5 Thesen für die Saison 2024 – Tom Bachmann

Wir sammeln die Thesen einiger Radsportexperten für die Saison 2024 ein – hier die von Sportjournalist Tom Bachmann.

1 | Traum vom Vierkampf wird zerplatzen

Die Tour-Organisation kann den Grand Départ kaum erwarten, Fans und Medien fiebern gleichermaßen auf den Kampf der Big Four hin. Jonas Vingegaard, Primoz Roglic, Tadej Pogacar und Remco Evenepoel sollen den Tour-Sieg unter sich ausmachen. Alle vier in einem Rennen wird es davor nicht geben. Und meiner Ansicht nach auch bei der Tour nicht, zumindest nicht topfit. Nennt mich pessimistisch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass alles reibungslos verläuft, dafür ist der Radsport zu unberechenbar. Sicher ist trotzdem: Die Tour wird grandios!

2 | Ronde? Roubaix? Van Aert holt das Kopfsteinpflaster-Double

Wenn nicht jetzt, wann dann? „Jetzt fängt es an wehzutun“, sagte Wout van Aert nach seinem Plattfuß im Finale von Paris-Roubaix 2023. Auch bei der Ronde hatte es zuvor nicht zum Sieg gereicht. Am Ende der Saison verlor der Belgier seinen langjährigen Trainer Marc Lamberts an Bora, was für ihn schwer zu verdauen war. Im Winter erfolgte der Neustart mit einem stark abgespeckten Cross-Programm, zudem verzichtet er auf die Tour 2024. Für van Aert zählt verständlicherweise nur ein Monument-Sieg auf dem Kopfsteinpflaster. Welcher? Völlig egal. Mein Tipp: Van Aert holt das Double.

3 | One Cycling als Chance für den Radsport

Bekannt ist über die Bewegung One Cycling bisher wenig. Sie soll den Radsport revolutionieren, heißt es. Gut, haben wir schon oft gehört. Ich glaube, One Cycling hat eine Chance – wie auch immer diese aussieht. In Richard Plugge und Patrick Lefevere hat das Projekt wichtige Köpfe. Ineos und Lidl sollen ebenfalls dabei sein, ebenso Bora-hansgrohe. Nicht zu vernachlässigen ist hier der Einstieg von Red Bull, was dem Projekt neben den VC-Investoren noch mehr disruptives Potenzial bescheren sollte. 2024 soll das Projekt in kleinen Schritten wachsen. Hilfreich wäre, bereits jetzt mehr darüber zu erfahren.

4 | Lipperts wegweisendes Jahr

Endlich Chefin! Für Liane Lippert dürfte es ein herausforderndes wie auch wegweisendes Jahr in ihrer Karriere werden. Gerade 26 Jahre alt geworden, ist sie in einem Top-Alter im Leistungssport. Zudem dürfte sie nach dem Karriereende von Annemie van Vleuten die unangefochtene Nummer eins von Movistar bei der Tour de France Femmes sein. Lippert kann sich beweisen und hat aus meiner Sicht zweifelsohne das Potenzial für die Top 5 der Tour.

5 | Cavendish schnappt sich Nummer 35

Diesmal klappt es. Im vergangenen Jahr hielt Mark Cavendish ein Problem mit der Schaltung in Bordeaux vom 35. Etappensieg bei der Tour de France ab. Am nächsten Tag brach er sich das Schlüsselbein. Auch in diesem Jahr wird er die volle Unterstützung seines Teams Astana bekommen. Mark Renshaw ist als Berater fest dabei. Und ganz wichtig: In Michael Mørkøv hat man den wohl immer noch besten Anfahrer (neben Mathieu van der Poel) verpflichtet. Eddy Merckx wird Ende Juli nur noch die zweitmeisten Etappensiege bei der Tour haben.