„Es ist schon etwas seltsam, das letzte Mal Australien, das letzte Mal Strade Bianche“ , so Simon Geschke über seinen Saisonstart. Bei der Tour Down Under wurde der 37-Jährige täglich daran erinnert, dass es sein letzter Auftritt in Australien ist. „Jeden Tag bei der Einschreibung hat der Sprecher das gesagt, da kannst du das gar nicht vergessen“, sagt Geschke in seiner typischen Art mit einem verschmitzen Lächeln.

„Ich war da fast Stammgast, die letzten Jahre und es war auch dieses Jahr megacool. Down Under und Strade Bianchi waren zwei Rennen, die ich unbedingt noch einmal fahren wollte. Es ist wirklich schön, dass es geklappt hat“, so Geschke.

Nachdem die Vorbereitung auf die Saison gut verlief, musste Geschke nach Down Under wieder eine Pause einlegen – Covid. Unterdessen braucht man wohl beide Hände, Geschkes-Covid-Infektionen mitzuzählen. „Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Dann hab ich jetzt wenigstens Ruhe bis zum Giro“, sagt Geschke und schiebt mit einem Lachen nach: „Hoffentlich!“

„Die ersten Rennen danach waren schwierig und auch bei Strade Bianche war es nicht perfekt, aber da lief es schon besser. Es fehlt einfach die Rennintensität. Im Alter ist es immer schwieriger, über die Reize im Training in Top-Form zu kommen. Da brauch ich mehr und mehr die Rennbelastung. Die hat jetzt einfach gefehlt, wegen Covid. Aber jetzt Tirreno-Adriatico, das passt dann schon“, so Geschke optimistisch.

Tschüß Strade Bianche

„Auch bei Strade Bianche hat der Sprecher mich verabschiedet. Ich hab nicht alles verstanden, aber das kam rüber“, sagt Geschke. „Wir wollten eigentlich die Gruppe besetzen, aber es war schnell klar, dass da eine Gruppe nicht weit kommen würde. Vor den Sektoren ist immer Stress, dadurch wird es dann auch immer schnell. Mit den 30er Reifen und etwas weniger Luftdruck rollt es zudem etwas schwerer und dann ist die ganze Zeit Zug drauf. Ich bin richtig krasse Wattwerte gefahren, schon vergleichbar mit sonst Lüttich-Bastogne-Lüttich. Strade steht Lüttich oder der Lombardei inzwischen in nichts nach“, so Geschke.

Als Pogacar losfährt zuckt niemand mehr. Da konnte keiner mit. Kuss wollte schon gern, war direkt am Rad, aber keine Chance. Schon beeindruckend. Aber das Rennen war halt einfach schon davor explodiert, die Gruppe richtig klein“, so Geschke. „Ich selbst bin vor dem Sektor Sante Marie schon 10-15 Mal am Limit gewesen. Position ist extrem wichtig und der Ziehharmonika-Effekt enorm. Das nacht das Rennen einfach sehr, sehr schwer.“

Reis und Waage

Für sein Cofidis-Team war der Start in die Saison schwierig. „Wir hatten einfach viele Krankheitsfälle und Verletzungen. Aber jetzt kommen einige Fahrer wieder zurück. Wir sind das einzige WorldTour-Team ohne Sieg, sowas erzeugt natürlich Druck. Aber wir arbeiten sehr professionell und ich bin mir sicher, dass sich bald mehr Erfolge einstellen. Die Entwicklung ist insgesamt enorm. Ein Beispiel: Mit 37 Jahren wiege ich jetzt zum ersten Mal den Reis aufs Gramm ab, den ich vor dem Tirreno-Zeitfahren esse„, sagt Geschke. Der Kampf um die Punkte hat bei den WorldTour-Teams längst begonnen und ist natürlich auch bei Cofidis ein Thema.

Simon Geschke war in seine letzte Saison gestartet, um Vollgas zu geben. Keine lockere Abschiedstour, sondern das letzte Kapitel einer langen und erfolgreichen Profi-Karriere. Job machen, kämpfen, Team helfen und währenddessen bewusst wahrnehmen, dass es die letzte Saison ist. Bislang gelingt Geschke das gut, er konnte die ersten Rennen genießen, auch die Anerkennung der Kollegen, die zu ihm kommen und nachfragen, ob es denn tatsächlich das letzte Jahr ist.
Nach Tirreno-Adriatico steht harte Arbeit in der Höhe an, dann die Baskenland-Rundfahrt. #Lockerausrollen gibts nicht, bei Simon Geschke. Noch nicht.