Die nächste schwere Bergetappe. Nach der üblen Bergankunft am Angliru geht es direkt heftig weiter. Mehr als 4100 Höhenmeter bei 178,7 Kilometern Etappenlänge. Viele sprachen bei der Etappe zum Tourmalet von der Königsetappe dieser Vuelta – doch dieses 18. Teilstück ist wohl noch etwas schwerer einzuschätzen. Denn neben den topografischen Herausforderungen kommt hinzu, dass die Fahrer nun schon 17 schwere Renntage in den Beinen haben und die vergangenen Tage sehr anspruchsvoll waren.
Fünf schwere Anstiege – drei der 1. Kategorie. Der letzte Anstieg wird zwei Mal erklommen. Im Kampf um die Top10 in der Gesamtwertung der Vuelta ist es eine sehr wichtige Etappe. Auch in Sachen Bergtrikot könnte eine Vorentscheidung fallen.
Was macht Jumbo-Visma?
Bezüglich Gesamtsieg stellt sich die Frage, wie Jumbo-Visma dieses Teilstück angeht. Sepp Kuss trägt das Rote Trikot, ist aber von den drei Jumbo-Kapitänen aktuell der Schwächste. Nur acht Sekunden Vorsprung sind geblieben – auf den Teamkollegen Jonas Vingegaard.
Dass der Gesamtsieg dieser Vuelta an das Team Jumbo-Visma fällt, scheint sicher. Doch entscheidet man sich teamintern, dem langjährigen Edel-Domestiken den großen Traum zu erfüllen? Darf Sepp Kuss Rot behalten und tatsächlich in den kleinen Kreis der US-Amerikanischen Grand-Tour-Sieger aufsteigen?
In nicht wenigen Grand-Tour-Bergetappen war Kuss stärker als seine Kapitäne. Stets hat er eigene Ambitionen zurückgestellt und sich aufgeopfert. Oft hat Jumbo-Visma bei den Grand Tours gewonnen, weil sie das stärkste Team waren, nicht immer hatten sie den stärksten Fahrer des Rennens in ihren Reihen. Es ist ein wenig eine Grundsatz- und Einstellungsfrage – will man den Kampf um den Sieg rein sportlich austragen lassen, oder setzt man andere Maßstäbe an. Die sportliche Leitung betonte zuletzt, dass alle drei ihre Chance suchen können, solange sie die Konkurrenz nicht bevorteilen. Roglic und Vingegaard nutzten ihre Freiheiten, holten Etappensiege und rücken so näher an Kuss.
In die Gefahr, das Rote Trikot aus den eigenen Reihen zu verlieren, wird man wohl nicht geraten – sollte dies passieren, würde man es stets absichern und zur Not einen der Kapitäne opfern. Möchte man allerdings tatsächlich, dass einer der Kapitäne dem loyalen Edelhelfer kurz vor dem Ende noch das Trikot nimmt und den großen Traum zerstört? Man darf gespannt sein, mit welch Taktik Jumbo-Visma diese Etappe angeht.
Die Strecke
Die ersten 30 Kilometer der Etappe sind flach, dann geht es zur ersten Steigung des Tages. In drei Stufen geht es hinauf zur ersten Bergwertung. Offiziell ist der Anstieg aber nur mit dem letzten Abschnitt – 5,1 km bei 7,5% im Schnitt vermerkt. Anschließend folgt eine Abfahrt und dann ein leicht ansteigender Abschnitt zur ersten langen Steigung des Tages.
Zum Gipfel des San Lorenzo geht es fast 10 Kilometer mit rund achteinhalb Prozent bergauf. Im unteren Teil direkt steil, dann etwas flacher. Es folgt im Mittelteil aber wieder ein heftiger Abschnitt, ehe es erneut absetzt. Die letzten Meter zur Bergwertung sind wieder recht giftig.
Es folgt eine Abfahrt und ein längerer, leicht abfallender Abschnitt, ehe es zur kurzen, aber heftigen Steigung des Alto de Tenebredo geht. Erneut geht es anschließend bergab und oeicht wellig weiter, ehe das Finale der Etappe ansteht. Dann geht es gleich zwei Mal den Puerto de la Cruz de Linares hinauf.
Gleich die ersten vier Kilometer sind recht steil, dann setzt die Steigung im oberen Teil etwas ab.
Sprintwertung:
ROAZA Km 162,6
Bergwertungen:
km 48,8 ALTO DE LAS ESTACAS | 5,1 km / 7,5%
km 88,6 PUERTO DE SAN LORENZO | 9,9 km / 8,6%
km 121,2 ALTO DE TENEBREDO | 3,4 km / 9,5%
km 153,9 PUERTO DE LA CRUZ DE LINARES | 8,3 km / 8,6% Bonus
km 178,9 PUERTO DE LA CRUZ DE LINARES | 8,3 km / 8,6%
Die Favoriten
Starke Ausreißer haben die Chance auf den Tagessieg, wenn sie mit ausreichend Vorsprung ins Finale gehen. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie schnell die Gruppe des Tages steht & wie sie zusammengesetzt ist. Starke Fahrer mit ausreichend Rückstand in der Gesamtwertung gibt es viele – Romain Bardet, Remco Evenepoel, Einer Rubio, Michael Storer, Lennard Kämna, Wout Poels …
Doch man muss abwarten, wie das Rennen gestaltet wird. Denn will ein Team das Jumbo-Trio an der Spitze der Gesamtwertung noch sprengen, ist dies vielleicht die letzte Chance. Dafür müsste man früh in die Offensive gehen. Das könnte dazu führen, dass es ein schnelles Rennen wird und die Ausreißer keinen all zu großen Vorsprung herausfahren können. So kommt dann im Feld der Etappensieg in Reichweite und das mindert die Chancen für Ausreißer.
***** –
**** Romain Bardet, Wout Poels, Remco Evenepoel
*** Jonas Vingegaard, Primoz Roglic, Lennert Van Eetvelt
** Caruso, Buitrago, Mas, Soler, Rubio, Fisher-Black, Almeida, Ayuso
* Kuss, Kämna, Poole, Cattaneo, Lopez, Rodriguez, Buchmann
Start: 12:47 Uhr
Ziel: ~ 17:30 Uhr