Der Stadtkurs in Glasgow – spektakulär, aber auch WM tauglich?

Unzählige Kurven, enge Passagen, steile Anstiege – der Stadtkurs in Glasgow war speziell. Offenbar ideales Terrain für ein spektakuläres Rennen. Früh gingen die Top-Fahrer in die Offensive, zerlegten das Feld. Einerreihe durch Glasgow. Kein Ausscheidungsrennen, sondern eine WM, die nach vorn entschieden wurde. Das lag am Parcours, einem Kriterium ähnlich. Für die Fans spektakulär, für die Sportler bedingt angenehm. Auch, weil es Kritik gab, an den glatten Passagen, durch die undichten Sandsäcke auf den Gittern am Streckenrand.
Das Rennen der Männer war spektakulär, doch es bot aufgrund der Strecke wenig taktische Tiefe. Die besten mussten früh in die Offensive gehen, weil man im Feld weit hinten keine Chance hatte, lange dranzubleiben – Stichwort Ziehharmonikaeffekt. Ein Rennen für die absoluten Top-Klassikerspezialisten, der Großteil des Feldes ohne Chance. Ein anderes Rennen, als die typische Ausscheidungs-WM.
Vielen Fans dürfte das Rennen gefallen haben, einigen Sportlern weniger. Es war ein besonderes WM-Rennen, passend zum aktuell oft strapazierten Ausspruch „moderner Radsport“. WM-Tradition sieht vielleicht anders aus, doch die UCI tut sicher gut daran, auch beim Charakter der WM-Straßenrennen zu variieren. Einen „Kriteriums-Kurs“, wie den in Glasgow, braucht es sicher nicht jedes Jahr, sonst würde die WM wohl auch im Peloton an Stellenwert einbüßen. Um den Fans ein Spektakel zu bieten, für mediales Interesse zu sorgen – dafür war der Popkorn-Kurs in Glasgow nahezu ideal. Modern, eben.
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