Insgesamt stehen 19 Siege zu Buche – eine ordentliche Ausbeute. Doch auf WorldTour-Level gelangen nur zwei – der Zeitfahrsieg von Stefan Küng bei der Tour de Suisse und der Sieg von Valentin Madouas bei der Bretagne Classic. Zu wenig, für diese starke Mannschaft. Doch es geht nicht nur um (Etappen)Siege, bei der Bewertung einer Saison. Der Gewinn des Bergtrikots beim Giro d’Italia durch Thibaut Pinot, der starke Auftritt von Madouas im Frühjahr – Rang zwei bei Strade Bianche, Rang fünf in Lüttich, die Top10-Resultate von Stefan Küng bei den Klassikern (5. in Roubaix, 6. bei der Ronde, 6. E3) … all dies fließt in die Bewertung der Saison mit ein.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Mannschaft ein gutes Frühjahr zeigte. Mit den etablierten Kräften, aber auch den „Jungen Wilden“ wie Romain Grégoire. Auch Paul Penhoët, Lewis Askey und vor allem Lenny Martinez lieferten sehr starke Rennen. Die großen Talente, auf denen die Hoffnung für die Zukunft ruht, haben sich mehr als nur gezeigt.
Michael Storer gewann die Tour de l’Ain und hatte weitere gute Ergebnisse, blieb aber insgesamt etwas unter seinem Leistungsvermögen. Stefan Küng hingen war bei den Klassikern sehr stark, musste nach einem ordentlichen Spätsommer nach einem Sturz beim EM-Zeitfahren früh die Saison beenden.
Die anderen beiden Kapitäne des Teams – Arnaud Démare und David Gaudu sorgten zu Beginn des Jahres abseits der Rennen für Aufmerksamkeit – Gaudu hatte sich auf der Plattform Discord gegen eine Tourteilnahme von Démare ausgesprochen. Dies wurde öffentlich und sorgte für Schlagzeilen. Sprinter Démare und Kletterer Gaudu pflegten bereits zuvor eine Rivalität. Die Wogen schienen schnell geglättet, doch das Ende der langen und erfolgreichen Zeit von Arnaud Démare beim französischen Team von Marc Madiot deutete sich an. Démare fuhr das erste halbe Jahr ordentlich, wurde nicht für die Tour nominiert und wechselte dann im Sommer zu Arkéa Samsic – er war auch dort erfolgreich.
Gaudu hingegen konnte erneut im Sommer nicht das abliefern, was man gehofft hatte. Bei Paris-Nizza im Frühjahr wurde er Zweiter, schien sehr stark und auf einem guten Weg. Auch im April lief es im Baskenland noch gut, doch danach kam er nicht wieder auf das gewünschte Level. Die Dauphine war schwach, bei der Tour de France reichte es dann zu Gesamtrang neun. Danach fuhr er nur noch wenige Rennen und beendete seine Saison. Insgesamt eine schwierige Saison, die nicht die erhofften Ergebnisse brachte.
Doch im Trubel des großen Abschieds von Thibaut Pinot bei der Tour de France ging die eher schwache Leistung von Gaudu etwas unter. Das Team, auch Boss Marc Madiot, nutzten den Abschied von Publikumsliebling Pinot medial clever aus. Pinot verabschiedete sich mit einer sehr starken Saison, zeigte einige gute Rennen. Sein Ritt in den Vogesen bei der Tour de France wird vielen Fans für lange Zeit in Erinnerung bleiben!
Für die Zukunft gerüstet
Mit Thibaut Pinot verliert das Team Groupama-FDJ ein Aushängeschild und eine Identifikationsfigur. Sportlich muss man sich um die Zukunft wohl wenig Sorgen machen. Die „Jungen Wilden“ starten längst durch, die Routiniers wie Küng und Madouas liefern recht zuverlässig ab. Spektakuläre Transfers hat man nicht getätigt, eher den Kader nach den Abgängen ergänzt. Der jung Eddy Le Huitouz kommt aus dem Devo-Team, Rémy Rochas von Cofidis, Matthew Walls von Bora, dazu die Routiniers Cyril Barthe, Clément Russo, Sven Erik Bystrom und Marc Sarreau.
Im Jahr 2023 landete man im oberen Mittelfeld der WorldTour-Teams, das kann auch 2024 gelingen. Findet auch David Gaudu wieder zu alter Stärke, entwickeln sich die jungen Talente weiter und liefern die Routiniers ab, dürften im kommenden Jahr vielleicht auch auf Top-Level wieder etwas mehr Siege drin sein.
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