Profil der 9. Etappe der Vuelta 2023

Vor dem ersten Ruhetag der Vuelta steht noch einmal eine Bergankunft an. Das neunte Teilstück dieser Vuelta ist nicht der schwerste Abschnitt. „Nur“ etwas mehr als 3100 Höhenmeter müssen bewältigt werden. Doch die schwierigste Steigung des Tages muss kurz vor dem Ziel gemeistert werden. Erneut geht es im Finale sehr steil bergan. Rund dreieinhalb Kilometer vor dem Ende beginnt ein 1000 Meter langer Abschnitt mit fast 12% Steigung im Schnitt. Wer hier in eine Krise gerät, kann schnell viel Zeit verlieren.

Die lange Anfahrt zum letzten Anstieg bietet Ausreißern die Chance, mit viel Vorsprung in die Schlusssteigung zu gehen. Die Klassementfahrer werden sich nicht aus den Augen lassen und vermutlich erst auf den letzten Kilometern in die Offensive gehen. Dass eines der Teams zuvor bereits das Rennen so schnell machen möchte, dass die Ausreißer chancenlos sind, ist vielleicht eher nicht zu erwarten. Jumbo-Visma hat am Samstag das Rennen kontrolliert und nun das Rote Trikot in den eigenen Reihen. Sie werden mit ihrem starken Team das Rennen sicher kontrollieren, können sich aber auf die Verteidigung des Trikots und den letzten Anstieg konzentrieren.

Für kletterstarke Fahrer, die bereits in der Gesamtwertung weit zurückliegen, ist diese neunte Etappe eine sehr gute Gelegenheit auf einen Etappensieg. Durch den eher moderaten Start und die nur leicht welligen Kilometer zum Schlussanstieg, wäre es sicher von Vorteil, mit mehreren Fahrern in der Fluchtgruppe vertreten zu sein. Mit dem Ausblick auf den Pausentag am Montag können die Fahrer Vollgas geben und müssen keine Körner sparen. Gut möglich, dass es zu Beginn der Etappe einen längeren Kampf um die Gruppe des Tages gibt.

Eventuell könnte der Wind eine Rolle spielen. Das Terrain ist an vielen Stellen offen und sollte es tatsächlich stärker pusten, könnte es ein sehr hektischer Tag werden. Vor allem zu Beginn der Etappe droht Seitenwind – hier könnte es schnell auseinander reißen! Für die Klassementfahrer ist hier höchste Aufmerksamkeit geboten.
Update: Es sind nun auch starke Böen vorhergesagt – es könnte ein sehr nervöses Rennen werden und vor allem zu Beginn drohen Windstaffeln.

Die Strecke

Der Startort ist der südlichste Punkt dieser 78. Spanien-Rundfahrt. Die Etappe führt von der Küsten gen Nordwesten ins Landesinnere. Die ersten rund 40 Kilometer sind flach, dann beginnt die erste Steigung des Tages. Ein langer Anstieg, mit rund 5% Steigung. Es folgt eine lange Abfahrt und dann ein sehr langer, leicht welliger Abschnitt.

Im Finale geht es dann steil bergauf. Die reinen Zahlen des Anstiegs sind wenig furchteinflößend. Nur 5,6% geht es im Schnitt die 8 Kilometer bergauf. Doch die Durchschnittswerte täuschen ein wenig.

Es ist eine sehr ungleichmäßige Steigung zum Ziel. Unten zunächst moderat steil, dann sogar einige Meter bergab. Aber es gibt auch einige heftige Rampen.

Vor allem im zweiten Teil des Anstiegs wird es happig. An einigen Stellen ist mehr als 15% steil. Auch der letzte Kilometer hat noch einmal mehr als 8% Steigung im Schnitt.

Sprintwertung:

Km 169,2 EHEGÍN

Bergwertungen:

km 60,1 | PUERTO CASAS DE LA MARINA LA PERDIZ | 12,1 km / 5%

km 184,5 ] ALTO CARAVACA DE LA CRUZ | 8 km / 5,6 %

Die Favoriten

Ausreißer dürften gute Chancen auf den Tagessieg haben, formiert sich schnell eine große Gruppe mit starken Fahrern. Doch auch am Samstag sah es zunächst so aus, als würde der Tagessieger aus der Fluchtgruppe kommen, doch dann drückte Jumbo-Visma so sehr aufs Tempo, dass am Ende alle Ausreißer gestellt wurden und sich Primoz Roglic den Sieg holte.

So, wie das Rennen am Samstag lief, spricht einiges für einen Ausreißersieg am Sonntag. Jumbo-Visma hat das Trikot erobert, den Etappensieg mit Roglic eingefahren, aber Evenepoel nicht abhängen können. Man wird die Helfer vor dem Ruhetag vielleicht „einfach“ das Trikot verteidigen lassen und dann im Finale vielleicht All In gehen, nicht aber schon in dem langen, flachen Abschnitt davor. Mit einem starken Team ließe sich auf diesem Terrain allerdings auch der Abstand zur Spitze gut kontrollieren.

Stehen die Chancen für Ausreißer gut, gibt es meist einen harten Kampf um die Gruppe des Tages. Das könnte auch zu Beginn dieser Etappe so sein. Da es flach losgeht, macht es das für die Klettere nicht so leicht, in der Gruppe dabei zu sein. Der erste Anstieg folgt jedoch erst nach fast 50 Kilometern. Sollte die Spitze bis dort hin noch in Reichweite sein, könnte man aus dem Feld noch nach vorn springen.

Kletterstarke Fahrer, die in der Gesamtwertung keine direkte Gefahr für Sepp Kuss darstellen, gibt es einige. Romain Bardet, Sergio Higuita, Daniel Navarro, Egan Bernal, Lennert Van Eetvelt, Rudy Molard, Javier Romo, … einige von ihnen hat man bereits am Samstag in der Offensive gesehen. Auch Lennard Kämna, Oier Lazkano, Andreas Kron und Santiago Buitrago sollte man auf dem Zettel haben. Nachdem Lenny Martinez das Rote Trikot abgeben musste, bekommen seine Groupama-FDJ-Teamkollegen wieder mehr Freiheiten. Romain Grégoire und Michael Storer kann man auf solchen Etappen durchaus ein gutes Ergebnis zutrauen.

***** –
**** Michael Storer, Primoz Roglic, Juan Ayuso
*** Remco Evenepoel, Romain Bardet, Enric Mas,
** Poels, Buitrago, Kron, Van Eetvelt, Vingegaard, Rubio, Kuss, Landa
* Grégoire, Higuita, Moniquet, Almeida, Bernal, Cepeda, Carthy

Start: 12:20 Uhr
Ziel: ~17:30 Uhr


Die noch anstehenden Etappen der Vuelta 2023

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