6 Erkenntnisse nach E3 Saxo Classic und Gent-Wevelgem

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Van Aert muss nix

Van Aert überlässt Laporte den Sieg bei Gent-Wevelgem 2023

„Es kam einfach raus“, sagt Wout van Aert über seine Äußerung nach dem E3-Prijs. Er hatte sich im Sprint gegen Dauerrivalen Mathieu van der Poel und Übertalent Tadej Pogacar durchgesetzt und seinen Titel bei der E3 Saxo Classic verteidigt – da sagte er in die Kamera „Ik moet juist niks!“. „Ich muss euch nichts beweisen“ – so kann man die Bedeutung der Aussage übersetzen. Eine spontane Reaktion, die natürlich die Runde machte und dabei auch einen kleinen Einblick in die Gemütslage des Belgiers gewährt.

Van Aert hatte bei der Cross-WM im Sprint gegen Van der Poel unterlegen. Bei Mailand-Sanremo war Van der Poel dann überlegen und siegte im Solo. Van Aert wurde also erneut geschlagen und ganz Belgien diskutierte, dass er für das ganz große Ziel – eines der beiden Pflaster-Monumente zu gewinnen – möglicherweise nicht stark genug sei. In Belgien ist Radsport, besonders im Frühjahr, allgegenwärtig. Jeder Ex-Profi wird nach seiner Meinung gefragt, die großen Stars werden mit der Lupe betrachtet. Der Druck auf die großen Idole ist enorm. Dem kann sich kein Profi entziehen, egal wie sehr er versucht, sich abzukapseln.

Wout van Aert wurde in unzähligen Interviews nach den Niederlagen gegen Van der Poel gefragt, er antwortete meist ruhig und deutlich. Er sprach seinen Respekt für die Leistung der Konkurrenz aus, ohne seine Enttäuschung zu verbergen. Die Bilder des Sanremo-Podiums auf dem zu kleinen Sofa sorgten in allen Social-Media-Kanälen für Belustigung.

Soviel zum Hintergrund. Vor dem E3-Prijs diskutierten nun Experten und Ex-Profis, dass Wout van Aert mit Blick auf die Ronde van Vlaanderen ein Rennen gewinnen muss, unter Druck steht und sich beim E3-Prijs beweisen muss. Tom Boonen, der belgische Pflaster-Held vergangener Tage, war einer dieser Experten. Boonen hat noch immer eine Stimme, die in ganz Radsport-Belgien gehört wird. Aber es war eben nicht nur Boonen, der sich so äußerte.

Und dann legte Van Aert ein solches Rennen hin. Er war nicht der stärkste Fahrer, wurde am Kwaremont von Pogacar und Van der Poel sogar kurz abgehängt. Er kämpfte sich zurück und holte sich am Ende im Sprint gegen seinen Dauerrivalen den Sieg. Er zeigte das, was man von ihm gefordert hatte, wollte dabei aber klarstellen, dass er das eben nicht muss. Er weiß genau, zu was er im Stande ist. Er sagt, er habe nicht die Form wie 2022 zu diesem Zeitpunkt, als er wenig später die Ronde auslassen musste, weil er sich Covid einfing.

Hinter seine Aussage am Freitag, setzte er mit seinem starken Auftritt am Sonntag ein Ausrufezeichen. Dabei schenkte er den Sieg seinem Teamkollegen Laporte. Ein fairer Zug, dabei auch ein sehr kluger. Denn Laporte wird sich bei den Monumenten in den nächsten zwei Wochen zerreißen, um dem Kapitän etwas zurückzugeben. Van Aert ist nicht der Top-Favorit auf den Rondesieg, aber er hat gezeigt, dass man ihn nicht unterschätzen sollte. Zwischen den Zeilen sendete er die Botschaft, dass er nicht Rennen fährt, um anderen etwas zu beweisen, sondern sich selbst. Er muss nichts, außer für sich selbst.

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