man den Rückstand der Zweiten Vollering von fast vier Minuten aus dem Vorjahr sieht. Doch die 26-Jährige ist ein Jahr älter, erfahrener und besser. Und irgendwann geht die Serie von van Vleuten einmal zu Ende, schon allein rein statistisch, wenn man an ihr unfassbares Jahr 2022 denkt.

4 | Schachmann kommt stark zurück, Brenner macht Lust

Ich beschränke mich bei meiner deutschen These in diesem Jahr auf zwei Fahrer: Max Schachmann und Marco Brenner. Der eine, Schachmann, wird nach seiner krankheitsbedingt grauenvollen Saison 2022 wieder in alter Stärke zurückkommen. Mein Tipp: Er gewinnt eine Etappe bei der Tour. Richtig gespannt bin ich auf Brenner. Das Top-Talent hat sich im vergangenen Jahr bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt (Vuelta) in der zweiten Woche bei einer schweren Bergankunft gezeigt, fuhr bei der Polen-Rundfahrt im Einzelzeitfahren auf Platz fünf. Wer das mit 19 (Polen) bzw. 20 (Vuelta) Jahren kann, kann noch viel mehr. Brenner wird in diesem Jahr den nächsten Schritt machen, zumal er bei DSM in einem Team ist, das für seine herausragende Talent-Entwicklung bekannt ist.

5 | Cavendish verpasst (wieder) die 35

Zum Schluss ist es an der Zeit für eine Neuauflage. Im vergangenen Jahr war meine These bereits, dass Cavendish seinen 35. Etappensieg bei der Tour verpasst – weil QuickStep ihn erst gar nicht mitnimmt. Genauso kam es leider für den Manxman. Nun hat Cavendish mit Astana ein neues Team gefunden, doch damit noch lange nicht zur QuickStep-Stärke. Die Konkurrenz wird bei der Tour zu groß sein und Cavendish braucht für einen Tagessieg schon verdammt viel Glück. Das wird er nicht haben.