Profil Lüttich-Bastogne-Lüttich

Lüttich-Bastogne-Lüttich ist wohl das schwerste Eintagesrennen im World-Tour-Kalender. Rund 4500 Höhenmeter müssen die Profis bewältigen und für den Sieg kommen nur gute Kletterer mit ordentlich Punch in Frage. Im Jahr 1892 gab es die Premiere der „La Doyenne“ (die Älteste) sie ist bis heute eines der prestigeträchtigsten Rennen und vollkommen zurecht eines der fünf Monumente des Radsports.

Am grundsätzlichen Charakter des Rennens hat sich lange Zeit wenig geändert, auch wenn das Finale vor wenigen Jahren aus dem Vorort Ans ins Zentrum von Lüttich verlegt wurde. Das Finale ist nun etwas anders, das wirkte sich auch auf den Rennverlauf aus. Als die Schlüsselstelle hat sich immer mehr die Côte de la Roche-aux-Faucons herausgestellt. Doch im vergangenen Jahr setzte Remco Evenepoel die entscheidende Attacke schon vorher – am Ende der legendären Redoute. Wo wird in diesem Jahr die Entscheidung fallen? Gibt es das große Duell zwischen Remco Evenepoel und Tadej Pogacar? Können andere Teams davon profitieren, dass die Favoritenrollen klar sind? Die Antworten auf diese Fragen werden mit Spannung erwartet.

Die Strecke

Der Parcours ist ähnlich den vergangen Jahren, die Côte des Forges rückt in diesem Jahr wieder als vorletzter Anstieg in Programm. Gestartet wird das Rennen in Lüttich, dann geht es südwärts gen Bastogne. Der erste Anstieg des Rennen ist nach rund 70 Kilometern erreicht. Rund 10 Kilometer später erreicht das Feld Bastogne und dann geht es auf den deutlich anspruchsvolleren Rückweg nach Lüttich.

Bereits mehr als 85 Kilometer vor dem Ziel wird das Finale des Rennens eingeläutet. Das berühmte Berg-Trio Côte de WanneCôte de Stockeu und Côte de la Haut Levée ist erneut im Programm und könnte für die erste Selektion sorgen. Denn durch das flache Finale wollen die kletterstarken Fahrer die endschnellen Männer sicher früh ans Limit führen.

Die Vorentscheidung dürfte spätestens an der steilen Côte de la Roche-aux-Faucons (1,3 km à 11 %) fallen. Kann sich ein kleines Grüppchen absetzen? Oder zieht sogar ein Fahrer allein davon? Beides ist möglich.

Die Anstiege

Km 69.7 CôtedeLa Roche-en-Ardenne Montée de 2,8 km. Pente : 6,2 %.

Km 120,9 – Côte de Saint-Roch Montée de 1 km. Pente : 11,2 %.

Km 164,8 – Côte de Mont-le-Soie Montée de 1,7 km. Pente : 7,9 %.

Km 173.1 – Côte de Wanne Montée de 3,6 km. Pente : 5,1 %.

Km 179,6 – Côte de Stockeu (stèle Eddy Merckx) Montée de 1 km. Pente : 12,5 %.

Km 183,8 – Côte de la Haute-Levée Montée de 2,2 km. Pente : 7,5 %.

Km 198.1 – Col du Rosier Montée de 4,4 km. Pente : 5,9 %.

Km 211.4 – Côte de Desnié Montée de 1,6 km. Pente : 8,1 %.

Km 224.2 – Côte de La Redoute Montée de 1,6 km. Pente : 9,4 %.

Km 234,8 – Côte des Forges Montée de 1,3 km. Pente : 7,8 %.

Km 244,8 – Côte de la Roche-aux-Faucons Montée de 1,3 km. Pente : 11 %.


Fotogalerie: 11 Bilder von Lüttich-Bastogne-Lüttich aus den 70ern, 80ern & 90ern

1979

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Sieger Dietrich - Didi Thurau 1979


Die Favoriten

Mit einem Sieg in Lüttich kann Tadej Pogacar das Ardennen-Triple perfekt machen. Nur zwei Fahrern – Davide Rebellin und Philippe Gilbert – ist es bislang gelungen, Amstel Gold Race, Fleche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich innerhalb von sieben Tagen zu gewinnen. Die Chancen für Pogacar, der dritte Ardennen-Triple-Sieger zu sein, stehen nicht schlecht. Pogacar war in den vergangenen Wochen extrem stark, eilte von Sieg zu Sieg und war nicht nur bei der Flandern-Rundfahrt der stärkste Mann im Rennen. Doch das Frühjahr von Pogacar war lang und möglicherweise ist seine Form bereits leicht abfallend.

Ganz anders ist das sicher bei Remco Evenepoel. Der Titelverteidiger bereitet sich auf den Giro d’Italia vor, will in weniger als drei Wochen den Peak seiner Leistungsfähigkeit erreichen. Er gilt als der große Rivale von Pogacar bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Kommt es tatsächlich zum Duell der Wunderkinder? Sehr wahrscheinlich, ja.

Für den Rest im Feld bedeutet die Anwesenheit von Pogacar und Evenepoel, dass sie sich taktisch etwas einfallen lassen müssen – denn Mann gegen Mann ist wohl kein Fahrer in der Lage, die beiden abzuhängen. Doch bei einem so schweren Rennen wie Lüttich-Bastogne-Lüttich einen Plan zu machen, um bessere Fahrer zu bezwingen, ist nicht einfach. Kann der eigene Kapitän die zu erwartende Attacke der Top-Favoriten an den Schlüssel-Anstiegen voraussichtlich nicht mitgehen, versucht man meist, sich vorher abzusetzen um dann nach der Attacke eingeholt zu werden, statt abgehängt. Doch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich müsste man wohl schon rund 100 km vor dem Ende in die Offensive gehen, will man zumindest bis nach der Redoute noch vorn sein. Doch welcher Fahrer kann so früh sein Finale eröffnen, ist dann am Ende aber noch stark genug gegenzuhalten? Wenige.

Würden einige Teams ihre Taktik „gegen Pogacar“ ausrichten und zusammenarbeiten, wären UAE und Pogacar vielleicht schlagbar. Man könnte zu Beginn eine große Gruppe initiieren, dann UAE die Nachführarbeit allein machen lassen. Dann bereits ab Cote de Wanne abwechselnd angreifen und Pogacar von seinen Helfern isolieren, weil die stets die Lücken schließen müssen. Dann hätte man Pogacar isoliert in der Situation, dass er alle weiteren Attacken selbst kontern muss. Soweit die Theorie. Was dagegen spricht, ist die Tatsache, dass nicht alle Teams gegen Pogacar fahren wollen, sondern jeder das für sich maximale Ergebnis holen will.

Was noch mehr dagegen spricht, ist die Anwesenheit von Remco Evenepoel. Denn das Soudal-QuickStep-Team darf sich mit Evenepoel in den eigenen Reihen durchaus Hoffnungen machen, Pogacar schlagen zu können. Denn auch Evenepoel ist auf einem Level, das weit über dem des restlichen Feldes liegt – zumindest in Top-Form. Diese wird er aber – wenn in der Giro-Vorbereitung alles nach Plan lief – nahezu erreicht haben. Das bedeutet, dass neben UAE auch Soudal-QuickStep ein Interesse daran hat, das Rennen zu kontrollieren, ehe dann ihr Top-Fahrer seine Attacke setzt, bei der wohl kaum andere Fahrer folgen können. Gibt es also zu Beginn eine strategische Allianz von UAE und Soudal-QuickStep? Durchaus möglich.


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Der Rest

Bora-hansgrohe schickt mit Sergio Higuita, Aleksandr Vlasov und Jai Hindley eine Dreierspitze ins Rennen. Das deutsche Team könnte eine gute Platzierung zum Ende der Klassikersaison sehr gut gebrauchen. Bahrain-Victorious hat mit Pello Bilbao, Mikel Landa und Matej Mohoric auch starke Fahrer am Start. Kapitän dürfte wohl Landa sein. Ineos Grenadiers hat mit Tom Pidcock, Magnus Sheffield, Michal Kwiatkowski, Omar Fraile, Connor Swift, Laurens De Plus und Pavel Sivakov ebenfalls ein sehr starkes Team am Start. Doch auch bei ihnen stellt sich die Frage, wie sie das Rennen taktisch gestalten können, dass sie Evenepoel und Pogacar abhängen.

AG2R-Citroen schickt Ben O’Connor ins Rennen. Auch Benoît Cosnefroy, zuletzt nicht bei 100%, ist mit dabei. EF hat Ben Healy, Neilson Powless und Esteban Chaves am Start – dazu Mikel Honore und Jonathan Caicedo. Ein in der Breite sehr starkes Team. Auch Cofidis (Herrada, Lafay, Martin, Geschke) ist breit aufgestellt. Das gilt auch für Groupama-FDJ – mit Madouas, Gaudu, Geniets und Molard.

Doch auch andere Teams haben starke Top-Fahrer dabei: Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo), Enric Mas (Movistar), Romain Bardet (DSM), Tiesj Benoot & Attila Valter (Jumbo-Visma), Michael Woods (Israel Premier-Tech), Sören Kragh Andersen (Alpecin Deceuninck).

***** Tadej Pogacar
**** Remco Evenepoel
*** Tom Pidcock
** Mikel Landa, Mattias Skjelmose, Enric Mas, Neilson Powless
* Bardet, Woods, Kragh Andersen, Healy, Vlasov, Madouas, Hindley, Ciccone, Lutsenko, Cosnefroy

Start: 10:30 Uhr
Ziel: 16:45 Uhr

Die Startliste

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Das Rennen der Frauen wird am frühen Morgen ausgetragen. Es führt über 142 Kilometer und neun Anstiege von Bastogne nach Lüttich.