Profil der 8. Etappe des Giro 2023

Bei der ersten richtig schweren Bergankunft dieses Giros am Freitag blieb die große Schlacht der GC-Favoriten aus. Nun geht es mit einer welligen Etappe weiter – diese sollte man aber nicht unterschätzen! Fast 3000 Höhenmeter hat das achte Teilstück, direkt nach dem Start geht es rund 10 Kilometer bergauf. Zunächst moderat, dann die letzten fünf Kilometer mit rund fünf Prozent. Die Sprinter könnten hier schnell Probleme bekommen, für eine große und starke Ausreißergruppe hingegen das optimale Sprungbrett für eine erfolgreiche Flucht.

Für die Sprinter im Feld ist diese Etappe, vor allem das Finale, wohl zu schwer. So wird es wohl ein Tag für Ausreißer. Oder entpuppt sich dieses Teilstück am Ende als Terrain für den ersten Großkampf der GC-Fahrer? Auch das ist möglich, denn das Finale hat es in sich! Schmale Straßen, kurze, steile Rampen! Dazu verheißt die Wettervorhersage nichts Gutes: Regen! Möglicherweise heftige Gewitter am Nachmittag.

Vielleicht gibt es auch zwei Rennen in einem – eines um den Tagessieg in der Fluchtgruppe des Tages, das andere im Kampf um Rosa. Je mehr Fahrer in die Gruppe des Tages wollen, desto stärker ist der Kampf zu Beginn. Da es direkt zu Beginn bergauf geht, wird man wohl nicht mit einer cleveren Attacke zum richtigen Zeitpunkt in die Gruppe springen können – man wird starke Beine brauchen, will man die Attacken zu Beginn mitgehen. Das spricht für eine Gruppe mit starken Fahrern.

Ist diese Gruppe recht groß, einer der Fahrer dabei, die nicht allzu weit in der Gesamtwertung zurückliegen, aber für Evenepoel und Roglic keine Gefahr im Kampf um den Gesamtsieg sind, könnte auch ein Ausreißer das Rosa Trikot übernehmen. Das DSM-Team will Rosa natürlich behalten, doch die Chancen, es mit in den ersten Ruhetag zu nehmen, sind wegen des Zeitfahrens gering. Der jungen DSM-Mannschaft ist zuzutrauen, dass sie Samstag selbst in die Offensive gehen.

Ob es zum Großkampf der GC-Fahrer im Finale kommt, muss man abwarten. Denn am Sonntag steht das lange Einzelzeitfahren auf dem Programm. Investiert man Samstag zu viel Energie, kann sich das am Sonntag rächen. Doch wiegen sich einige in Sicherheit, motiviert das andere zur Attacke …. abwarten! Es könnte eine spannende Etappe werden, die auch im Kampf um den Gesamtsieg von großer Bedeutung ist.

Die Strecke

Direkt nach dem Start geht es bergauf. Satte 10 Kilometer – ganz sicher wird hier attackiert und versucht, eine Gruppe zu formen. Es folgt eine Abfahrt und ein sehr langes Flachstück. Dann geht es wieder bergauf, dann wellig weiter. Rund 100 Kilometer vor dem Ziel beginnt ein langes Bergab-Stück – dann beginnt 52 Kilometer vor dem Ende das knifflige Finale.

Rund 52 Kilometer vor dem Ende ist man dem Ziel nahe, dann geht es auf eine Schleife und beginnt das Finale. Zunächst geht es die kurze Rampe „I Cappuccini“ (2 Km) mit 9,5% bergan. Nach einer kurzen Abfahrt geht es dann wieder bergan. Die etwa 7 Kilometer Steigung hat im Schnitt 7%, aber an einigen Stellen geht es giftig steil bergauf! Im unteren Teil fast 2 Kilometer mit mehr als 11 %! 36 Kilometer vor dem Ende ist der Gipfel erreicht und es geht in eine knifflige Abfahrt auf schmaler Straße. 20 Kilometer vor dem Ziel folgt die nächste Rampe – 1km mit ~11%.

Rund 10 Kilometer vor dem Ende ist man wieder im Zielort und es geht auf eine kleine Schleife, bei der erneut die kurze, aber heftige Rampe I Cappuccini gefahren wird. Anschließend schnell bergab und die letzten 1,6 km flach zum Ziel.

Sprintwertungen:
km 47.9 Foligno
km 97.3 Sigillo


Bergwertungen:
km 156.8 – I Cappuccini – m 329 (4. Kat)
km 170.6 – Monte delle Cesane – m 628 (2. Kat)
km 201.1 – I Cappuccini – m 329 (4. Kat)

Die Favoriten

Diese Etappe ist eine sehr gute Chance für bergfeste Ausreißer. Es sind einige Fahrer im Feld, denen dieses Terrain durchaus liegt, die zudem keine direkte Gefahr für die Klassementfahrer sind. Joe Dombrowski, Bauke Mollema, Toms Skujiņš, Filippo Zana, Marco Frigo, Lorenzo Rota, Amanuel Ghebreigzabhier, Diego Ulissi, Simon Clarke oder auch Luis León Sánchez könnten auf diesem Terrain aus einer Gruppe um den Tagessieg fahren. Aber auch Stefano Oldani oder Manus Cort sollte man auf dem Zettel haben. Für Ben Healy, der mit sehr guter Form angereist ist, könnte diese Etappe eine exzellente Chance sein. Ganz sicher werden seine Teamkollegen versuchen, ihn in die Gruppe des Tages zu bringen – bestenfalls mit Teamkollegen.

Dauert es sehr lange, ehe sich eine Gruppe absetzen kann, könnten Teams im Feld versuchen das Rennen zu kontrollieren, um im Finale eine Chance auf den Tagessieg zu haben. Doch die Etappe ist recht lang und man kann durchaus erwarten, dass am ersten Berg eine Gruppe wegkommt.

Ob es zudem zum Großkampf der GC-Fahrer kommt, bleibt abzuwarten. Das Einzelzeitfahren am Sonntag haben sicher einige Fahrer im Hinterkopf. Vielleicht versuchen Fahrer aus der zweiten Reihe etwas Zeit gutzumachen. Gibt es tatsächlich Attacken, könnte eine Dynamik in Gang gesetzt werden und es doch zum Kampf der GC-Fahrer kommen.

***** –
**** Ben Healy
*** Simon Clarke, Lorenzo Rota, Filippo Zana, Brandon McNulty
** Jefferson Cepeda, Marco Frigo, Stefano Oldani, Carlos Verona, Stephen Williams
* Battistella, Cort, Barguil, Ghebreigzabhier, Buitrago, Matthews, Formolo, Tonelli

Start: 11:50 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr


Profil Etappe 21

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