Nach dem ersten Ruhetag geht es in die zweite Giro-Woche. Die 10. Etappe ist im zweiten Teil flach, hat aber auf den ersten rund 90 Kilometern satte 2300 Höhenmeter. Es könnte eine gute Chance für Ausreißer sein, denn findet sich schnell eine starke Fluchtgruppe zusammen, wird es für die Sprinter schwer, den Rückstand so klein zu halten, dass man am Ende für den Zusammenschluss sorgen kann. Dafür bräuchte es wohl schon mehrere Sprinterteams, die ihre Helfer aufopfern.

Auf der anderen Seite sind die restlichen Sprintchancen bei diesem Giro überschaubar. Wollen etwa Mads Pedersen und Michael Matthews diese Chance nutzen, Punkte im Kampf um das Ciclamino gut zu machen, könnten sie bergauf Jonathan Milan abhängen, dann durchziehen. Das wäre allerdings viel Aufwand, dem man aus dem Weg geht, wenn man selbst Fahrer in die Gruppe schickt. Rollt nur eine kleine Gruppe zu Beginn weg, könnten Trek-Sgafredo und Jayco-Alula bergauf Tempo machen, die reinen Sprinter abhängen und das Rennen bis ins Ziel kontrollieren. Oder wollen sie bei der langen Anfahrt zum Ziel auch diese Kräfte sparen? Dann kann es zum klassischen Massensprint kommen. Es wird sich wohl schon zu Beginn zeigen, welchen Rennverlauf dieses Etappe nimmt.


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Das Team Ineos Grenadiers hat nun das Rosa Trikot und könnte es vielleicht sogar ganz gern wieder abgeben wollen, um aus der Verantwortung zu sein und die täglichen Pflichten des Gesamtführenden zu umgehen. Allerdings haben viele Fahrer bereits sehr viel Rückstand, sodass eine Gruppe schon sehr weit voraus sein müsste um Rosa zu übernehmen. Etwas weniger weit zurück sind Aurélien Paret-Peintre, Will Barta, Ilan Van Wilder oder Warren Barguil. Auch Patrick Konrad, Toms Skujiņš oder Jefferson Cepeda sind „nur“ etwas mehr als 10 Minuten zurück und für das Endklassement wohl eher ungefährlich, gibt man ihnen nur einen kleinen Vorsprung.

Je mehr Fahrer an diesem Tag die Chance auf einen Etappensieg sehen, desto härter ist der Kampf um die Gruppe. Nach dem Ruhetag sind viele wieder frisch und voller Tatendrang – es könnte einen turbulenten Start geben. Auch das spricht eher für einen Ausreißersieg.

Für die Top-Klassementfahrer geht es darum, unbeschadet und ohne Zeitverlust das Ziel zu erreichen. Im zweiten Teil der Etappe könnte der Wind von der Seite blasen – hier ist Vorsicht geboten. Es ist kein allzu heftiger Wind angekündigt, doch um etwas Hektik im Feld aufkommen zu lassen, reicht es vielleicht sogar. Man muss abwarten, wie stark der Wind tatsächlich ist. Vorsicht ist im Peloton stets geboten.

Die Strecke

Die Etappe startet in Scandiano und es geht südwärts an die Küste nach Viareggio. Die ersten Kilometer sind flach, doch dann geht es nach rund 13 Kilometern für zweieinhalb Kilometer mit mehr als 8% bergauf – vielleicht eine gute Gelegenheit für Ausreißer, sich abzusetzen.

Anschließend geht es wellig weiter, ehe es dann ab Rennkilometer 42 eine ganze Weile bergan geht. Von 400 Metern über Meeresspiegel geht es auf mehr als 1500 m üNN. Die letzten vier Kilometer mit fast 6%.

Danach geht es 30 Kilometer bergab, gefolgt von einer kurzen Steigung. Die letzten 70 Kilometer geht es flach zum Ziel – hier gibt es Passagen, wo der Wind seitlich ins Feld blasen kann. Ganz starker Wind ist nicht angekündigt, doch man muss abwarten wie es tatsächlich ist. Das Finale ist wenig kompliziert, die letzten Kilometer geht es schnurgerade entlang der Küste zum Ziel.

Die Favoriten

Geht man von einem Sprint aus, wird es wohl ein dezimiertes Feld sein, das geschlossen auf die letzten Kilometer geht. Mads Pedersen und Michael Matthews haben bergauf weniger Probleme. Auch Kaden Groves zeigte sich bergauf recht stark. Sind diese endschnellen Männer dabei, zählen sie zu den Favoriten im flachen Finale.

Doch es spricht auch einiges für einen Ausreißersieg. Für eine Fluchtgruppe kommt nach dem Ruhetag und bei dieser nicht all zu schweren Etappe, das halbe Feld in Frage. Stefano Oldani ist bergauf gut und recht endschnell – könnte sich im Sprint einer kleinen Gruppe durchsetzen. Luis Leon Sanchez ist ein echter Rouleur und in guter Form – mit einer späten Attacke aus der Fluchtgruppe ist bei ihm immer zu rechnen. Simon Clarke, Ben Healy, Magnus Cort, die kompletten Teams Corratec, Badirani und Eolo, vielleicht auch ein Fahrer wie Larry Warbasse oder Mads Würtz Schmidt und auch Toms Skujiņš – die Liste potenzieller Ausreißer ist extrem lang. Auch Soudal-QuickStep hält nun wenig im Feld – sie können nach dem Aus von Evenepoel offensiv agieren, haben bereits zwei Etappensiege und keinen Druck.

***** –
**** Magnus Cort, Toms Skujiņš, Ilan Van Wilder
*** Michael Matthews, Luis Leon Sanchez, Stefano Oldani, Mattia Cattaneo
** Mads Pedersen, Kaden Groves, Ben Healy, Simone Consonni, Pascal Ackermann, Jake Stewart
* Oldani, Warbasse, Frigo, Velasco, Cerny, Ballerini

Start: 12:05 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr


Die noch anstehenden Etappen des Giro 2023 (Etappe 13 wird verändert – neues Profil folgt)

Profil Etappe 21

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