Marco Brenner ist zur Saison 2024 von DSM zum Team Tudor gewechselt. „Es war ein herzliches Willkommen“, sagt Brenner über das Treffen im Teamcamp Ende 2023. Es fühle sich wie ein Neustart an, sagt 21-Jährige. „Obwohl ich einige Teamkollegen und Teile des Staff ja bereits gut kenne. Das macht es für mich leichter und ich bin beispielsweise sehr froh, Florian (Stork) wieder als Kollegen zu haben“.

Trainiert wird Brenner von Sebastian Deckert, den er von DSM kennt. „Sebastian habe ich 2019 kennengelernt, damals war ich auch bei den Talent-Tagen des Teams. Eng zusammengearbeitet hatten wir bislang noch nicht, aber ich denke, wir passen sehr gut zusammen“, so Brenner. Er habe einen sehr guten Eindruck, lobt die Infrastruktur und Arbeitsweise des neuen Teams. „Das ganze Drumrum passt einfach. Es sind immer genügend Betreuer da, ein Arzt mit im Trainingslager – ich habe nicht den Eindruck, dass es ein kleineres Team ist. Eher im Gegenteil“, so Brenner.

„Ich kenne Marco seit seinem ersten Junioren-Jahr“, sagt Trainer Deckert. „Marco hat sich physisch sehr gut entwickelt, ist von einem guten Junioren-Fahrer zu einem Profi auf WorldTour-Level gereift. Aber auch wenn er schon so lange Profi ist, sollte man nicht vergessen, wie jung er ist. Marco könnte noch immer in der U23-Kategorie starten“, so Deckert.

„Er hat das Potenzial zu einem GC-Fahrer zu reifen, wie weit es für ihn im Endeffekt reichen kann, werden wir sehen. Aber auf dem Weg, sein volles Potenzial auszuschöpfen, werden noch weitere Zwischenschritte nötig sein. Seine Entwicklung als Profi war sicher nicht ganz gradlinig, das war aber auch schon in den Junioren so, auch aufgrund der Pandemie. Doch Marco ist auf einem sehr guten Weg„, sagt Deckert.

Die Anpassung an das neue Team-Equipment habe bei Brenner gut funktioniert, zudem arbeitet er intensiv am Zeitfahren. „Wir waren in Silverstone im Windkanal und haben meine Position optimiert. Zudem noch Tests auf der Bahn gemacht. Es braucht zwar noch ein wenig, sich an die neue Position wirklich zu gewöhnen, aber ich bin sehr, sehr zuversichtlich“, sagt Brenner. Beim Zeitfahren des Etoile de Bessèges fehlten Brenner 10 Sekunden auf die Top10. „Ich war nicht ganz zufrieden, hatte mir etwas mehr erhofft“, so der 21-Jährige. Er wird in diesem Jahr noch mehr Gelegenheiten bekommen, sich im Kampf gegen die Uhr zu messen.

Rennprogramm

„Ich werde viele Etappenrennen fahren, aber nicht den Giro„, sagt Brenner. „Es sind kleinere Rundfahrten, wo auch immer mal ein Zeitfahren dabei ist. Ich will schauen, dass ich Chancen bekomme, wieder mehr auf Gesamtklassement zu fahren. Ich hatte in den vergangen Jahren immer wieder einen guten Tag, aber auf Klassement konnte ich nicht fahren. Das will ich in diesem Jahr bei kleineren Etappenrennen versuchen“, so Brenner.

„Dass Marco wieder mehr in Finals dabei ist, Erfahrungen sammelt, seinen Renninstinkt schult, ist einer der Teilschritte“, sagt Deckert. „Durch den frühen Sprung zu den Profis ist ihm das ein wenig verloren gegangen, weil er direkt viele große Rennen gefahren ist. Aber der Instinkt, der ihn früher ausgezeichnet hat, wird zurückkommen, wenn er wieder mehr in Rennfinals dabei ist. Zuletzt hatte Marco mit Verletzungen zu kämpfen, musste Rückschläge wegstecken. Für erfolgsverwöhnte Sportler ist das nicht einfach, aber gehört zu einer Karriere dazu. Wir sind von seinem Potenzial absolut überzeugt und sehen seine Entwicklung sehr positiv, auch seine menschliche“, so Deckert.

Druck spürt der 21-Jährige Brenner nicht. „Ich will schon gut fahren, aber großen Druck verspüre ich nicht. Vom Team ohnehin nicht, aber von mir selbst ist das nicht extrem. Eher im Gegenteil. Ich versuche wieder mehr Fokus darauf legen, Spaß zu haben, das war mir etwas abhanden gekommen. Aber im Moment verspüre ich vor jedem Rennen Vorfreude, genieße die Rennen“, so Brenner.

Veränderte Rolle

Mit 21-Jahren geht er bereits in seine vierte Profi-Saison. „Das ist schon krass. Ich bin der jüngste im Team, aber hab schon einiges an Erfahrung. Ich merke, dass sich auch meine Rolle etwas verändert, ich mich beispielsweise auch mal bei der Besprechung vor den Rennen traue, etwas zu sagen. Die Mannschaft gibt mir insgesamt das Gefühl, offen für Anregungen zu sein, dass Kritik gewünscht ist, wenn sie konstruktiv ist und passend vorgebracht wird“, so Brenner.

In Sachen Rennplanung gab es für Brenner keinen Diskussionsbedarf. „Die Mannschaft hatte eine klare Vorstellung von meinem Programm für 2024. Sie haben mir den Plan hingelegt und ihn erläutert, ich fand den Plan sehr gut und hab da gar keine anderen Wünsche geäußert“, so Brenner. Nach dem Saisonstart beim Grand Prix Cycliste de Marseille und dem Etoile de Bessèges steht nun ein World-Tour-Rennen für Brenner an – die UAE-Tour. Dort gibt es am zweiten Renntag ein 12 Kilometer langes Einzelzeitfahren – die nächste Chance, mit neuer Position sich mit den Top-Fahrern zu messen.