Es ist der heftige Abschluss der Ardennen-Woche – das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Eines der schwersten Eintagesrennen im Kalender – 254 Kilometer lang, satte 4500 Höhenmeter. Ein Rennen mit reichlich Strahlkraft und ganz viel Tradition. Die Premiere der „La Doyenne“ (die Älteste) gab es 1892, in der Siegerliste tauchen die ganz großen Namen des Radsports auf. Passenderweise steht der größte Radsportler aller Zeiten als Rekordsieger in den Büchern – Eddy Merckx, mit fünf Siegen.
Die Strecke wurde in diesem Jahr nur wenig verändert. Nachdem vor einigen Jahren das Ziel von Ans ins Zentrum nach Lüttich verlegt wurde, ist die Côte de la Roche-aux-Faucons die letzte Schlüsselstelle des Rennens und war mehrfach Ort der Entscheidung. Doch zuletzt war es Remco Evenepoel, der zwei Mal triumphierte und dabei immer sehr früh in die Offensive ging. So war es die berühmte Côte de La Redoute, wo die entscheidende Attacke gesetzt wurde. Wird das auch in diesem Jahr so sein? Möglich, aber nicht sicher!
Die Strecke von Lüttich-Bastogne-Lüttich 2024
Der Parcours wurde im Vergleich zum Vorjahr etwas geändert. Nach dem Start in Lüttich geht es gen Süden, nach Bastogne, dann auf dem anspruchsvolleren Teil mit einigen Anstiegen zurück nach Lüttich. Die Veränderungen geben dem Rennen keinen anderen Charakter. Auf dem Weg nach Süden nimmt man einen etwas anderen Weg und auch die Anfahrt zur Côte de Wanne wurde modifiziert. Dort geht es dann nicht mehr über die Mont-le-Soie, sondern von Vielsaim direkt gen Norden zur Côte de Wanne. Die Côte des Forges ist wieder als vorletzter Anstieg in Programm.
Der erste Anstieg des Rennens ist nach rund 70 Kilometern erreicht. Rund 10 Kilometer später erreicht das Feld Bastogne und dann geht es auf den deutlich anspruchsvolleren Rückweg nach Lüttich.
Bereits knapp 90 Kilometer vor dem Ziel wird das Finale des Rennens eingeläutet. Das berühmte Berg-Trio Côte de Wanne, Côte de Stockeu und Côte de la Haut Levée ist wieder im Programm und könnte für die erste Selektion sorgen. Wer sich stark fühlt und eine gute Mannschaft hat, kann hier bereits der Konkurrenz zusetzen.
Die berühmte Redoute steht dann 35 Kilometer vor dem Ende an. Die Vorentscheidung dürfte dann spätestens an der steilen Côte de la Roche-aux-Faucons (1,3 km à 11 %) fallen. Das Finale hat es in sich, denn diese letzte Steigung ist zweigeteilt. Danach geht es hinab nach Lüttich ins Ziel.
Die Anstiege:
Km 89,5 – Côte de Bonnerue – Montée de 2,5 km à 5,9 %
Km 130,6 – Côte de Saint-Roch – Montée de 1 km à 11,2 %
Km 174 – Côte de Wanne – Montée de 3,6 km à 5,1 %
Km 180,5 – Côte de Stockeu – Montée de 1 km à 12,5 %
Km 184,6 – Côte de la Haute-Levée – Montée de 2,2 km à 7,5 % Km 199 – Col du Rosier- Montée de 4,4 km à 5,9 %
Km 212,3 – Côte de Desnié – Montée de 1,6 km à 8,1 %
Km 225,1 – Côte de La Redoute – Montée de 1,6 km à 9,4 %
Km 236 – Côte des Forges – Montée de 1,3 km à 7,8 %
Km 245,7 – Côte de la Roche-aux-Faucons – Montée de 1,3 km à 11 %
Die Favoriten
Der Top-Favorit auf den Sieg dürfte Tadej Pogacar sein. „Pogi“ hat zwar seit der Katalonien-Rundfahrt im März kein Rennen mehr bestritten, bereitet sich intensiv auf den Giro d’Italia vor. Es ist zu erwarten, dass Pogacar nicht nur „frisch“, sondern auch in ansprechender Form nach Lüttich kommt. Er möchte gern das nachholen, was ihm im vergangenen Jahr durch den Sturz im Rennen verwehrt blieb – seinen zweiten Sieg beim Ardennen-Monument. Dafür hat er ein superstarkes Team an seiner Seite. Almeida, Bax, Fisher-Black, Hirschi, Novak, Ulissi – sie können das Rennen kontrollieren, schwer machen und Pogacars Attacke vorbereiten.
Im Blickpunkt steht auch Mathieu van der Poel. Der Weltmeister möchte gern auch in Lüttich um den Sieg fahren. Ob das Rennen für ihn jedoch zu schwer ist, wird man abwarten müssen. Drei der fünf Monumente hat Van der Poel schon gewonnen – Lüttich fehlt noch in den Palmares. Für „MvdP“ wäre es von Vorteil, würde das Rennen zunächst noch moderat gestaltet und erst im Finale an den Anstiegen attackiert. Doch UAE wird es dem Niederländer wohl schwer machen wollen und früh an den Bergen aufs Tempo drücken.
Mit S. Yates, A. Vlasov, B. Cosnefroy, R. Carapaz, T. Pidcock, D. Gaudu, M. Skjelmose, T. Benoot, A. Kron, J. Hindley, A. Valter, M. Van Gils stehen weitere starke Fahrer für solch Terrain in der Startliste. Wout Poels, Aurélien Paret-Peintre und Romain Bardet waren in dieser Woche bis Freitag bei der Tour of the Alps im Einsatz und sind nun in Lüttich dabei. Auch dieses Trio ist in guter Form.
Gegen Pogacar ist abwarten und im Finale auf eine Schwäche des Ausnahmefahrers warten eher keine Sieg versprechende Taktik. Gut möglich also, dass einige Mannschaften die Idee haben, vor dem Finale bereits einen Vorsprung herauszufahren, bevor Pogacar selbst in die Offensive geht. Findet sich eine starke Gruppe bereits einige Kilometer vor dem Ende zusammen, besteht durchaus die Chance, gemeinsam gegen Pogacar erfolgreich zu sein. Denn dieser wird vor allem auf sein eigenes Team angewiesen sein, kann wohl wenig auf die Hilfe der Konkurrenz hoffen.
***** Tadej Pogacar
**** Cosnefroy, Van Gils, Skjelmose
*** Van der Poel, Carapaz, Pidcock
** Benoot, Gaudu, Matthews, Kron, Vlasov, Teuns, Bardet, Yates
* Vlasov, Tiberi, Valter, Hindley, Buitrago, Williams, Vansevenant, Gregoire, Gall
Start: 10:10 Uhr
Ziel: ~ 16:30 Uhr
Data powered by FirstCycling.com
Die Frauen absolvieren ihr Rennen nach den Männern. Ihre Strecke führt über 152,3 Kilometer und insgesamt 10 Anstiege.