Am Ende der Saison 2023 steht das Team Jumbo-Visma im WorldRanking „nur“ auf Rang zwei – blickt dennoch auf eine extrem erfolgreiche Saison zurück, bei der die großen Ziele fast alle erreicht wurden und man einen historischen Triple-Erfolg bei den GrandTours einfuhr. Das 1+2+3-Ergebnis bei der Vuelta war so etwas wie das Sahnehäubchen auf eine brutal erfolgreiche Saison.
Schon bei den Klassikern war man extrem erfolgreich. Omloop Het Nieuwsblad, E3-Prijs, Gent-Wevelgem … man eilte von Sieg zu Sieg. Beim Giro d’Italia holte sich Primoz Roglic den Gesamtsieg, bei der Tour de France dominierte Jonas Vingegaard. Doch nicht nur die Top-Stars waren erfolgreich – auch in der Breite holte man viele Erfolge. Am Ende der Saison stehen satt 69 Siege zu Buche – so viele gelangen in den vergangenen fünf Saisons keinem Team! Mit dem EM-Titel von Laporte sind es sogar 70 Siege – beeindruckend.
Weiße Flecken und dunkle Schatten
Die Mannschaft Jumbo-Visma ist ganz nah dran, an einer perfekten Saison. Was aber fehlt, ist das Pflaster-Monument von Wout van Aert. So dominant man zu Beginn der Klassiker auch war, bei den ganz großen Rennen musste man der Konkurrenz den Vortritt lassen. In Roubaix wurde Van Aert von einem Defekt ausgebremst, bei der Flandern-Rundfahrt war man schlicht nicht stark genug. So bleiben zwei weiße Flecken in den Palmares von Wout van Aert und somit ist auch die Saison von Jumbo-Visma nicht perfekt.
Zudem liegt ein Schatten auf den Erfolgen des Teams. Mit Michel Heßmann hat das Team einen Dopingfall, der aktuell noch untersucht wird. Die beste Mannschaft der Welt, die Dominatoren des Straßenradsports stehen natürlich unter besonderer Beobachtung. Ein positiver Dopingfall weckt Erinnerungen an die ganz dunklen Zeiten der Teamgeschichte, mit dem schlimmen Tour-Abgang des Michael Rasmussen bei der Tour de France 2007.
Die Zukunft
Die ohnehin bärenstarke Equipe wird weiter verstärkt. Matteo Jorgenson und Ben Tulett kommen ins Team. Dazu rücken die großen Talente Johannes Staune-Mittet und Per Strand Hagenes aus der Devo-Mannschaft ins Profi-Team auf. Rohan Dennis, Jos van Emden und Nathan Van Hooydonck (vorzeitig wegen Herzproblemen) haben ihre Karriere beendet, Timo Roosen, Sam Oomen und Gijs Leemreize wechseln das Team, genau wie Girosieger Primoz Roglic. Roglic will bei Bora-hansgrohe die letzte Chance auf den Toursieg nutzen, sah bei Jumbo-Visma neben Vingegaard nicht mehr ausreichend Platz für eigene Ambitionen. Nachvollziehbar.
Das Team Jumbo-Visma ist auch ohne Roglic extrem stark, kann die Ablöse zudem sicher gut gebrauchen und geht nervigen Leader-Diskussionen aus dem Weg. Das Team wird auch 2024 erfolgreich sein, bei diesem herausragenden Personal. Eine Über-Saison wie 2023 wird sicher nicht all zu oft gelingen. Die Tour de France und die Klassiker werden vermutlich wieder ganz oben auf der Prioritätenliste stehen – gelingt es dort, erfolgreich zu sein, wird man auch Ende 2024 glücklich zurückblicken – egal, an welcher Position man im WorldRanking steht.