Drei Massensprints, drei Etappensiege – der Einstand von Sam Welsford beim Team Bora-hansgrohe verlief nahezu optimal. Der Australier profitierte dabei mehrfach von der guten Vorarbeit seiner Teamkollegen. Im Finale waren es vor allem Ryan Mullen und als letzter Mann Danny van Poppel. Vor allem Van Poppel liefert bei Bora-hansgrohe zuverlässig ab, entwickelte sich zum aktuell besten Anfahrer der Welt. Mit Sam Welsford hat er nun einen Mann am Hinterrad, der die Vorarbeit vollendet – genau so war es vom Team geplant, deshalb holte man den Australier ins Team.
„Natürlich haben wir geschaut, welche Sprinter auf dem Markt sind und sie verglichen“, sagt Performance-Chef Dan Lorang. „Sam ist ein reiner Sprinter, mit hohen Wattzahlen, der von der Bahn kommt. Er hat diesen Extra-Kick, wenn er abgeliefert wird und verkraftet die Phase bis dahin sehr gut. Genau das passt perfekt zu unserem Weltklasse-Leadout-Zug„, erklärt Lorang.
„Unser primäres Ziel war es, einen Sprinter zu verpflichten, der das Konzept Leaout-Zug und pure Sprintpower erfüllt„
Dan Lorang über die Verpflichtung von Sam Welsford
Ein echter Sprinter also, der einen Zug braucht, aber die nötige Power und Endschnelligkeit mitbringt. „Auf der anderen Seite ist Sam natürlich sehr muskolös, recht schwer. Uns ist klar, dass es schwierig wird, wenn auf schweren Etappen viele Berge im Weg stehen. Aber das ist der Kompromiss den wir eingehen und sagten: Lasst uns jetzt mal einen reinen Sprinter nehmen. Wir hatten Sam Bennett, Pascal Ackermann, haben Jordi Meeus – waren sehr erfolgreich, aber das sind alles keine reinen Sprinter“, so Lorang.
Bei Welsford wissen sie, was er kann und wie man das einsetzt. Von einem guten Leadout profitiert dieser enorm. Van Poppel hatte man im vergangenen Jahr im Team halten können, obwohl einige andere Mannschaften am Niederländer dran waren. Sam Welsford wurde nun als Puzzlestück dem Sprintzug hinzugefügt.
„Sam bringt eine sehr gute Veranlagung mit, weil eben seine Ausdauerwerte sehr gut sind und er das, was er kann, eben auch am Ende einer Etappe abrufen kann. Wie weit wir ihn noch für schwierigeres Terrain entwicklen können, müssen wir sehen. Da haben wir jetzt keine riesige Erwartungshaltung, arbeiten aber gemeinsam dran. Unser primäres Ziel war es, einen Sprinter zu verpflichten, der das Konzept Leaout-Zug und pure Sprintpower erfüllt„, erklärt Lorang den Transfer.
Der Sprintzug von Bora-hansgrohe hatte auch in den vergangenen Jahren meist gut funktioniert, der Sprinter konnte aber zuletzt nicht abliefern. „Wir haben gesehen, dass wir zwar einen der besten Leadout-Züge der WorldTour haben, diesen aber nie so nutzen konnten, er vielleicht sogar manchmal kontraproduktiv war“, erklärt Lorang. Nun hat man mit Welsford einen reinen Sprinter am Ende des Zuges sitzen, der beim ersten WorldTour-Etappenrennen drei Siege einfuhr. In den vergangenen beiden Jahren zusammen gelangen insgesamt vier WorldTour-Massensprint-Erfolge.
Auch als Typ passt er offenbar in die Mannschaft. „Sam ist jemand der raussticht. Er ist etwas extrovertierter, wie viele Sprinter es sind. Das hat uns gefallen und ist eine gute Ergänzung für unser Team„, ist sich Lorang sicher und freut sich sehr, dass der Plan direkt aufging. „Natürlich freut mich das, aber wir wollen die gesamte Saison bewerten. So zu starten ist großartig, für die Stimmung, für Motivation. Drei Siege direkt zum Auftakt, das ist mega. Ich bin wirklich gespannt, was da noch alles kommt“, so Lorang.
Im Mai soll Welsford beim Giro starten und dann auf Grand-Tour-Etappenjagd gehen. Bei seiner ersten Grand Tour – der Tour de France 2023 – reichte es im DSM-Trikot nur ein Mal für ein Top10-Resultat. Auch beim Giro wird Welsford auf reichlich Sprinter-Konkurrenz treffen. Seinen Anfahrer Danny van Poppel wird er in Italien aber auch an seiner Seite haben. Man darf gespannt sein, wie es für den neuen Bora-Sprintzug in dieser Saison weitergeht – bei einer 100% Erfolgsquote zum Auftakt dürfte es zumindest nicht an Selbstvertrauen mangeln.