Die Tour de France startet im Baskenland – in Bilbao. Kein Zeitfahren, keine Sprinter-Etappe – es geht für die Region typisch mit einer welligen und anspruchsvollen Etappe los. Es wurden bewusst nicht die schmalsten Straßen ausgewählt, denn gerade zu Beginn der Grand Boucle ist der Stress im Feld extrem groß. Alle Teams wollen ihren Kapitän ganz vorn im Feld halten, damit dieser bei Stürzen nicht aufgehalten wird. Doch bei 22 Teams mit acht Fahrern ist die Rechnung einfach: Wollen 176 Fahrer in den ersten 30 Positionen des Feldes sein, wird das eine stressige Angelegenheit!
Alle Fahrer sind frisch und viele sehen die Chance für den ganz großen Tag und das erste Gelbe Trikot der Tour! Ursprünglich war für den Auftakt ein Bonus-Sprint am letzten Anstieg vorgesehen, doch dieser wurde gestrichen und so darf sich der Tagessieger auch sicher das Gelbe Trikot überstreifen.
Die Vorschau wird präsentiert von: Kalas
Das Terrain ist anspruchsvoll und man darf gespannt sein, ob bereits am ersten Tag zwischen den Favoriten auf den Gesamtsieg der Großkampf entbrennt. Klar, es folgen noch 20 schwere Renntage, doch wer die Chance sieht, der Konkurrenz einen kleinen Dämpfer zu verpassen, wird das versuchen zu nutzen. Riesige Abstände zwischen den Top-Fahrern sind nicht zu erwarten, doch vor allem psychologisch können ein paar Sekunden wertvoll sein.
Ob am Ende des Tages die Puncheure, Fahrer wie Mathieu van der Poel oder doch die Top-GC-Fahrer um den Tagessieg kämpfen, hängt von der Renngestaltung ab. Wird es früh extrem schnell, könnten am Ende selbst Fahrer wie van der Poel Probleme bekommen, sich in der ersten Gruppe zu halten. Doch der Niederländer hat sich exzellent vorbereitet, diese erste Etappe ist eines seiner ganz großen Ziele. Man sollte Mathieu van der Poel in der Liste der Favoriten auf das erste Gelbe Trikot ganz weit oben platzieren.
Die Strecke
Die erste Etappe der Tour ist eine große Schleife nordöstlich von Bilbao. Satte 11 Kilometer sind zunächst neutralisiert, ehe das Rennen tatsächlich freigegenen wird. Schon auf den ersten Kilometern geht es über drei kleine Anstiege nach Norden – anschließend an die Küste. Schon nach 13,8 Kilometern steht die erste Bergwertung an. Es bleibt wellig, ehe nach rund 50 Kilometern zwei Anstiege kurz aufeinander folgen – nur der zweite ist kategorisiert. Nach der Abfahrt folgt ein Flachstück und dann geht es zur Sprintwertung des Tages.
Da die Top-Sprinter im Ziel sicher leer ausgehen, werden sie wohl versuchen, beim Zwischensprint zuzuschlagen. Man bekommt vielleicht einen ersten Eindruck, wer den Kampf um Grün ernst nimmt und welche Sprintzüge gut funktionieren.
Rund 78 Kilometer vor dem Ende beginnt dann das anspruchsvolle Finale der Etappe mit vier Anstiegen. Der erste ist nicht kategorisiert und hat zwar längere Abschnitte mit rund 5% Steigung, ist aber sicher kein großes Problem für das frische Peloton. Auf den letzten 50 Kilometern folgen dann drei kategorisierte Anstiege.
Der erste ist der Col de Morga – zweigeteilt, und mit rund 5% bei den Bergauf-Abschnitten sehr moderat. Doch dann steht die Côte de Vivero an – 4,2 km mit mehr als 7% im Schnitt, direkt im Einstieg sehr steil. Ganz sicher wird es vor der Steigung zu Positionskämpfen im Feld kommen und vermutlich wird das Feld sich extrem ausdünnen.
Der Gipfel ist 27 Kilometer vor dem Ende erreicht und es folgt ein kurzes Flachstück, ehe es in die Abfahrt geht. Es sind zwar einige enge Kurven, doch insgesamt ist die Abfahrt nicht sonderlich anspruchsvoll.
Unten angekommen geht es 11,5 Kilometer vor dem Ende in die letzte echte Steigung. Eine fiese Rampe, direkt unten mit mehr als 13% Steigung. Im Schnitt geht es für zwei Kilometer mit 10% bergan. Wout van Aert hält den KOM, brauchte 5:12 min für den Anstieg. Möglicherweise fällt dieser Rekord.
Am Gipfel sind es rund neun Kilometer bis zum Ziel. Die ersten dreieinhalb fallen nur ganz leicht ab, erst dann beginnt die Abfahrt auf breiter Straße nach Bilbao. Die letzten Kilometer sind erneut ansteigend – 1,2 Kilometer mit rund 5%!
Bergwertungen:
Kat 3 | km 13.8 – Côte de Laukiz | 2,2km – 6.9%
Kat 3 | km 67.8 – Côte de San Juan de Gaztelugatxe | 3,5km – 7.6%
Kat 4 | km 140.9 – Col de Morga | 3,9km – 4.1%
Kat 2 | km 154.9 – Côte de Vivero | 4,2km – 7.3%
Kat 3 | km 172.4 – Côte de Pike | 2km – 10%
Sprintwertung:
KM 88,2 – GERNIKA-LUMO
Die Favoriten
Wird es bereits am ersten Tag einen GC-Kampf geben? Wie groß ist das „Feld“, das am Ende um den Tagessieg sprintet? Das ist vor dem Rennen schwer einzuschätzen, denn der Rennverlauf hängt von vielen Dingen ab. Schenken die Sprinter früh ab, wird es vielleicht weniger hektisch. Gibt es bei den Positionskämpfen einen Massensturz in den einige Top-Favoriten verwickelt sind, kann das Rennen schnell einen anderen Verlauf nehmen. Auf diesem Terrain sind sicher die Ardennen-Spezialisten und die Top-Puncheure weit vorn zu erwarten. Tadej Pogacar, Julian Alaphilippe, Tom Pidcock, Simon Yates, Neilson Powless. Aber auch Mattias Skjelmose, Michael Woods, Dylan Teuns und David Gaudu liegt dieses Terrain.
Ob auch Fahrer wie Mathieu van der Poel und Wout van Aert in der ersten Gruppe diese Anstiege überstehen, bleibt abzuwarten. Es sind zwar keine superlangen Anstiege, aber doch einige, während der Etappe. Nach den gezeigten Leistungen darf man wohl davon ausgehen, dass diese beiden sich in der ersten Gruppe halten können, oder der Abstand nach dem Anstieg nicht all zu groß ist – so zählen auch sie zu den Top-Favoriten auf den Tagessieg. Für die Sprinter ist das Terrain wohl zu schwer, auch wenn sie in guter Position in die Steigungen gebracht werden, werden sie vermutlich abgehängt – zumindest dann, wenn das Tempo von den Top-Fahrern extrem angezogen wird.
***** Tadej Pogacar
**** Wout van Aert, Mathieu van der Poel
*** Julian Alaphilippe, Jonas Vingegaard, Mattias Skjelmose
** S. Yates, Bilbao, Powless, Madouas
* Woods, Gaudu, Bardet, Johannessen,
Start: 12:30 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr