Viele Jahre war der Radklassiker am ersten Mai eine Angelegenheit für endschnelle Männer. Doch im vergangenen Jahr wurde der Parcours verändert – der Feldberg wird nun zwei Mal erklommen und Eschborn-Frankfurt hat einen neuen Charakter bekommen. „Ich finde es gut, dass die Strecke verändert wurde“, sagt Jens Zemke, Sportlicher Leiter beim Team Q36.5. „Man hat es 2023 gesehen, es war ein superspannendes Rennen. Es läuft jetzt nicht mehr zwangsläufig auf einen Sprint raus, sondern ist mehr zu einem Rennen für Fahrer geworden, die gut über die Berge kommen.“ Zemke ist in Wiesbaden geboren und hat eine enge Verbindung zum Frankfurter Rennen. Schon mehrfach war er als Sportler Leiter im Einsatz, holte den Sieg gemeinsam mit unterschiedlichen Fahrern – John Degenkolb, Pascal Ackermann und Sam Bennett.


Hausaufgaben und Renntaktiken

Auf die Streckenänderung waren im vergangenen Jahr nicht alle Teams vorbereitet. Es wurde so nominiert, als hätte das Rennen noch den alten Parcours. „Ich kann mich erinnern, dass ich bei der Pressekonferenz zur neuen Strecke war und damals direkt sagte: Mal gucken, wie viele meiner Kollegen die Hausaufgaben machen“, sagt Zemke mit einem Lachen und fügt an. „Es war dann aber schon so, dass mehr als zwei Drittel vorbereitet waren. Man sollte auch bedenken, wenn du die Berge nicht kennst, sie nur auf Veloviewer siehst, schätzt du den Parcours auch schnell ganz anders ein. Traditionell war es ein Rennen für die Sprinter, das haben viele Mannschaften noch so im Hinterkopf“, so Zemke.

Die neue Strecke ist viel schwerer, als zu Zeiten, wo die Sieger Degenkolb, Ackermann, Bennett oder Kristoff hießen. „Da man den Feldberg von zwei Seiten fahren muss, dazu noch drei Mal den Mammolshainer und es zudem vom Mammolshainer zum Ziel noch etwas kürzer geworden ist, besteht nun eine realistischere Chance für eine Spitzengruppe durchzukommen“, erklärt Zemke. Ganz auszuschließen sei auch ein Sprint einer großen Gruppe nicht, erklärt Zemke, doch für bergfeste Fahrer ist der Parcours nun deutlich besser zugeschnitten. „Natürlich bleibt die Frage, kommt die Gruppe durch, oder nicht. Das kann durchaus für ein sehr spannendes Finale sorgen“, so Zemke. Genau das war auch die Idee der Streckenplaner.

Karte Eschborn-Frankfurt 2024

Nominierung

Mit dem neuen Parcours haben sich auch die taktischen Ideen der Mannschaften verändert. Das geht schon bei der Nominierung los. „Ich gebe im Vorfeld der Planungen die Rückmeldung, dass wir einen bergfesten Sprinter brauchen und jemanden, der so kurze Anstiege wie Mammolshainer mit drüber gehen kann. Doch während einer Saison können sich Planungen schnell verändern, durch Stürze und Krankheit. Doch für uns ist klar, welche Fahrertypen wir in Frankfurt brauchen“, sagt Zemke, grinst und schiebt nach: „Ich hoffe, die Konkurrenz macht sich da nicht all zu viele Gedanken.“

Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres könnte es gut sein, dass einige Teams etwas anders nominieren. Noch mehr bergfeste Fahrer schicken. Das wiederum würde zusätzlich die Chance für starke Gruppe erhöhen und es für Sprinter schwerer machen. „Es könnte sogar sein, dass Teams mit richtigen Bergfahren kommen, sie dann schon am Feldberg versuchen, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Das ist durchaus eine Überlegung wert, mit diesem neuen Parcours“, so Zemke.

Bei Eschborn-Frankfurt geht es nicht nur um den Sieg bei einem prestigeträchtigen Rennen, sondern auch um viele WorldTour-Punkte. Das haben vor allem auch die kleineren Teams im Blick und wollen jede Chance nutzen. „Eschborn-Frankfurt ist ein WorldTour-Rennen und natürlich für unser Team Q36.5 wichtig. Wir waren im vergangenen Jahr auf dem Podium, das war durchaus ein Erfolg für das Team. Wie es in diesem Jahr läuft, wird man sehen, wird sind in jedem Fall sehr motiviert am Start und wollen uns so teuer es geht verkaufen.“

Vorläufige Startliste und Infos zum Rennen: eschborn-frankfurt.de