Nach dem ersten Einzelzeitfahren geht es nun mit der ersten schweren Bergetappe dieses Giro weiter. Rund 3500 Höhenmeter hat dieses achte Teilstück, ist mit rund 150 Kilometern aber recht kurz. Die Abstände in der Gesamtwertung sind nach dem Zeitfahren recht groß, das Klassement hat eine klare Struktur. Am Ende dieser achten Etappe steht die zweite Bergankunft dieses Giro d’Italia an. Die Klassementfahrer werden also spätestens dort gefordert. Doch es ist gut möglich, dass sich die Action nicht nur auf die Schlusssteigung begrenzt.
Gut möglich, dass es ein Tag für Ausreißer wird und es zwei Rennen in einem gibt – eines um den Tagssieg aus der Fluchtgruppe, das andere um die Positionen in der Gesamtwertung. Eventuell vermischen sich diese Rennen sogar und es wird spektakulär.
Direkt nach dem Start geht es bergauf – für Bergfahrer, die unbedingt in die Gruppe des Tages wollen, ist das ideal. Doch es wird viele Fahrer geben, die diesen Plan verfolgen. Zum einen konnten sich viele Bergfahrer am Freitag beim Zeitfahren schonen, weil sie nicht um die Gesamtwertung kämpfen, zum anderen steht nach der Flachetappe am Sonntag der erste Ruhetag an – viele Körner muss man sich nicht aufheben. Es wird eine ganze Reihe von starken Fahrern geben, die sich diesen Tag markiert haben und ihre Chance auf den Tagessieg sehen.
Dazu hat Tadej Pogacar angedeutet, dass er nicht jeden Tag sein Team voll einspannen will um den Ausreißern nachzusetzen. Doch vielleicht muss er es an diesem Samstag mehr als ihm lieb ist. Denn ab Platz elf in der Gesamtwertung haben alle Fahrer mehr als fünf Minuten Rückstand auf Pogacar. Wollen diese Fahrer Plätze gutmachen, dann bestenfalls aus einer Fluchtgruppe an einem Tag wie diesem.
Klar, Fahrer wie Martinez oder Thomas wird Pogacar nicht weglassen, aber Hirt, Rubio, Bardet, Lopez, Steinhauser, Storer … sie alle sind starke Fahrer und werden offensiv agieren wollen, wenn es die Beine hergeben. So könnte es zu Beginn der Etappe durchaus zu einem extrem offensiven Rennen kommen und sich vielleicht eine Gruppe formieren, die Pogacar lieber nicht fünf Minuten weglassen will.
Man darf sehr gespannt sein, wie der Start der Etappe läuft und wer es in die Gruppe des Tages schafft. Sollte Pogacar den Gedanken haben, das Rosa Trikot an einen für ihn ungefährlichen Fahrer abzugeben, wird vielleicht ein anderes Team dafür Sorgen, dass der Abstand zu den Ausreißern so überschaubar bleibt, dass Pogacar Rosa behält. Denn Pogacar ist jeden Tag anzumerken, wie sehr ihn die Mehrbelastung des Trikots – durch Pressekonferenz, Mixedzone, Podium etc – nervt.
Egal was am Anfang der Etappe passiert, auch das Finale dürfte spannend werden! Denn es ist gut möglich, dass einer der Top-Fahrer im Zeitfahren zu sehr an die Reserven gegangen ist und das zu spüren bekommt. Der Kampf ums Podium ist weiter offen!
Die Vorschau wird präsentiert von:
Die Strecke
Nach dem Start geht es gen Osten. Kurz nach dem Start beginnt die erste Steigung. Mit rund 5% nicht supersteil, aber doch gutes Terrain, dass sich eine starke Fluchtgruppe bilden könnte. Nach einer kurzen Abfahrt geht es direkt wieder bergauf.
Die Steigung zur ersten Bergwertung des Tages ist mehr als 16 Kilometer lang. Insgesamt nicht supersteil, aber im mittleren Bereich doch rund 5 Kilometer mit etwa siebeneinhalb Prozent Steigung.
Am Gipfel des Anstiegs der 2. Kategorie gibt es 18 Punkte zu holen.
Nach der Abfahrt geht es wellig weiter. Erst rund 47 Kilometer vor dem Ende beginnt die Steigung zur nächsten Bergwertung. Diese ist als Berg der dritten Kategorie ausgewiesen.
Zwar 12 Kilometer lang, aber im Schnitt etwas weniger als 5 % Steigung. Kein superschwerer Berg, eher ein kleiner Vorgeschmack, was dann im Finale kommt.
Die fast 25 Kilometer lange Abfahrt von der Bergwertung bringt das Peloton dann zum Fuße der Schlusssteigung. Diese beginnt etwas weniger als 15 Kilometer vor dem Ende.
Die Schlusssteigung ist mit 14,6 Kilometern bei im Schnitt 7% Steigung angegeben. Im Mittelteil gibt es einen kurzen Abschnitt mit mehr als 10%, aber insgesamt ist es ein Anstieg der wenige supersteile Passagen hat.
Im oberen Teil wird es etwas flacher, aber nur etwas weniger als 7%.
Die Favoriten
Es sind viele Fahrer, die für die Gruppe des Tages in Frage kommen. Rubio, Bardet, Storer waren schon genannt, Zana, Hirt, Fortunato, Steinhauser, Paret-Peintre, Geschke, Vansevenant, „Juanpe“ Lopez, Tiberi sind weitere. Dazu noch einige Fahrer mit viel Radstand in der Gesamtwertung – Vansevenant, Pellizzari, Schultz, Fabbro, Fiorelli, Muñoz … es wird sicher Mannschaften geben, die versuchen, mehrere Fahrer in die Gruppe zu bringen.
Bei Tudor wäre es extrem hilfreich, hätte Michael Storer einen Mann wie Florian Stork an seiner Seite. Doch man muss abwarten, wie der Auftakt der Etappe verläuft und wem es gelingt, tatsächlich in der Gruppe des Tages zu sein.
***** –
**** Rubio, Pogacar, Pellizzari
*** Zana, Storer, Hirt, Bardet, Fortunato
** Lopez, Steinhauser, Martinez, Tiberi, O’Connor, Arensman
* A.Paret-Peintre, Uijtdebroeks, Piganzoli, Vansevenant, Piccolo, Schultz
Start: 12:30 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr