Pello Bilbao

Das lange Warten der Spanier hat ein Ende: Pelle Bilbao vom Team Bahrain Victorious hat eine umkämpfte 10. Tour-Etappe im Zentralmassiv gewonnen – der erste Tour-Sieg eines spanischen Fahrers seit 2018. Nach 167 welligen Kilometern gewann Bilbao den Sprint einer Ausreißergruppe vor Georg Zimmermann (Intermarché-Circus-Wanty) und Ben O’Connor (AG2R Citroën Team).

Tragischer Held des Tages war Krists Neilands von Israel-Premier Tech, der sich am letzten Anstieg des Tages aus der Ausreißergruppe, zu der maximal 14 Fahrer gehörten, abgesetzt hatte. Nach beherzter Solofahrt wurde er 3 km vor dem Ziel von fünf Verfolgern eingeholt und beendete das Rennen als Vierter. Das Peloton um das Gelbe Trikot erreichte das Ziel mit 2:53 Minuten Rückstand.


In der Gesamtwertung hat es keine Veränderung gegeben. Jonas Vinegaard (Jumbo-Visma) liegt weiterhin vor Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Jai Hindley (Bora-hansgrohe). Tagessieger Pelle Bilbao konnte sich vom 11. Platz auf den 5. Platz verbessern.

So lief die Etappe

Die 10. Etappe der Tour de France 2023 führte von Vulcania nach Issoire. Wie erwartet ging es gleich vom Start an rund. Eine Attacke folgte der nächsten. Nach 7 km wartete bereits die erste Bergwertung, die Anthon Charmig (Uno-X Pro Cycling Team) vor Rémi Cavagna (Soudal-Quick Step) gewann.

Dahinter konnte sich zwischenzeitlich eine starke Gruppe u. a. mit Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma), Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Simon Yates (Jayco-AlUla) lösen, was für eine gewisse Hektik im Feld sorgte – Bora-hansgrohe und Ineos Grenadiers waren nicht vertreten und mussten sich ins Zeug legen, um diese Gruppe wieder einzuholen. Dem hohen Tempo zu Rennbeginn mussten gleich mehrere Top-Fahrer Tribut zollen, darunter Romain Bardet (DSM) und David Gaudu (Groupama-FDJ), die rasch an Boden verloren. Einige Sprinter wie Fabio Jakobsen (Soudal-Quick Step) oder Caleb Ewan (Lotto Dstny) verloren ebenso schnell den Anschluss.  

Die Rennsituation blieb auf den ersten Kilometern unübersichtlich, da viele unterschiedliche Teams immer wieder attackierten. An der zweiten Bergwertung am Col de Guéry lag Wout Poels (Bahrain Victoroious) vorne und sicherte sich zwei Punkte vor Krists Neilands (Israel-Premier Tech). Auf der folgenden Abfahrt konnten sich Julian Alaphilippe (Soudal-Quick Step) und Matej Mohoric (Bahrein Victorious) etwas absetzen, wurden aber kurz darauf wieder gestellt. Eine große Gruppe um Gaudu und Bardet hatte 130 km vor dem Ziel zwei Minuten Rückstand auf die Spitze. 

Die Gruppe des Tages

Es sollte noch zehn Kilometer dauern, bis sich sieben Fahrer vorne etwas länger absetzten: Georg Zimmermann (Intermarché-Circus-Wanty), Mattias Skjelmose (Lidl-Trek), Esteban Chaves (EF EducationEasyPost), Warren Barguil (Arkea-Samsic), Nick Schultz (Israel-PremierTech), Kasper Asgreen (Soudal-Quick-Step) und Pello Bilbao (Bahrain Victorious) fuhren auch die einzige Sprintwertung der Etappe aus: Asgreen sicherte sich 117 km vor der Ziellinie die Punkte vor Barguil und Zimmermann. 

Eine hartnäckige Verfolgergruppe, zu der u. a. Julian Alaphilippe, Ben O’Connor (AG2R Citroën Team) und Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) gehörten, versuchte den Anschluss und lag zwischen der Spitze und der Gruppe um das Gelbe Trikot, die es nun ruhiger angehen ließ. Das führte dazu, dass die Gruppe um Gaudu und Bardet den Abstand zu der Gruppe der Klassementfahrer stetig verkürzen und im Anstieg zum Col de la Croix Saint-Robert schließlich aufschließen konnte.

Auf dem Weg zum Col de la Croix Saint-Robert, einem Berg der 2. Kategorie, ließ sich Asgreen aus der Spitzengruppe zurückfallen, um Alaphilippe dahinter zu unterstützen. Dafür konnte Ben O’Connor vorne aufschließen, der sich aus der zweiten Gruppe gelöst hatte. Kurz vor der Bergwertung attackierte Barguil und sicherte sich die fünf Wertungspunkte vor Chaves, Zimmermann und Bilbao. Die Gruppe um Alaphilippe lag zu diesem Zeitpunkt etwa 40 Sekunden dahinter, das von Jumbo-Visma angeführte Hauptfeld 2:30 Minuten.

Die Tempoarbeit von Asgreen zahlte sich aus: 86 km vor dem Ziel konnte die zweite Gruppe um seinen Teamkollegen Alapilippe zur Spitze aufschließen. Nun lagen 14 Fahrer vorne: Neben Kwiatkowski, Chaves, Alaphilippe, Asgreen, Bilbao, Skjelmose, O’Connor, Zimmermann, Barguil, Schultz und Neilands waren noch Anthony Perez (Cofidis), Antonio Pedreiro (Movistar) und Harold Tejada (Astana) dabei. Lange blieb die gut besetzte Gruppe indes nicht zusammen, denn auf dem Weg zur nächsten Bergwertung attackierte Chaves und fuhr hinauf zur Côte de Saint-Victor-la-Rivière einen kleinen Vorsprung heraus. Kurz darauf war seine Solofahrt aber schon beendet, nun sollten die 14 Fahrer länger gemeinsam an der Spitze bleiben. Im Feld, das in der Spitze knapp 3:30 Minuten dahinter gelegen hatte, wurde Jumbo-Visma in der Nachführarbeit nun von alpecin-Deceuninck und Jayco AlUla unterstützt. Der Vorsprung wurde kleiner, 57 km vor dem Ziel waren es noch 2:30 Minuten.  

Neilands offensiv

Vorne attackierte Krists Neilands in einer Abfahrt, konnte sich jedoch noch nicht lösen. Im Peloton wurden derweil Erinnerungen an diverse Cross-Rennen und Frühjahrsklassiker wach, als sich Wout van Aert (Jumbo-Visma) und Mathieu van de Poel (alpecin-Deceuninck) in der Abfahrt als Duo absetzten und zwischenzeitlich ein eigenes kleines Rennen zu fahren schienen – der Vorsprung nach vorne war eigentlich zu groß für eine Attacke.  

Die Spitzengruppe ging derweil geschlossen in den Anstieg zur letzten Bergwertung des Tages, blieb aber nicht lange zusammen. Perez verlor als Erster den Anschluss, auch Tejada, Asgreen, Perez und Schultz konnten nicht mehr mithalten. An der Spitze attackierte der unermüdliche Neilands erneut. Dahinter konnten sich noch Chaves, Zimmermann, Bilbao und Pedredo halten, O’Connor stieß später dazu. An der Côte de la Chapelle-Marcousse gewann Neilands die Bergwertung und lag knapp 40 Sekunden vor der ersten Verfolgergruppe, aus der Chaves sich abermals einen Punkt sicherte. Im Feld, das nun wieder 3:30 Minuten zurücklag, zeigte sich nun Ineos Grenadiers vorne. 

Der Vorsprung von Neilands schmolz etwas, 15 km vor dem Ziel lag er noch 18 Sekunden vor den ersten fünf Verfolgern. Rund 20 Sekunden dahinter hatten sich Alaphilppe, Kwiatkowski, Barguil und Skjelmose zur zweiten Verfolgergruppe zusammengefunden. 5 km vor dem Finale war Neilands nur noch 7 Sekunden vor dem Verfolgerquintett, 3 km vor dem Zielstrich wurde er schlussendlich eingeholt. An der 2-Kilometer-Marke griff O’Connor an, Bilbao und Pedrero blieben dran. Zimmermann schloss die Lücke und attackierte selber, Bilbao setzte sich an sein Hinterrad. Die beiden blieben vorne. Bilbao sprintete schließlich aus dem Windschatten Zimmermanns zum Sieg, dem Augsburger blieb „nur“ der 2. Platz.  

Die Highlights der 10. Etappe:


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