
Es ist das schwerste Teilstück dieses 106. Giro d’Italia. 183 Kilometer, mehr als 5000 Höhenmeter. Die ersten rund 65 Kilometer sind noch moderat, dann beginnt die echte Kletterei. Nach drei schweren Wochen stehen dann fünf Anstiege an. Drei Mal geht es über 2000 Meter üNN – die Sportler werden die dünne Luft spüren und alle Fahrer nach den harten Wochen an ihre Grenzen geraten.
Das große Finale ist der Anstieg zu den Drei Zinnen. Die letzten zweieinhalb Kilometer haben im Schnitt mehr als 13% Steigung! Brutal! Auf diesem Terrain, in großer Höhe – hier kann eine kleine Schwäche zu einem sehr großen Abstand führen. Dieses Teilstück ist ganz sicher von einigen Fahrern gefürchtet. Wer nicht mehr ganz fit, oder sogar etwas krank ist, kann hier auch schnell aus dem Rennen fliegen.
Für den Kampf um den Gesamtsieg ist es die ultimative Bergetappe. Jeder Fahrer wirft noch einmal in den Ring, was er zu bieten hat. Der Kampf geht im Schlussanstieg vermutlich mehr gegen sich selbst, als gegen die Konkurrenz. So schnell hinauf zum Ziel, wie es der Körper hergibt, dann schauen, wofür es reicht – für viele Fahrer wird dies das Motto sein. Zwischen den Top-Fahrer ganz vorn, Geraint Thomas, Primoz Roglic und Joao Almeida wird auch die Tagesform entscheidend sein. Dennoch werden die Teams versuchen, ihre Helfer optimal einzusetzen. Man darf gespannt sein, wie das Rennen läuft.
Möglich ist es, dass erneut ein Ausreißer den Tagessieg holt. Schaut man, wer auf den vergangenen Bergetappen weit vorn landete, hat man auch die Favoriten für diese Monsteretappe.
Die Strecke

Nach dem Start geht es zunächst einige Kilometer gen Süden, dann nordwärts. Der erste Sprint steht nach 64 Kilometer an, bereits dorthin geht es die ganze Zeit leicht ansteigend. Nach etwas mehr als 80 Kilometern beginnt dann offiziell der erste kategorisierte Anstieg.

Die Steigung zum Passo Campolongo ist nur mit vier Kilometern Länge angegeben. Doch es geht schon zuvor viele Kilometer bergauf.
Vom Gipfel sind es noch 95 Kilometer bis zum Ziel.
Es folgt eine 10 Kilometer lange Abfahrt, dann geht es direkt wieder bergauf. Dann steht mit dem Passo Valparola der zweite Berg des Tages an. Dieser ist schwerer und als Berg der 1. Kategorie eingestuft.

Im unteren Teil geht es noch moderat bergan, doch der zweite Teil hat es in sich. Für rund 8 Kilometer geht es zwischendurch mit 7% im Schnitt hinauf. Oben wird es flacher und 71 Kilometer vor dem Ende ist die Bergwertung erreicht – hier ist man fast 2200 m üNN!
Wieder folgt eine Abfahrt – 15 Kilometer geht es runter, dann kurz wieder bergan (2 km 6%) und dann hinab zum Fuße des dritten Anstiegs.

Die Steigung zum Giau ist heftig! Fast 10 Kilometer, mehr als 9% im Schnitt! Ein übler Berg, direkt unten im Anstieg ist es giftig steil.
Erneut geht es auf 2236 Meter üNN! Es sind von der Bergwertung keine 40 Kilometer mehr bis ins Ziel.
Danach geht es rund 15 Kilometer bergab. Anschließend ins schwere Finale dieser Etappe. Ab Cortina warten noch einmal rund 1300 Höhenmeter bis zum Ziel. Zwei Steigungen, beide giftig, sind noch zu bewältigen. Zunächst rund acht Kilometer mit sieben Prozent – aber Stellen mit mehr als 12% Steigung. Dann die Bergwertung am Passo Tre Croci. Kurze Abfahrt, wieder eine steile Rampe, dann wieder eine kurze Abfahrt und dann beginnt die Schlusssteigung!
Die letzten knapp drei Kilometer haben dann 13% im Schnitt! Hier kann eine kleine Schwäche einen großen Abstand bedeuten. Das ist das würdige Ende einer Monsteretappe – ein finaler Anstieg, den selbst die besten Fahrer der Welt als sehr schwer beschreiben.

Die Favoriten
Da es bis zum ersten echten Anstieg einige Kilometer sind, könnten Ausreißer durchaus einen größeren Abstand zum Feld herausfahren. Fahrer wie Joe Dombrowski, Ben Healy, Thibaut Pinot, Einer Rubio, Lorenzo Fortunato, Jefferson Cepeda, Warren Barguil, Santiago Buitrago oder auch Carlos Verona wären starke Kletterer, die aus einer Fluchtgruppe vielleicht um den Tagessieg kämpfen könnten. Man darf auch wieder mit Filippo Zana rechnen, der einen sensationellen Giro abliefert. Doch die Ausreißer bräuchten vor dem harten Finale auf jeden Fall ein ordentliches Polster auf die Favoriten auf Rosa. Doch möglicherweise beginnt dort der Großkampf tatsächlich erst recht spät.
Neben Rubio, Pinot und Healy könnte auch Davide Bais theoretisch noch das Bergtrikot holen – weil es durch die vielen schweren Anstiege reichlich Punkte zu holen gibt. Im Kampf um das Bergtrikot könnte es der entscheidende Tag sein.
Zwischen den Favoriten auf Rosa fällt eine Prognose schwer. Am Mittwoch waren Almeida und Thomas stärker als Roglic, nun bekam Almeida am Donnerstag Probleme. Thomas wirkte bislang souverän, doch auch er könnte nach drei harten Wochen in eine Schwächephase geraten. Allerdings sieht man beim erfahrenen Briten selten einen schwachen Tag, oder größere Leistungsschwankungen.
***** –
**** Primoz Roglic, Geraint Thomas
*** Filippo Zana, Thibaut Pinot, Jay Vine
** Einer Rubio, Jefferson Cepeda, Lorenzo Fortunato, Joao Almeida
* Buitrago, Verona, Dombrowski, Dunbar, Kuss, Barguil, Van Wilder
Start: 11:35 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr