Nach dem letzten Ruhetag geht es in die entscheidende und knüppelharte dritte Woche dieses Giro d’Italia. Wer nach dem Pausentag Schwierigkeiten hat, direkt den richtigen Tritt zu finden, der könnte große Probleme bekommen. Denn diese 16. Etappe ist das zweitschwerste Teilstück des gesamten Giros. Satte 5200 Höhenmeter verteilt auf fünf Anstiege. Bislang kam es beim Giro bergauf noch nicht zum erbitterten Großkampf der Klassementfahrer – auf diesem Teilstück wird sich das voraussichtlich ändern.
Die ersten Kilometer sind flach, dann beginnt die Kletterei. Setzt sich früh eine große Gruppe mit starken Kletterern ab, könnte am Ende auch ein Ausreißer jubeln, doch auf diesem Terrain darf man wohl (endlich) mit einem Großkampf um die Gesamtwertung rechnen. Wie die Kräfteverhältnisse bergauf verteilt sind, ist in den ersten zwei Wochen noch nicht so richtig klar geworden. Die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg liegen noch eng beisammen, das spricht gegen eine wilde Aktion weit vor dem Ziel. Doch abgesehen vom Bergzeitfahren am vorletzten Renntag bleiben drei Chancen, die Konkurrenz abzuhängen – diese 16. Etappe ist die erste.
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Belauert sich das Top-Trio – Geraint Thomas, Primoz Roglic, Joao Almeida – kann davon die Konkurrenz profitieren. Greift ein Fahrer der zweiten Reihe an, wird sich zeigen, welches Team die Kontrolle übernimmt. Die Mannschaft von Groupama-FDJ wird nicht allein dafür sorgen können, dass beispielsweise ein Santiago Buitrago oder Ilan van Wilder keine Zeit gutmachen, sollten sie früh attackieren
Nimmt Primoz Roglic das Rennen in die Hand, spannt er sein Team ein und lässt ein hohes Tempo anschlagen, um dann am Schlussanstieg anzugreifen? Sehr gut möglich! Oder spielt Ineos die Breite des Kaders aus, geht mit Arensman in die Offensive um Roglic unter Druck zu setzen? Profitiert am Ende Joao Almeida? Das Rennen wird es zeigen! Es könnte eine sehr spannende Etappe werden, die Klarheit über die Favoritenrolle des Rennens gibt.
Die Strecke
Zunächst geht es flach entlang des Gardasees. Dann beginnt nach etwa 65 Kilometern die erste Steigung. Eigentlich sind es zwei Steigungen, die nur durch eine kurze, steile Abfahrt getrennt sind. Die erste Steigung ist als Kategorie 1 eingestuft, die zweite als Kategorie drei. Zunächst geht es fast 13 Kilometer mit mehr als 8% hinauf, dann noch einmal 4,5 km mit fast 7%. Schon dieser Anstieg hat es in sich. Anschließend sind es noch 118 Kilometer bis ins Ziel, es folgt zunächst eine lange Abfahrt.
Dann geht es rund 100 Kilometer vor dem Ende wieder bergan – erneut fast 8% für mehr als sechs Kilometer. Der Anstieg nach Matassone ist als Berg der 2. Kategorie eingestuft. Vom Gipfel sind es noch 86 Kilometer bis zum Ziel. Wieder folgt eine längere Abfahrt mit einige kurzen Gegensteigungen, dann der nächste lange Anstieg.
Nach Serrada geht es für fast 18 Kilometer bergauf. Im Schnitt nur 5,5%, doch es gibt auch einige steile Passagen. Vor allem im Einstieg ist es giftig steil.
Vom Gipfel sind es noch rund 50 Kilometer bis zum Ziel.
Es folgen eine Abfahrt und ein Flachstück, dann geht es ins Finale. Die Schlusssteigung ist mehr als 21 Kilometer lang, hat im Schnitt 6,7%. Doch im unteren Teil und auch im letzten Drittel ist es extrem steil. Rund fünf Kilometer vor dem Ende gibt es eine Passage mit mehr als 14% Steigung!
Kurz vor dem Ziel ist es flach, der letzte Kilometer hat dann aber wieder rund 6% Steigung! Ein heftiger Berg am Ende einer langen und schwere Etappe!
Sprintwertungen:
km 103.5 Rovereto
km 181.1 Aldeno
Bergwertungen:
km 76.8 – Passo di Santa Barbara
km 84.2 – Passo Bordala – m 1253
km 116.4 – Matassone – m 832 (2a cat.)
km 153.5 – Serrada – m 1250 (2a cat.)
km 203 – MONTE BONDONE – m 1632 (1a cat.-arr)
Die Favoriten
Es wird vermutlich ein Klassementfahrer-Tag – der Großkampf wird entbrennen und sie werden um jede Sekunde kämpfen. Das mindert die Chancen für Ausreißer. Doch die Frage bei dieser Etappe ist – wann geht die GC-Action los? Wird schon ab dem ersten Anstieg Vollgas gefahren? Dann haben wohl selbst starke Kletterer mit mehreren Minuten Vorsprung kaum eine Chance durchzukommen. Wird jedoch zunächst kontrolliert gefahren, beginnt der Kampf der Klassementfahrer erst am Schlussanstieg, haben Ausreißer gute Chancen. Das wahrscheinlichste Szenario für den Ausgang des Rennens ist aber wohl, dass der Tagessieger sich das Rosa Trikot überzieht.
Starke Kletterer für die Gruppe des Tages gibt es einige – Jay Vine, Jefferson Cepeda, Joao Dombrowski, Brandon McNuclty, Warren Barguil, Valentin Paret-Peintre, Ben Healy. Oder eben auch Fahrer aus der zweiten Reihe der Klassementfahrer, die bereits etwas Rückstand auf Rosa haben: Patrick Konrad, Ilan van Wilder, Sepp Kuss, Santiago Buitrago, Thymen Arensman. Dazu zählt auch Thibaut Pinot, der zudem einen Blick auf das Bergtrikot geworfen hat.
***** Primoz Roglic
**** Joao Almeida
*** Jefferson Cepeda, Eddie Dunbar, Geraint Thomas
** Thibaut Pinot, Ben Healy, Sepp Kuss
* McNulty, Arensman, Konrad, Fortunato, Dombrowski, Zana,
Start: 10:50 Uhr
Ziel: ~17:15
Die noch anstehenden Etappen des Giro 2023