Insgesamt 11 Siege gelangen dem Team DSM-firmenich im Jahr 2023 – damit einer mehr als in der Vorsaison. Auf WordTour-Level sind es fünf, genau wie 2022. Doch es gelang ein Schritt nach vorn, im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Saisons – das lässt sich auch an den UCI-Punkten ablesen, die sie einfahren konnten. Aus dem tiefen Keller der Teamwertung schaffte man nun den Anschluss ans Mittelfeld, dank einiger guter Ergebnisse.
Das niederländische Team steckt bereits seit einiger Zeit in der Krise. In der „CM-Saisonbilanz 2021 für das Team DSM“ schrieben wir, dass man „einen neuen Spirit im Team braucht, der die gesamte Mannschaft antreibt, nicht nur einzelne Grüppchen. Die Verbindung zwischen Teamleitung, Sportlichem Management und Fahrern muss neu aufgebaut werden – eine Einheit geschaffen werden.“
Davon sind bis heute nur Ansätze zu sehen. Eine konstante Entwicklung in die richtige Richtung lässt weiter auf sich warten. Die Situation vor der Saison 2023 hatte sich verschärft, nachdem wichtige Teile der Mitarbeiterschaft dem Team den Rücken gekehrt hatten. Was die Fahrer anbetrifft, setzte man gezwungenermaßen auf die Jugend. Stellte erneut mit Abstand die jüngste Mannschaft im WorldTour-Feld.
Der 20-Jährige Max Poole lieferte eine sehr gute Neo-Saison, das gilt auch für Oscar Onley. Kevin Vermaerke machte den erhofften Schritt nach vorn. Sprinter Alberto Dainese gewann beim Giro und bei der Vuelta eine Etappe, lieferte weitere gute Ergebnisse. Andreas Leknessund fuhr stark, trug beim Giro für einige Tage das Leadertrikot. Marius Mayrhofer holte beim Cadel Evans Great Ocean Road Race seinen ersten Profi-Sieg. Nils Eekhoff zeigte sich verbessert, die Altmeister Romain Bardet und John Degenkolb lieferten ordentliche Leistungen ab. Doch auch andere Fahrer, die weniger im Fokus stehen, zeigten einige gute Rennen. Beispielsweise Niklas Märkl, der beim Giro für Dainese sehr gute Vorarbeit lieferte.
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Zukunftsfragen
Doch aus der Krise ist das niederländische Team scheinbar noch längst nicht. Harm Vanhoucke kam im Team gar nicht klar, verließ DSM noch während der Saison. Auch Marco Brenner kehrt der Mannschaft nach Streit den Rücken. Mit Sam Welsford und Alberto Dainese gehen die beiden Sprinter des Teams, auch Leknessund verlässt die Mannschaft in Richtung UNO X. Mayrhofer und Florian Stork gehen mit Dainese zu Tudor.
Die Top-Verpflichtung ist Fabio Jakobsen, auf dessen Qualität nun die Hoffnung ruht. Zudem kommt Warren Barguil zurück. Mit Timo Roosen und Emīls Liepiņš hat man ebenfalls erfahrene Kräfte geholt. Mit Bram Welten und Julius van den Berg kommen endschnelle Männer, Gijs Leemreize verstärkt die Kletterfraktion. Zudem schaffen wieder drei Fahrer den Sprung aus der Devo-Mannschaft in die WordlTour: Patrick Eddy, Enzo Leijnse und Frank van den Broek. So wird man auch 2024 das jüngste Team in der obersten Klasse sein.
Ob die Talsohle nach schwierigen Jahren durchschritten ist, es von nun an wieder steil bergauf geht, bleibt abzuwarten. Mit Fabio Jakobsen hat man wieder einen Sprint-Leader, der für eine Dynamik sorgen kann und vielleicht auch mit Erfolgen für einen neuen Spirit. Auf Romain Bardet ist eigentlich immer Verlass, auch wenn er mit der neuen Generation der „Wunderkinder“ im Kampf um den Gesamtsieg der Grand Tours nicht mehr ganz mithalten kann. Degenkolb bringt sich immer mehr als Roadcaptain und Lehrmeister für die jungen Fahrer ein, gibt sein Wissen weiter und leitet das Team auch abseits der Rennen. Mit seinen starken Auftritten im Frühjahr, vor allem bei Paris-Roubaix hat er sich viel Respekt erarbeitet und auch in Sachen Image viel für die Mannschaft getan. Die Teamleitung um Iwan Spekenbrink und Rudi Kemna wird genau wissen, was sie an Degenkolb hat und ihm auch 2024 wieder Freiheiten bei den Klassikern gewähren.
Nach teilweise katastrophalen Jahren, mit vielen Abgängen von großen Talenten, bleibt abzuwarten, in welche Richtung es nun geht. Mit Post NL hat man nun einen starken Partner an der Seite, hat sich finanziell für die Zukunft gut aufgestellt. Sportlich ist das Team in jedem Fall für einen Mittelfeldplatz im WorldRanking stark genug. Gelingt es ein Team zu formen, eine positive Stimmung zu kreieren, kann es tatsächlich bergauf gehen. Gelingt dies nicht, kann es nach dem Aufwärtstrend 2023 ganz schnell wieder bergab gehen.
Alle „Saisonbilanzen“ der Teams sind hier gesammelt