Der Liste des außergewöhnlichen Thomas P.
Thomas Pidcock hat das nächste große Rennen auf seiner Karriereliste abgehakt – nach dem Tour-de-France-Etappensieg in L’Alpe d’Huez, Olympiasieg mit dem MTB und dem Cross-WM-Titel. Der Sieg bei Strade Bianche war keine Sensation, das Rennen kommt den Fähigkeiten des 23-Jährigen entgegen. Dennoch war die Art und Weise seines Erfolges bemerkenswert und dabei auch „typisch Pidcock“.
Cross-Fans war der Name Tom Pidcock schon vor Jahren ein Begriff. Ein Megatalent, vielseitig, technisch begabt und erfolgreich. Auch auf der Straße gehörte Pidcock in den Nachwuchsklassen zu Weltspitze. Juniorenweltmeister im Zeitfahren, U23-Roubaix und den U23-Giro hat er gewonnen, auch die Tour Alsace. Als Pidcock 2021 Profi wurde war klar, dass er das Potenzial besitzt, auch bei den Profis extrem erfolgreich zu werden.
Eine große Stärke von Pidcock ist es, dass er seine Fähigkeiten exzellent einzusetzen weiß und taktisch meist clever agiert. Als er seinen Tour-Etappensieg holte, nutzte er seine Abfahr-Fähigkeiten um am Galibier aus dem Feld nach vorn in die Gruppe des Tages zu kommen. Auch am Samstag war seine Radbeherrschung ein Schlüssel zum Erfolg. Denn zunächst ging er zwar bergauf die Attacke von Alberto Bettiol mit, machte sich dann aber bergab aus dem Staub. Im Finale, als ihm die Verfolger im Nacken saßen, gelang es ihm bergab immer wieder die kleine Lücke ein Stück auszubauen. Ohne diese „Bergab-Qualitäten“ hätte man ihn vielleicht eingeholt.
Pidcock scheut nicht die Attacke, mag es, Rennen offensiv zu gestalten und bereitet den Fans damit reichlich Freude. Doch Pidcocks Vielseitigkeit bringt immer wieder die Frage auf, wohin er sich als Fahrer entwickeln kann. Nachdem er bei seiner ersten Tour de France am Ende Gesamtsechzehnter wurde, nahmen die GC-Diskussionen richtig Fahrt auf. Pidcock selbst bestätigte, dass er „irgendwann“ das Gesamtklassement ins Auge nehmen will. Vermutlich eher früher, als später.
Doch so, wie Pidcock sich in diesem Frühjahr präsentiert, werden sich die Klassiker-Fans wünschen, dass er noch eine ganze Weile auch die großen Eintagesrennen im Fokus hat. Denn Pidcock ist aufgrund seiner Fahrweise eine Bereicherung für die Rennen – meist mit seiner offensiven Fahrweise ein belebendes Element. So mag es komisch klingen, aber vielleicht wünschen sich die Pidcock-Fans, dass er die großen Pflaster-Klassiker nicht schon in diesem Jahr von der Liste streichen kann, damit er auch in der kommenden Saison im Frühjahr die Rennen aufmischt.