Nach dem Sprintertag am Freitag wird nun wieder reichlich geklettert. Die 8. Etappe der Vuelta hat auf 164 Kilometer fast 3800 Höhenmeter. Vor allem das Finale hat es in sich. Die ersten 20 Kilometer sind flach, doch dann beginnt das Auf & Ab. Kletterstarke Ausreißer können sich durchaus Hoffnungen auf den Etappensieg machen. Denn die Klassementfahrer werden sich wohl auf den Schlussanstieg konzentrieren und dort um jede Sekunde für die Gesamtwertung kämpfen. Oder will ein Team die Kontrolle übernehmen und im Finale zum Großangriff auf Rot blasen? Nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich.
Mit der Aussicht auf einen möglichen Tagessieg werden sicher einige Fahrer versuchen in die Gruppe des Tages zu springen. Doch die flachen Anfangskilometer machen es nicht leicht. „Auf Stärke“ bergauf in die Gruppe zu springen, ist erst nach den flachen Kilometern zu Beginn möglich. So ist es durchaus denkbar, dass sich die Gruppe des Tages erst an den ersten Anstiegen formiert.
Gut möglich also, dass es zwei Rennen in einem gibt. Eines um den Tagessieg, das andere um das Rote Trikot. Das heftige Finale bietet eine sehr gute Chance zur Attacke. Die letzte Steigung ist zwar nicht sehr lang, aber extrem steil. Da können auch kleine Lücken einen größeren Zeitabstand bedeuten.
Die Strecke
Nach dem Start geht es zunächst rund 20 Kilometer flach gen Westen, dann folgt der erste kategorisierte Anstieg des Tages. Diese Steigung ist fast 8 Kilometer lang, hat im Schnitt etwas mehr als fünfeinhalb Prozent. Es folgt eine kurze Abfahrt, dann geht es wieder bergan. Es folgt ein flaches Stück, dann beginnt die offizielle Steigung zur nächsten Bergwertung.
Wieder geht es mit rund fünfeinhalb Prozent hinauf, diesmal nur etwas mehr als vier Kilometer, ehe die Abfahrt beginnt. Erneut folgt ein Fachstück, ehe es hinauf geht. Diesmal deutlich länger. Die dritte Bergwertung des Tages ist dann ziemlich genau zu Rennmitte erreicht.
Es folgt nach der Abfahrt die nächste Steigung, auch diese ist kategorisiert und die Steigung hat erneut um die fünfeinhalb Prozent. Auch wenn bis zum Finale keine Bergwertung mehr vermerkt ist, geht es weiter auf & ab.
Das Finale wird dann sieben Kilometer vor dem Ende eingeläutet – dann geht es zur heftigsten Steigung des Tages!
Diese letzte Steigung ist ein typischer Vuelta-Berg. Ein fieser, supersteiler, schmaler Pfad. Unten mit 14% schon steil, oben mit mehr als 20% Steigung einfach absurd.
Es geht zwar nur wenige Kilometer bergauf, aber diese giftig. Schnell können Lücken aufgehen und man auf wenigen Metern einige Sekunden einbüßen.
Das Ziel der Etappe ist aber nicht am Gipfel des Anstiegs. Es folgt nach der Bergwertung eine kleine Abfahrt, ehe es die letzten rund 1000 Meter flach zur Ziellinie geht.
Sprintwertung:
Km 124,5 IBI
Bergwertungen:
Km 28,8 ALTO DE VALL D’EBO | 7,9 km / 5,7 %
Km 49,4 PUERTO DE TOLLOS | 4,2 km | 5,6%
Km 81,7 PUERTO DE BENIFALLIM | 8,8 km / 5,3%
Km 110,2 PUERTO DE LA CARRASQUETA | 10,9 km 4,6% | BONUS
Km 161,7 XORRET DE CATÍ | 3,9 km /11,4%
Die Favoriten
Starke Kletterer, die für den Mann in Rot und die Favoriten auf den Gesamtsieg keine echte Gefahr darstellen, gibt es einige im Vuelta-Peloton. Beispielsweise Romain Bardet, Sergio Higuita, Daniel Navarro, Egan Bernal, Lennert Van Eetvelt, Rudy Molard, Javier Romo, Jonathan Caicedo oder auch Ben Zwiehoff. Dazu sind einige starke Fahrer in der Gesamtwertung einige Minuten zurück, die bei solch Etappe auch etwas Zeit in der Gesamtwertung gutmachen könnten. Damiano Caruso, Cristián Rodríguez oder auch Santiago Buitrago. Ihnen würde man eventuell nicht sofort nachsetzen.
Ob Jumbo-Visma erneut einen Fahrer in die Gruppe schicken will, ist nicht unmöglich, doch vielleicht eher unwahrscheinlich. Die Konkurrenz würde einen der Top-3-Fahrer (Kuss, Vingegaard, Roglic) sicher nicht weglassen und der Rest hat klare Helferaufgeben. Oder will man Attila Valter voraus schicken um die Konkurrenz erneut unter Druck zu setzen?
Vermutlich wird abhängig von der Zusammensetzung der Ausreißergruppe im Feld das Tempo bestimmt. Ist kein gefährlicher GC-Fahrer dabei, kann man die Ausreißer ziehen lassen und Groupmama-FDJ die Arbeit machen lassen. Im Finale wird es aber zwischen den Klassementfahrern sicher zur Sache gehen. Die Steigung dürfte dem explosiven Primoz Roglic liegen. Da Remco Evenepoel vor wenigen Tagen Schwächen offenbarte, darf man wohl fest mit einem Angriff rechnen. Noch ist Evenepoel in der Gesamtwertung vor Roglic & Co. Doch das kann sich an dieser Steigung schnell ändern.
Obacht!
Bleibt das Tempo im Feld den ganzen Tag hoch, weil in der Gruppe des Tages ein recht gefährlicher Fahrer für Rot ist, kann das Rennen auf diesem Terrain auch bereits vor dem letzten Anstieg zum sportlichen Gemetzel werden. Diese Vuelta scheint unberechenbar. Etwas Wind ist auch angekündigt und es geht streckenweise über offenes Terrain. So auch in einer Passage rund 30-35 Kilometer vor dem Ende. Dort geht es auf und ab, an einigen Stellen mit Schiebewind. Ist man einen Moment unaufmerksam, kann dort eine Lücke aufgehen, die man nicht so leicht zu bekommt.
***** –
**** Romain Bardet, Santiago Buitrago
*** Einer Rubio, Primoz Roglic, Enric Mas
** Vingegaard, Evenepoel, Kämna, Zwiehoff, Kuss, Buchmann, Martinez
* Storer, Van Eetvelt, Navarro, Romo, Molard, Kömna, Higuita
Start: 12:55 Uhr
Ziel: ~ 17:30 Uhr